Mannheim. Es war kalt in PX de Dom, die Heizungsanlage machte die zum Veranstaltungsort umgebaute Sandhofener Kirche nicht richtig warm. Das könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass der CDU-Kreisverband innerhalb von rund vier Stunden relativ zügig seine Kandidaten für die Kommunalwahl nominierte, ganz ohne Kampfabstimmungen. Der wahrscheinlichere Grund ist allerdings, dass die parteiinterne Findungskommission einen guten Listenvorschlag ausgearbeitet hat. Die knapp 160 anwesenden Mitglieder stimmten jedem Bewerber auf dem entsprechenden Platz zu. Ganz vorne stehen dabei der 43 Jahre alte Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz und mit der gleichaltrigen Konditormeisterin Martina Herrdegen eine politische Neueinsteigerin.
„Intelligente Verkehrspolitik“
Vor der Abstimmung nannte Kranz in einer halbstündigen Rede die Themen, die seine Partei anpacken will. „Wir wollen Familien stärken und entlasten.“ Vor allem mit genügend Kinderbetreuungsangeboten, für Unter-Dreijährige genauso wie für Schulkinder. Es gehe darum, den Familien das zu bieten, was sie in der jeweiligen Situation bräuchten, so Kranz. Auch über die gängigen Zeiten von 7.30 Uhr bis 17 Uhr hinaus. „Dafür wollen wir in den kommenden Jahren Mittel bereitstellen.“ Den auf Antrag seiner Fraktion beschlossenen gebührenfreien Regelkindergarten in Mannheim bezeichnete Kranz als „wichtigen Beitrag zur Stützung des Wohnstandortes Mannheim“, gerade im Wettbewerb mit Kommunen in Hessen und Rheinland-Pfalz.
Ein weiteres Anliegen der CDU ist dem Fraktionschef zufolge eine „intelligente Verkehrspolitik“. Ob Auto, Fahrbahn oder Straßenbahn, „jedes Verkehrsmittel hat seine Berechtigung. Wir wollen für einen Ausgleich der Verkehrsträger sorgen“. Als weitere wichtige Themen nannte er den Erhalt der Bäume auf dem Rheindamm sowie den Schutz der Bürger vor Bahnlärm.
Nach dem Fraktionschef durften sich die anderen Kandidaten vorstellen, jeweils in zwei Minuten. Herrdegen erklärte dabei, sie wolle Mittelstand und Handwerksbetrieben helfen, indem Bürokratie abgebaut werde. „Außerdem möchte ich als zweifache Mutter die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt vereinfachen.“ Kranz wurde mit knapp 92 Prozent auf Listenplatz eins gewählt, Herrdegen mit rund 84 auf Platz zwei.
Von den acht CDU-Stadträten, die am 26. Mai erneut antreten, kandidieren sechs auf den ersten zehn Listenplätzen. Dazu kommen Parteichef Nikolas Löbel auf Position zwölf – dieser Platz hätte bei der vergangenen Wahl noch zum Einzug in den Gemeinderat gereicht – und sein Vorgänger als Bundestagsabgeordneter, Egon Jüttner, auf 19. Er kandidiere auf einem hinteren Listenplatz, „damit auch junge und neue Kandidaten die Chance haben, in den Gemeinderat einzuziehen“, erklärte der Sandhofener.
Viel beachtete Neueinsteiger
Für viel Beachtung hatte schon im Vorfeld die Kandidatur von REM-Generaldirektor Alfried Wieczorek gesorgt. Er wolle sich nicht nur für Kultur einsetzen, sondern auch für Wirtschaft, betonte er. Ich will „unser Dezernat unterstützen, das ja auch für Soziales und Arbeit zuständig ist“, sagte er mit Blick auf den Aufgabenbereich von Bürgermeister Michael Grötsch (CDU). Der Unternehmer Reza Shari, auf Platz 17 ebenfalls ein Neueinsteiger, betonte, man müsse „das Potenzial unserer Stadt“ viel stärker nach außen deutlich machen. Fast alle Kandidaten wurden mit deutlich über 70, viele sogar mit über 80 Prozent gewählt. Das beste Ergebnis erhielt der Sandhofener Wilken Mampel auf Platz elf mit rund 94 Prozent.
Was für die CDU bei der Kommunalwahl drin ist? Das hänge von vielem ab, wie am Samstag bei Gesprächen an den Tischen zu hören war. Wie sich die Umfragewerte der CDU im Bund entwickeln, aber auch wie die Grünen und die AfD in Mannheim abschneiden und wie viele überhaupt zur Wahl gehen. Über die zwölf Sitze, die man 2014 errang, wären viele froh. Parteichef Löbel gab trotzdem ein klares Ziel aus: „Wir wollen stärkste Fraktion werden.“
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