Das massive Schiebetor in der Pettenkoferstraße steht weit offen, der schlauchförmige Innenhof ist mit Möbeln und Baumaterialien zugestellt. Alles wirkt noch recht provisorisch. Wer es nicht weiß, vermutet auf dem Grundstück mit dem frisch in Weiß gestrichenen, gewöhnlichen Haus, keine Moschee. Und eine Moschee im eigentlichen Sinn befindet sich hier auch nicht, wie Rabit Kadrii, Sekretär und Vorstandsmitglied des Mannheimer Deutsch Albanisch Islamischen Vereins (DAI), erklärt: "In den Köpfen der Menschen ist die Vorstellung einer Moschee immer an einen riesigen Bau mit Minarett geknüpft. Aber hier bei uns sind es ja nur Gebetsräume."
Und zwar ein knapp 140 Quadratmeter großer Raum für die Männer und, eine Etage weiter oben, ein etwa 110 Quadratmeter großer Gebetsraum für Frauen. Zudem gibt es im Erdgeschoss einen kleinen Raum für die rituelle Waschung vor dem Gebet, und im Obergeschoss einen Aufenthaltsraum mit Küche für die Frauen. Einen solchen wird es auch für die Männer geben, an dem Raum wird aber noch gebaut. Knapp 600 Quadratmeter umfasst das gesamte Grundstück.
Viel Licht im Gebetshaus
Wer die Gebetsräume betritt, dem offenbart sich im Vergleich zum Innenhof ein anderes Bild: Die lichtdurchfluteten Räume sind penibel aufgeräumt, fast leer gefegt, die Wände in ein strahlendes Weiß getaucht. Wer die Räume betreten möchte, muss seine Schuhe ausziehen und diese in einem Regal vor dem Gebetsraum abstellen. Die Füße versinken im weichen, mit Ornamenten verzierten Schurwollteppich. Alles riecht neu.
Die drei der insgesamt neun DAI-Vorstandsmitglieder, die sich zu einem Rundgang bereiterklärt haben, - Rabit Kadrii, Gafurr Kamberi und Amir Abdiji - sind stolz, aber auch müde. Denn bis sich der Neubau in der Neckarstadt-West realisieren ließ, war es ein langer Weg (wir berichteten).
Finanzierung durch 450 Spenden
"Ein neues Grundstück in zentraler Lage zu finden, mit genügend Parkplätzen, war nicht einfach", erinnert sich Abdiji zurück. Die Albanische Moschee war zuvor in einem Mietshaus in den H-Quadraten untergebracht, dort wurde es der wachsenden Gemeinde schnell zu klein. "Wir haben mittlerweile zwischen 180 und 220 Mitglieder", sagt Kadrii. Diese waren es auch, die den Grundstückskauf plus Neubau, zusammen mit weiteren Spendern albanischer Gemeinden aus ganz Deutschland, mitfinanziert haben. Rund 450 Spender hätten das Projekt finanziell gestemmt, die Namen einiger hängen im großen Gebetsraum aus - Spendensumme inklusive.
Knapp zwei Jahre hat der DAI an dem Neubau gearbeitet, vor Beginn des diesjährigen Fastenmonats Ramadan wurden die Räume für die ersten Gläubigen geöffnet. Eine offizielle Eröffnung gab es noch nicht, diese soll laut den Vorstandsmitgliedern demnächst nachgeholt werden. "Hierzu werden wir natürlich auch die Stadt einladen", versichert Kadrii, der auch Mitglied im Mannheimer Migrationsbeirat ist. "Wir legen viel Wert auf einen Dialog. Mit der Stadt, aber auch mit anderen Religionen." Mit dem Neubau habe die Gemeinde auch geplant, mehr Veranstaltungen zu organisieren, zu denen auch Nicht-Gemeindemitglieder willkommen seien. Hier am Standort in der Neckarstadt-West fühlen sich die DAI-Mitglieder von Anfang an herzlich aufgenommen. "Bevor wir uns für den Kauf entschieden haben, haben wir unsere Nachbarn gefragt, ob sie uns hier überhaupt haben wollen", erzählt Kamberi lachend. In direkter Nachbarschaft zum Neubau des DAI, in dem Gebäude nebenan, befindet sich die türkische Ulu Camii Moschee.
Türkische Moschee als Nachbar
Zwischen den zwei Gemeinden findet laut Kadrii ein reger Austausch statt: "Wenn wir es mal nicht rechtzeitig zu unseren Gebetszeiten schaffen und die türkische Moschee noch offen hat, beten wir auch dort mit." Das gelte auch umgekehrt. "Der einzige Unterschied zwischen uns, ist die Sprache", betont Abdiji.
Zum Freitagsgebet der Albanischen Moschee kommen im Schnitt 150 Menschen, erzählt Abdiji. Dabei übernimmt immer einer der Vorstandsmitglieder die Predigt auf Albanisch. "Einen festen Imam haben wir nicht", sagt Abdiji. Das soll sich aber möglicherweise ab dem nächsten Jahr ändern. Die Suche stellt sich für die Religionsgemeinde als nicht einfach heraus. "Wir wollen einen Imam, der freitags auf Deutsch predigt und auch in Deutschland ausgebildet wurde", so Abdiji. Und davon gebe es bisher noch nicht allzu viele.
Albanische Gemeinde
Nach Informationen des Auswärtigen Amtes sind bis zu 70 Prozent der Bevölkerung Albaniens Muslime. Die restlichen 20 Prozent sind griechisch-orthodox, zehn Prozent katholisch.
Die Albanischen Moschee in Mannheim folgt der sunnitisch-hanafitischen Tradition des Islam und gehört zum Dachverband "Union der Islamisch Albanischen Zentren in Deutschland" (UIAZD).
Laut der kommunalen Statistikstelle leben 340 Menschen mit albanischem Migrationshintergrund in Mannheim. Davon sind 227 albanische Staatsangehörige und 113 Deutsche mit albanischem Migrationshintergrund. gbr
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