Städte-Tourismus

Womo-Camper kommen gerne wieder

Von 
Martin Tangl
Lesedauer: 

Treffpunkt Wohnmobil-Stellplatz zum Konzert "Pipes & Drums" in der SAP Arena (v.l.): Jens Laube, Daniela und Ralf Loscheck, Andrea Laube. Unten: Bernd Klingmünster informiert sich am Platzeingang, wie er mit dem ÖPNV in die Stadt kommt.

© tan

Knapp 100 Tage gibt es ihn, den Wohnmobil-Stellplatz in Neuostheim. Zeit für einen Praxis-Test unserer Zeitung. Wie bewerten Reisende das Angebot? Warum kommen sie mit dem Camper nach Mannheim? Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Wie sind die Lärmbelastungen an den Hauptverkehrsstraßen und am City Airport?

Die Standards: Die Parkgebühr von zehn Euro pro Tag ist angemessen und bewegt sich im Rahmen vergleichbarer Stadt-Stellplätze. Kleingeld ist gefragt, da muss der Gast schon ein paar Münzen im Geldbeutel haben. Klappt aber auch mit der EC-Karte. Für den Stromanschluss geltgen Wertmarken für einen Euro pro Kilowattstunde, die man am Automaten rauslässt. OK! Wasser tanken für ein Euro pro 100 Liter, das ist normal. Ver- und Entsorgung auf dem neuesten Stand. Sehr gut! Die Plätze sind parzelliert und breit genug, um auch mal Tisch und Stühle unter die Markise zu stellen

Reisende: 12 Uhr am Samstag, fünf Wohnmobile stehen auf dem Gelände an der Hans-Thoma-Straße: ein Spanier, Fahrzeuge aus Böblingen und Ludwigsburg - und zwei Mannheimer, einer aus Seckenheim. "Wir renovieren gerade daheim, und da sind wir für ein paar Tage einfach umgezogen", erzählt uns Andreas Schmidt. "Wir sind unkompliziert", ergänzt seine Frau Miriam, beide erfahrene Wohnmobilisten. Deswegen stören sie auch die Geräusche nicht allzu sehr, die von der Straße und vom nahegelegenen City Airport herüber tönen. Gerade startet der Rettungshubschrauber, es folgt mit lautem Geknatter ein einmotoriger Flieger. "Wenn man hier länger steht, hört man es kaum noch", sagt Miriam Schmidt.

Verkehrsanschluss: Bernd Klingberg aus Rheinmünster: "Wir wollen zum Pipes & Drums-Konzert in die SAP Arena, da können wir ja heute Abend grad rüberlaufen". Gut hergekommen sei er von der Autobahn, allerdings habe er Hinweisschilder auf den Platz vermisst. "Die meisten fahren ja eh mit Navi, aber sonst liegt der Stellplatz verkehrstechnisch ideal, und das alles hier macht einen guten Eindruck," sagt er.

Dann studiert er den Lageplan am Eingang des Platzes und lässt sich erklären, wie er und seine Frau für einen Besuch jetzt in die Innenstadt von Mannheim kommen. "Mit der Stadtbahnline 6 oder 5, hier gleich um die Ecke", informieren wir ihn - und schon geht mit Rucksack los in die City. Etwas mehr Informationen an der Tafel über die Anschlüsse des ÖPNV mit Abfahrtszeiten wären nicht schlecht. Die Klingenbergs verfahren sich auf dem Rückweg und landen unversehens am S-Bahn-Halt an der SAP Arena und müssen zurück laufen. Ansonsten sind die Infos ausreichend, als nächstes Restaurant wird das Lindbergh am Flughafen angegeben.

Einkaufsmöglichkeiten: Kein Problem, knapp zehn Minuten zu Fuß entlang der Hans-Thoma-Straße bis zu den Supermärkten.

Sauberkeit und Komfort: Sehr gepflegt, schön angelegt, Rasen, Büsche und Bäume müssen allerdings noch wachsen. "Da kommt auch immer wieder einer von der Stadt und macht sauber, leert die Mülleimer", berichtet Miriam Schmidt. Nach einem Gewitter scheint wieder die Sonne - schnell wird's warm im Womo. Schatten gibt's nicht, die Bäume sind - verständlicherweise - noch viel zu klein, um Kühle zu spenden. Da kann es im Sommer richtig heiß in den Fahrzeugen werden.

An Nachmittag - mittlerweile stehen acht Mobile auf dem Platz - treffen sich Ralf und Daniela Loscheck aus Reinheim mit Jens und Andrea Laube aus Sindelfingen zum Schotten-Konzert in der SAP Arena. "Sehr schön hier, wir sind seit Freitag hier", berichtet Andrea Laube. Sie wünscht sich eine Toilette auf dem Stellplatz, nur für Behinderte mit Spezialschlüssel ist ein WC vorhanden.

Lärm: "Stört wenig, in der Nacht war die Autobahn zu hören. Aber wir wollen ja hier nicht 14 Tage bleiben", sagt Jens Laube. Ein Hobbyflieger startet vom Flugplatz, der ist nicht zu überhören. An diesem Nachmittag sind es gut 20 Flugzeuge, die über die Wohnmobile hinwegziehen. Auch knattern Hubschrauber der Flugschule über das Gelände. Sonntagmorgen, 7.10 Uhr, der erste Helikopter, kurz nach 9 Uhr ein Motorflieger.

Jedoch kaum Reaktion bei den Wohnmobilisten am Boden. "Ich hab einen tiefen Schlaf", sagt Ralf Loscheck. In der Nach ist es so ruhig, wie es am Rande von Schnellstraßen eben sein kann. Selbst bei geöffnetem Fenster ist lediglich ein monotones Dauerverkehrsrauschen zu hören. Anders ist es auf anderen Stadt-Stellplätzen auch nicht. Ab und zu dröhnt ein Motorrad, kurz nach Mitternacht lärmen einige Passanten.

Zufriedenheit: Unsere Reisenden wissen besonders die Nähe zur SAP Arena zu schätzen. "Es war aber auch ein tolles Konzert", schwärmen Bernd Klingberg und Ralf Loscheck. Weil heftiger Regen drohte, ist Bernd Klingberg abends mit der Bahn zur Halle gefahren. Zurück ging's zu Fuß, entspannt, ein etwa 20-minütiger Spaziergang. Ihr Fazit: "Wir kommen gerne wieder", sagen die Camper an diesem Wochenende.

Tourismus

Neuer Wohnmobil-Stellplatz in Mannheim

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
7
Mehr erfahren

Der neue Wohnmobil-Stellplatz in Neuostheim an der Hans-Thoma-Straße

  • Der Wohnmobil-Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum Maimarktgelände und zur SAP Arena wird nach Auskunft der Stadt gut angenommen.
  • Der kommunale Fachbereich „Sport und Freizeit“ hat 250 Übernachtungen im Zeitraum vom 13. Februar (Tag der Eröffnung) bis zum 30. April gezählt. Die Maimarktzahlen sind dabei noch nicht vollständig berücksichtigt. Anfragen kommen unter anderem aus England, der Schweiz und den Niederlanden (zur Time Warp).
  • Kosten: Rund 600 000 Euro hat die Stadt in die Gestaltung des Geländes an der Hans-Thoma-Straße investiert.
  • Auslastung: Stichprobe an Ostern: acht von 15 Stellplätzen belegt
    Stichprobe zur Time Warp: acht Stellplätze belegt. Stichprobe zum Maimarkt: 13 von 15 Stellplätzen belegt. tan

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen