Nachruf - Wolfgang Heller im Alter von 78 Jahren verstorben / Geschäftsführer eines der ersten vegetarischen Restaurants in Deutschland

Wolfang Heller, Gründer des Mannheimer Bio-Restaurants Heller's verstorben

Von 
Eva Baumgartner
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Das Heller’s in N 7 – eines der ersten vegetarischen Restaurants in Deutschland. © Thomas Tröster

Als Wolfgang Heller 1987 sein vegetarisches Restaurant zwischen Hauptbahnhof und Wasserturm in N 7 gründete, war er Pionier, betrat gastronomisches Neuland. 34 Jahre lang hat er als Geschäftsführer mehr als sieben Millionen Kunden mit vegetarischen und später auch veganen Speisen versorgt. Bereits am 27. Dezember starb er im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit. Seine Kinder Sandra Heller-Saraci, Angelika Gaal und Sven Heller sowie sein Bruder Heiko Heller nahmen mit ihren Familien am Freitag im engsten Kreis Abschied.

Wolfgang Heller starb im Alter von 78 Jahren. © Sandra Heller-Saraci

Ein Arztbesuch ändert alles

Ein Besuch beim Arzt war es, der den gebürtigen Brandenburger, der 1955 in den Westen flüchtete, dazu brachte, sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen: Der Arzt diagnostizierte hohe Cholesterinwerte, weshalb der Exportkaufmann ab 1968 tierische Fette mied und schließlich komplett auf Fleisch verzichtete. Er interessierte sich für Umweltschutz, für den nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln und die Verwendung regionaler Obst- und Gemüsesorten. Seine private Passion machte er schließlich zu seiner beruflichen – und gründete in Mannheim das erste vegetarische Restaurant mit Café. Für das Konzept holte sich Heller Ideen von einem Restaurant aus Stuttgart.

Doch schon zuvor hatte er mit Bio-Produkten gehandelt und 1980 in Wiesbaden einen der ersten Bio-Supermärkte Deutschlands eröffnet. Zwischen 1973 und 1980 organisierte er in Europa den Vertrieb von Reformwaren, war von 1983 bis 1986 Exportleiter bei Weleda. „Bio-Landwirtschaft war einfach immer sein Ding“, sagt seine Tochter Sandra Heller-Saraci im Gespräch mit dieser Redaktion.

Speisen, Salate, Getränke und Süßwaren gingen bei ihm vor der Pandemie über die Theke – bei täglich 1000 Gästen, wie er dieser Zeitung vor einigen Jahren verriet. Nicht nur vegetarisch oder später auch vegan musste alles sein, sondern zudem vollwertig und zu 100 Prozent Bio. Ein Erfolgsrezept, das viele Stammgäste schätzten – wie das persönliche Gespräch mit Heller, der als selbst ernannter „Platzanweiser“ gerne mit den Kunden plauderte.

„Doch mit der Pandemie hat sich alles geändert“, bedauert Heller-Saraci. Die Selbstbedienung am Salat- und Vorspeisenbüfett musste aufgegeben werden, als das Restaurant nach dem ersten Lockdown 2020 wieder öffnete, es gab deutlich weniger Plätze. Oft habe die Familie das Gefühl gehabt, dass Corona-bedingt alles zusammenbreche.

Obwohl Heller eineinhalb Jahre sehr krank war, habe er sein Lebenswerk noch bis zuletzt täglich besucht: „Aktiv im Tagesbetrieb mitarbeiten konnte er seit Sommer nicht mehr, aber er hat es sich nicht nehmen lassen, immer mitzukommen. Er hatte irgendwie noch seine Hand über allem, das hat ihn motiviert, ihm Kraft gegeben“, sagt Sandra Heller-Saraci.

Viele Kunden hätten sich in den vergangenen Tagen erkundigt, wie und ob es ohne den Geschäftsführer weitergehe. Für seine Familie und das ganze Team sei es jedoch selbstverständlich, nach dem Tod des beliebten Chefs weiterzumachen. Alle Mitarbeiter wollen die derzeitigen Hürden meistern, obwohl die geltenden 2Gplus-Regeln „furchtbar, eine nicht enden wollende Katastrophe“ seien, beschreibt Heller-Saraci.

Doch im Sinne ihres Vaters wolle sie mit allen aus Küche und Restaurant weitermachen, das Lebenswerk des Bio-Pioniers fortführen: „Wir geben nicht auf und tun alles, dass es weitergeht – in seinem Sinne.“

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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