Modemarke Purelei

Purelei-Mitgründerin Jahnke: „Wir haben ein eigenes Design-Team“

Purelei-Geschäftsführerin Alisa Jahnke spricht darüber, warum das Team des Schmuck-Labels mehrmals im Jahr nach Hawaii reist, warum Zielgruppen die Werbung bestimmen und was das Unternehmen 2023 plant

Von 
Vanessa Schmidt
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Purelei-Geschäftsführein Alisa Jahnke lebt mit ihrer Familie in Mannheim. Ihre Marke ist in ganz Deutschland bekannt – möglich ist das durch Social Media. © Purelei

Zur Person

  • Alisa Jahnke (30) ist eine der Mitgründerinnen des Schmuck-Labels Purelei. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.
  • Familie und Karriere seien kein Entweder-Oder, diese Message teilt sie auch auf ihren Social-Media-Profilen.
  • Auf Linkedin folgen ihr fast 34 000 Menschen, auf Instagram mehr als 16 000. Das Profil von Purelei erreicht dort wiederum rund 812 000 Follower.
  • Im August feierte das Start-up seinen sechsten Geburtstag. Zusammen mit Frederik Jahnke und Etienne Espenner gründete die 30-Jährige 2016 Purelei. 

Mannheim. Frau Jahnke, Purelei hat seit einigen Wochen einen Shop in der Schwetzingerstadt. Und das, obwohl die Marke eigentlich ein Online-Handel ist. Bleibt das so?

Alisa Jahnke: Unser größtes Standbein wird weiterhin der Online-Handel sein. So haben wir als Brand gestartet, und das ermöglicht uns, deutschlandweit und in anderen Ländern eine Community aufzubauen. Das könnten wir mit dem stationären Handel gar nicht abdecken.

Wieso also dieser Schritt?

Jahnke: Ich sehe einfach, dass man zum Online-Handel noch ein Erlebnis kreieren muss und man diesen Offline-Kontakt benötigt, wenn man eine Love-Brand aufbauen will, also eine Marke, zu der sich die Community hingezogen fühlt. Dafür braucht es einen Ort, den man betreten kann, wo ich die Marke spüren kann. Außerdem kommen die Produkte ganz anders zur Geltung. Ich kann sie anfassen, ich kann physischen Kontakt zur Marke aufnehmen und nicht nur über soziale Medien oder das Web.

Und doch funktioniert das Marketing von Purelei am besten online, indem auch sogenannte Creator – also jemand, der visuelle Inhalte für Soziale Medien erstellt – für die Marke Werbung macht. Beispielsweise auf Instagram. Wäre Purelei mit klassischer Plakatwerbung genauso erfolgreich?

Jahnke: Über Plakate oder klassische Medien wäre es absolut nicht möglich gewesen, weil wir gar nicht unsere Community erreicht hätten. Die sind und waren am Handy, und da müssen wir auch erscheinen.

Also ist Werbung ohne einen Creator nicht mehr denkbar?

Jahnke: Wir haben im August letzten Jahres unsere erste TV-Werbung geschalten. Wir sind bereit, neue Reichweiten zu testen, um neue Personas zu erreichen.

Wie kommt es überhaupt zu einer Zusammenarbeit mit einem Creator? Da sehr viele von ihnen auf Instagram Purelei bewerben, wirkt die Auswahl etwas willkürlich.

Jahnke: Wir schauen uns das schon ganz genau an. Die Auswahl wird so getroffen, dass es zur Marke passt. Manchmal schreiben wir den Creator an, wenn wir feststellen, dass er zu uns und unserer Marke passt. Oder andersherum, da wir mit Managements gut verknüpft sind, Kontakte bereits bestehen. Wir machen meistens eine Test-Kooperation, um zu sehen: Klappt das? Ist die Umsetzung so, wie wir es wünschen? Und wenn wir dann sagen, das ist jemand, der passt, dann bieten wir auch mal einen langfristigen Vertrag an.

Was verdient ein Creator, wenn er einen Vertrag mit Purelei hat?

Jahnke: Jeder Creator hat ein Honorar. Darauf kann ich nicht genauer eingehen.

Wieso ist das so?

Jahnke: Schlussendlich ist das sein Gehalt. Wenn man Menschen auf der Straße fragen würde, was sie verdienen, würde das wahrscheinlich nicht jeder verraten.

Viel gesprochen wird allerdings zwischen dem Purelei-Team und dem Creator, oder?

Jahnke: Die Beziehung zum Creator muss gepflegt werden, und dafür gibt es einen ganz engen Austausch.

Wie gelingt es Purelei, dabei nah dran zu sein, ohne die professionelle Beziehung zu behindern?

Jahnke: Man baut zwar eine Beziehung auf, aber man hat auch eine Business-Funktion. Und das kann auch für das Team schwierig sein. Gerade wenn es auch darum geht, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Da stecken viele Emotionen dahinter. Dazu muss man sagen, dass uns das die letzten Jahre wenig passiert ist, eben weil wir da so gute Beziehungen zum Creator pflegen.

Alle paar Wochen gibt es bei Purelei eine neue Kollektion. Warum?

Jahnke: Es geht viel um Saisonalität und darum, dass wir mit unterschiedlichen Storys und Inspirationen auch unterschiedliche Personas abholen. Dem Kunden gefällt diese Kollektion und einmal eine andere. Und mit all diesen Kollektionen erzählen wir auch Geschichten.

Hinter den Geschichten stehen zusätzlich aber auch Designs. Wie entstehen die?

Jahnke: Wir haben ein eigenes Design-Team, bei uns ist jedes Design inhouse kreiert.

Und doch ähnelt der Schmuck anderen Marken, die ebenfalls in Sozialen Medien Werbung machen.

Jahnke: Schmuck ist sehr Trend-affin. Wenn man dieselbe Community anspricht, lässt sich das nicht vermeiden, dass sich das eine oder andere Schmuckstück gleicht oder ähnlich aussieht, weil der Geschmack natürlich auch ähnlich ist. Vor allem, wenn sich die Vertriebskanäle noch ähneln.

Also nicht der gleiche Fabrikant?

Jahnke: Purelei-Schmuck wird aktuell in China produziert. Wir haben keine eigene Produktion, also kann man nicht ausschließen, dass es vielleicht dieselbe Fabrik ist.

Wenn die Produktion so weit weg ist: Wie stellt Purelei sicher, dass dort in China auch faire Arbeitsbedingungen herrschen?

Jahnke: Wir haben eine Agentur vor Ort, die einen deutschen Geschäftsführer hat und somit mit den deutschen Richtlinien bestens vertraut ist. Er prüft die Produktionsstätten regelmäßig nach unseren strengen Vorgaben. Außerdem ist unser Einkaufsteam täglich in Kontakt mit den Lieferanten und war vor der Corona-Pandemie auch regelmäßig vor Ort. Das war die letzten zwei Jahre aufgrund von Corona nicht so leicht, dennoch läuft die Überprüfung ebenfalls über unser eigenes Team. So sind wir ganz nah dran und sorgen für absolute Transparenz.

Wieso braucht Purelei die Creator, die mit Rabatt-Aktionen für das Unternehmen werben?

Jahnke: Wenn ein Creator etwas von uns vorstellt, muss ein gewisser Mehrwert für die Community oder für die Follower da sein. Das ist einfach die Mechanik. Und man sieht: Es funktioniert.

Zum Marketing gehören auch Reisen. Wieso muss ein Creator nach Hawaii eingeflogen werden? Wirklich umweltbewusst ist das nicht.

Jahnke: Wir haben unseren Ursprung in Hawaii und diese Emotionen kann man nur transportieren, wenn man vor Ort ist. Unser Content Team war dieses Jahr für zwei Wochen dort, um dort Werbevideos und -fotos zu kreieren, unsere Markenbotschaft aufzubauen, um diese Emotionen zu vermitteln und unsere Community mit auf die Reise zu nehmen. Das sind Aktivitäten, die wir schlichtweg machen müssen, weil wir es sonst schwer haben, den Markenkern zu vermitteln. Wir sind in Mannheim, und das ist nicht Hawaii. Dass wir das machen – ein, zwei Mal im Jahr – gehört für mich einfach dazu. Im Gegenzug sind wir bekannt für Spendenaktionen und unterstützen Beach Clean-ups und Umweltschutz-Organisationen nicht nur in Hawaii, sondern überall auf der Welt. Auch bei unseren Versandverpackungen legen wir Wert auf Nachhaltigkeit: Sie sind plastikfrei und FSC-zertifiziert.

Das Marketing scheint bei Purelei sehr erfolgreich zu laufen. Was raten Sie Jung-Unternehmern?

Jahnke: Wenn man eine Marke aufbauen möchte, muss man sich gut positionieren. Wofür stehe ich? Was kann man von meiner Marke erwarten? Welches Problem löse ich? Wir haben vor sechseinhalb Jahren beispielsweise das Problem gelöst, dass es zu dem Zeitpunkt keinen wasserfesten Modeschmuck gab.

Bleibt Purelei ein reines Schmuck-Label?

Jahnke: Ich habe mir Purelei von Anfang an als Beach-Store vorgestellt.

Also, dass Strand-Feeling vermittelt wird?

Jahnke: Genau. Das wollen wir stärker vorantreiben. Dieses Jahr soll es in die Richtung Beauty gehen. Naturprodukte, die auch in Deutschland hergestellt werden. Das Parfüm, das auf den Markt kam, war der Startschuss für die Beauty-Richtung.

Noch sind wir aber im Winter. Für die Weihnachtszeit haben Sie Adventskalender verkauft. Vergangenes Jahr sogar für Kinder. Lag es am Preis von 90 Euro, dass er sich nicht gut verkauft hat?

Jahnke: Das kann sein. Für uns wäre es aber zu einem anderen Preis absolut nicht umsetzbar gewesen.

Was wollen Sie nächstes Mal dann besser machen?

Jahnke: Das war ein Test. Dieses Jahr wird es keinen Kinder-Adventskalender mehr geben. Uns hat es gezeigt, dass wir nicht die richtige Community dafür haben.

Für Erwachsene gab es auch einen Adventskalender, der 160 Euro kostete und unter anderem das am besten verkaufte Produkt von Purelei ist. In Unboxing-Videos hat man allerdings gesehen, dass zweimal das gleiche Produkt drin war. Wie kann so was passieren?

Jahnke: Solche Fehler sind super ärgerlich und tun mir auch sehr leid, weil der Kalender jeden Tag eine Freude bescheren soll. Aber das ist ein Produkt mit 24 Türchen, das heißt, die Komplexität ist enorm. Der Kalender wird von Hand bestückt, deshalb kann man solche Fehler in kleinen Maßen leider auch nicht ausschließen.

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