Projekt

Wissenschaft trifft Bühne: KI-Performance im Technoseum Mannheim

Im Technoseum Mannheim trifft Kunst auf KI: Eine flauschige Wolke eröffnet eine interaktive Performance über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz.

Von 
Valerie Gerards
Lesedauer: 
KI-Performance: Helen Piel (v.l.), Rudolf Seising, Pamela Pachl und die Künstlerin Janet Grau mit Endlospapier. © Valerie Gerards

Mannheim. Im Mannheimer Technoseum wird es still, als eine flauschige Wolke auf die Bühne tritt. Sie trägt ein blau-weißes Kostüm, spricht mit ruhiger Stimme und nennt sich „Cloud“. Die Wolke ist Teil einer ungewöhnlichen Performance, die am Sonntag das Auditorium füllte. „Wir sind die letzte Generation, die sich an ein Leben erinnert, bevor Maschinen denken konnten“, sagt sie. Die Aussage markiert den Auftakt zu einem interaktiven Wissenschaftsformat, das Kunst, Forschung und gesellschaftliche Fragen miteinander verknüpft.

Die Performance „Hallo Zukunft! Das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ entstand in Zusammenarbeit zwischen der US-Künstlerin Janet Grau, dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) und dem Deutschen Museum München. Auf der Bühne stehen die Künstlerin Janet Grau, Rudolf Seising und Helen Piel vom Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte des Deutschen Museums und Pamela Pachl vom Forum Deutsche Sprache des IDS. Gemeinsam bringen sie wissenschaftliche Erkenntnisse, historische Perspektiven und künstlerische Ausdrucksformen zusammen.

Die Aussagen sind klar und verständlich formuliert – auch für die Kinder

Im Zentrum steht die Frage, wie künstliche Intelligenz das Leben verändert, und was sie tatsächlich kann. Helen Grau, verkleidet als „Cloud“, erklärt den kleinen und großen Gästen im Saal, dass KI weder denken noch fühlen kann. „Wie ein hochentwickelter Papagei, der alles nachplappert, aber nichts versteht“, sagt sie. KI sei nicht schlau, sondern nur so programmiert, dass sie intelligent wirke. Die Aussagen sind klar und verständlich formuliert – auch für die Kinder im Publikum.

Die Performance greift Ängste auf, die mit neuen Technologien verbunden sind. „Die Cloud“ erinnert an Sokrates, der das Schreiben für gefährlich hielt, weil es das Gedächtnis schwächen könnte. Oder Romane, die einst als Bedrohung für junge Frauen galten. Sie führt Beispiele wie Elektrizität, Züge, Telefon und Fernsehen an – alles Technologien, die zunächst auf Ablehnung stießen. Die Botschaft: Angst vor dem Unbekannten begleitet den technischen Fortschritt seit jeher.

Die Performance benennt konkrete Probleme, die mit KI verbunden sind

Die Performance bleibt nicht bei historischen Vergleichen, sondern benennt konkrete Probleme, die mit KI verbunden sind. Dazu zählt die Voreingenommenheit von Algorithmen, die Vorurteile nicht nur übernehmen, sondern auch verstärken können. Beispiele wie „Die Erde ist eine Scheibe“, „Chemtrails“ oder „Angela Merkel ist eine Hexe“ zeigen, wie leicht sich Falschinformationen auch durch KI-Systeme verbreiten lassen. Der hohe Energiebedarf, ethische Fragen und die Schwierigkeit, KI vollständig zu verstehen und zu kontrollieren, werden ebenfalls thematisiert.

Ein besonderer Moment entsteht, als Alan Turings berühmtes Gedankenexperiment vorgestellt wird. Ein Computer gilt als intelligent, wenn er einen Menschen täuschen kann. Der sogenannte Turing-Test bildet die Grundlage für den CAPTCHA-Test, den viele aus dem Internet kennen. Die Abkürzung steht für „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart“. Die Erklärung sorgte für einen Aha-Effekt im Publikum.

Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Transformationen durch KI: Die neue Ära der Mensch-Maschine-Kommunikation“. Es verfolgt das Ziel, gemeinsam über den Umgang mit KI zu reflektieren.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke