Gastronetzwerk Innenstadt

Wo die Gastronomie in der Mannheimer Innenstadt hin will

Ein neu gegründetes Netzwerk möchte die Interessen der Abend- und Nachtgastronomie in der Mannheimer Innenstadt vertreten. Wie die Ziele erreicht werden sollen.

Von 
Kai Plösser
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Von der Stadt erwartet das Netzwerk, dass sie „ihren Wert als Wirtschaftsfaktor und wichtigen Ort des kulturellen und sozialen Lebens“ anerkennt. © Christoph Bluethner

Mannheim. Genauso wie der Einzelhandel oder kulturelle Angebote gehören auch die Gastronomie und das Nachtleben zu einer lebenswerten Stadt. Nun möchten Betreiber von Restaurants, Bars, Clubs und all den anderen abendlichen Ausgehmöglichkeiten in der Mannheimer Innenstadt ihre Interessen zukünftig einheitlich vertreten. Dazu hat sich kürzlich das Gastronetzwerk Innenstadt gegründet.

„Es geht darum, dass wir nach außen mit einer Stimme auftreten“, sagt Frank Hammel, der Besitzer des Irish Pub Fermac’s in den U-Quadraten und einer von fünf Sprechern des Netzwerks ist, im Gespräch mit dieser Redaktion. Die entscheidende Frage, die sich dabei stellt, sei: „Wo wollen wir hin?“ Dazu hat das Netzwerk ein Leitbild 2030 erstellt, das mit „Eine lebenswerte Innenstadt mit florierender Gastronomie“ überschrieben ist und an dem es sich orientieren will.

Das übergeordnete Ziel bleibt: eine lebendige Gastronomie und eine lebendige Innenstadt.
Robert Gaa Beauftragter für Nachökonomie bei der Stadt Mannheim

„Wir haben versucht, zu skizzieren, was die Parameter sind, damit die Innenstadt auch 2030 noch ein lohnenswertes Ziel ist“, erläutert Hammel. Sozusagen also eine Vision, in der die Innenstadt zu jederzeit lebendig, sicher und attraktiv für Menschen jeden Alters sein soll, wie es im Leitbild heißt. Und weiter: „Sie lädt mit urbanem Flair, besonderen gastronomischen Erlebnissen, qualitätsvollem Einzelhandel und vielfältigen Aufenthaltsorten (in der Gastronomie) zum Verweilen ein.“

Auf dem Weg zu einer lebenswerten Innenstadt will das Netzwerk mit seinen Belangen und Interessen einen entscheidenden Beitrag leisten. Sich selbst sieht die Gastronomie in dem Leitbild als „vielfältig, weltoffen und mit allen Sinnen erlebbar“. Von der Stadt erwartet das Netzwerk dabei, dass sie „ihren Wert als Wirtschaftsfaktor und wichtigen Ort des kulturellen und sozialen Lebens“ anerkennt und die Gastronomie durch Kooperation und unkomplizierte Genehmigungsprozesse fördert.

Dialog und Zusammenarbeit mit der Mannheimer Stadtverwaltung nötig

Wichtige Themen, die in den Augen des Netzwerks angegangen werden müssten, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten, seien neben einer engen Zusammenarbeit zwischen Gastronomie und Einzelhandel etwa die Sicherheit für Gäste und Angestellte, die Sauberkeit oder die Erreichbarkeit. Damit sich hier etwas ändert, möchten die Gastronomen ihre Belange einerseits verstärkt in die Fraktionen des Gemeinderats hineintragen. Andererseits sind hierfür auch der Dialog und die Zusammenarbeit mit der Stadt notwendig.

Es gibt zwar noch einen weiten Weg, aber so fängt ein Netzwerk an.
Frank Hammel Irish-Pub-Besitzer und Sprecher des Gastronetzwerks Innenstadt

Hier kommt Robert Gaa ins Spiel. Der ehemalige Nachtbürgermeister und neuerdings Beauftragte für Nachtökonomie bei der Stadt steht dem Netzwerk unterstützend zur Seite: „Ich begleite das Ganze. Meine Aufgabe ist es, die Punkte der Gastronomie mitzunehmen und so in die Stadtverwaltung hineinzuwirken.“ Vor allem bei der Wirtschaftsförderung, wo Gaas neue Arbeitsstelle angesiedelt ist, sei das der Fall. Aber auch mit anderen Bereichen der Verwaltung geht er ins Gespräch, um an Stellschrauben drehen zu können: „Sodass es der Gastro hilft und generell einen Mehrwert für die Stadt bietet“, sagt Gaa.

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In Stein gemeißelt ist das Leitbild nicht, denn die Entwicklung der Gastronomie sowie der Innenstadt und somit auch der Zielsetzungen sei ein ständiger Prozess. „Das Ziel bleibt ja nicht statisch bis 2030 so stehen“, sagt Hammel. Vielmehr gelte es, das Leitbild über die Jahre stetig weiterzuentwickeln. „Doch das übergeordnete Ziel bleibt: eine lebendige Gastronomie und eine lebendige Innenstadt“, ergänzt Gaa. Dass der Weg dahin nicht immer geradeaus verlaufen kann, ist einberechnet. Dennoch sei das bereits am Anfang aufgestellte Leitbild „unglaublich wertvoll“ für die weiteren Schritte des Netzwerks, so Gaa.

Dabei ist es nicht so einfach, mit einer Stimme zu sprechen. „Uns zu einigen, Prioritäten zu erstellen – das ist eine Schwierigkeit“, sagt Hammel. Das sei bei der Größe und der Vielfalt des Netzwerks aber nicht verwunderlich. Vom Takeaway über Hotels, Restaurants, Clubs, Kneipen oder Shisha-Bars sei alles vertreten. „Da gehen die Interessen durchaus auseinander. Und da die Leute einzufangen und zu sagen, das ist unser gemeinsames Ziel, da gehen wir hin – das ist die Herausforderung.“

Futuraum ermöglicht Gründung des Gastronetzwerks in der Mannheimer Innenstadt

Dennoch fällt Hammels Urteil zur Zusammenarbeit des Gastronetzwerks bisher positiv aus. „Für die Dauer, die wir existieren, und für die Anzahl an Treffen, die wir bislang hatten, sind wir auf einem guten Weg“, findet er. Bereits im Januar hatten sich die ersten elf Gastronomen unter Begleitung des Futuraum-Leiters sowie Innenstadtbeauftragten, Petar Drakul, und Robert Gaa an einen Tisch gesetzt, um das Netzwerk auf die Beine zu stellen. Nach zwei weiteren Workshops im Futuraum, in denen die Teilnehmer das gemeinsame Leitbild ausarbeiteten, wurde das Netzwerk im Juni schließlich offiziell ins Leben gerufen.

„Wir wurden wirklich auf die Beine gestellt und gut unterstützt“, ist Hammel dankbar, dass Drakul und Gaa den Prozess begleitet haben. „Die haben uns angeleitet, in eine bestimmte Richtung zu gehen, dass wir eine Einheit formieren, Sprecher benennen“, erläutert er. Nun will das inzwischen auf 23-Gastro-Betriebe gewachsene Netzwerk möglichst auf eigenen Beinen stehen, so fand ein viertes Treffen Mitte Juli ohne Drakul und Gaa statt. „Es gibt zwar noch einen weiten Weg, aber so fängt ein Netzwerk an“, sagt Hammel. „Es ist ein Prozess, den wir jetzt angestoßen haben“, ergänzt Gaa. „Da müssen wir jetzt einfach schauen, dass wir den am Leben erhalten.“

Redaktion

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