Kirche - Pfarrer der Italienschen Katholischen Gemeinde soll Ende Mai aufhören / Mitglieder sind erbost und wehren sich

„Wir werden hier ignoriert“

Von 
Anke Philipp
Lesedauer: 

Mannheim. Priester wechseln mitunter ihren Wirkungsort, um sich neuen Herausforderungen zu stellen – oder weil sie dies müssen. Bei Don Valerio Casula scheint Letzteres der Fall zu sein. Einerseits würde der 60 Jahre alte Italiener, der seit zehn Jahren die muttersprachliche katholische Mission leitet, gerne in Mannheim bleiben. Doch auch in der alten Heimat wird er gebraucht. Dass der Vertrag des beliebten Seelsorgers ausläuft, ruft bei vielen der rund 18 000 Italiener in der Region Unmut hervor. Die Gläubigen wollen sich das nicht bieten lassen.

Don Valerio Casula wollte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht äußern. Dafür gehen Mitglieder der Mission für den Verbleib des beliebten Pfarrers jetzt auf die Straße. Rita Brescia hat nach Anfang Mai zum zweiten Mal für Samstag, 18. Mai, zur Demonstration aufgerufen. Am 20. März habe man Don Valerio schriftlich mitgeteilt, das Ende Mai Schluss sei. „Gespräche oder eine Begründung dafür hat es nicht gegeben. Das macht man doch so nicht“, ärgert sie sich und fügt bitter hinzu: „Wir werden hier einfach ignoriert“. Dabei sei die Kirche (zurzeit auf der Blumenau) stets proppenvoll, die Angebote würden gut angenommen. Brescia: „Der Pfarrer kümmert sich um alle Generationen, macht ein Mal pro Woche Messedienst.“ Dafür seien die zentralen Gemeinderäume in D 6,11 zu klein, Alternativen nicht in Sicht – „trotz Leerstands von Kirchen und kirchlichen Räumlichkeiten“, so Brescia. „Sollte das Erzbistum den Pfarrer absetzen, werden viele italienische Katholiken aus der Kirche austreten“, ist sie überzeugt.

In der Heimat gebraucht

Von einer Auflösung der Italienischen Mission in Mannheim könne indes keine Rede sein, stellt Michael Hertl, Sprecher der Erzdiözese klar. Grundsätzlich seien die Pfarrer im Erzbistum Freiburg gehalten, sich nach zehn Jahren auf eine neue Stelle zu bewerben. „Vor diesem Hintergrund ist auch der Wechsel der Leitung ein durchaus normaler Vorgang“, so Hertl. Davon abgesehen, arbeite der Geistliche auf Grundlage eines Fünfjahresvertrags zwischen italienischer Bischofskonferenz, seiner Heimatdiözese und der Erzdiözese Freiburg. Don Valerio habe im Übrigen von sich aus um diesen befristeten Vertrag gebeten, sich auch nicht um eine Verlängerung gekümmert. Daher seien Erzbischof Stephan Burger, Erzbischof Sanna von Oristano (sein Heimatbischof) und der zuständige Weihbischof Peter Birkhofer davon ausgegangen, dass kein Interesse an einer Verlängerung bestehe, sagt Hertl. Auch werde Don Valerio in seiner Heimat gebraucht, weil dort Priestermangel herrsche. Erzbischof Sanna habe ihn daher gebeten, zurückzukommen, um in der Erzdiözese Oristano eine pastorale Aufgabe zu übernehmen.

Stelle wird wieder besetzt

Damit in Mannheim keine Vakanz entsteht, wird in Kürze ein italienischsprachiger Priester für die Zeit nach dem 31. Mai in die Quadratestadt kommen, bestätigt Dekan Karl Jung. Er betont: „Wir sind sehr froh über unsere muttersprachlichen Gemeinden.“ Deshalb stelle die Gesamtkirchengemeinde ihnen in D 6 das Prälat-Nikolaus-Haus zur Verfügung. „Darüber hinaus sind alle muttersprachlichen Gemeinden mit einer Kirche ausgestattet – in der Regel zusammen mit einer deutschsprachigen Gemeinde“, so Jung.

Die Italienische Mission will den Abzug ihres Pfarrers so einfach nicht akzeptieren: Am Samstag, 18. Mai, geht es ab 17.30 Uhr in einem Protestzug von D 6 aus über die Planken, am Rathaus vorbei bis zum Marktplatz vor die Kirche St. Sebastian. Dort ist eine Kundgebung geplant mit Gebet des Rosenkranzes – denn schließlich glauben die Missionsmitglieder ganz fest daran, dass Don Valerio Casula ihnen in Mannheim auch weiter beistehen wird.

Italienische Mission

  • Die italienische katholische Gemeinde Mannheim, deren Schutzpatron Johannes Bosco ist, wurde nach eigenen Angaben am 13. April 1960 von Don Antonio Mattalia gegründet.
  • 1998 wurde der Missionar Don Antonio durch Don Domenico Fasciano abgelöst. Seit 1. September 2008 ist für die pastorale Arbeit Don Valerio Casula zuständig.
  • Gottesdienste, Messen, Erstkommunion – alles fand 2018 in Herz Jesu, Neckarstadt, statt, seit 2019 trifft sich die Gemeinde auf der Blumenau.
  • Angebote sind Pilgerfahrten nach Rom, 60plus-Treffen, Kinderfasnacht, Glaubens- und Ehekurse.
  • Die Zahl der italienischsprachigen Katholiken in Mannheim schätzt die Erzdiözese auf ca. 9000, im gesamten Seelsorgebezirk der Italienischen Katholischen Mission Mannheim auf ca. 14 500. Der Einzugsbereich reicht von Weinheim, über den Odenwald bis nach Sinsheim und Mosbach. aph

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen