Porträt - Sportler Peter de Jong läuft seit Jahrzehnten Marathons – bislang hat er mehr als 150 000 Kilometer gesammelt

Wieso ein Mannheimer mehr als 150.000 Kilometer gelaufen ist

Von 
Paula Richter
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Ganz entspannt: Früher hat er es mit der Ernährung vor Wettkämpfen strenger genommen als heute: Läufer Peter de Jong. © Paula Richter

Mannheim. Die Liebe brachte Peter de Jong 1972 dazu, seine Heimatstadt Bremen zu verlassen und nach Mannheim zu ziehen. Eine wichtige Rolle spielte für ihn immer der Sport. „Früher habe ich viel Fußball gespielt“, erzählt er. Während seiner Wehrpflicht habe er aber seine Leidenschaft fürs Laufen entdeckt. „Ich bin dort einfach bei anderen mitgerannt, die das regelmäßig gemacht haben“, erinnert De Jong sich. Der Leichtathletiksport machte ihm Spaß und so absolvierte er bereits in Bremen mehrere Wettläufe. In Mannheim angekommen war sein erster Lauf der dortige Silvesterlauf 1972. In der folgenden Zeit sprach Peter de Jong den Trainer der Post SG Mannheim an, wurde Teil des Sportvereins und lief dort einige Jahre. Und spätestens seitdem kann er auf das Laufen nicht mehr verzichten. „Ich brauche das regelmäßig“, erzählt er.

Auf seine Ernährung achte er dabei nicht mehr. „Früher hatte man oft einen Ernährungsplan. Zum Beispiel habe ich drei Tage vor den Läufen immer sehr viele Kohlenhydrate zu mir genommen“. Diese Form der Ernährungskontrolle habe er dabei besonders vor den Marathons betrieben, erinnert sich Peter de Jong. Davon hat er von 1977 bis 2015 insgesamt 31 absolviert. Am besten schnitt er bei einem Marathon in Frankfurt 1981 ab, wo er die Marathonstrecke von etwas mehr 42 Kilometern in Zweieinhalb Stunden hinter sich brachte.

1983 nahm Peter de Jong (Mitte) an einem Marathon im finnischen Helsinki teil. © Peter de Jong

Bester Deutscher in Helsinki

Doch nur Deutschland reichte ihm nicht. Peter de Jong rannte drei Mal in Sevilla und einmal in Helsinki. Den Marathon in Helsinki habe er dabei als etwas Besonderes in Erinnerung. „1983 war die erste Leichtathletik- Weltmeisterschaft und am Ruhetag der Sportler bin ich dort einen Marathon gelaufen. Das war ein ganz besonderes Erlebnis“, erzählt De Jong. Er wurde bester Deutscher.

Auch in Deutschland erlebte der gebürtige Bremer eine Premiere. So nahm er 1990 am Berlin Marathon teil. Aufgrund der bevorstehenden Wiedervereinigung fand der Marathon erstmals auch in Ost-Berlin statt. Die Läufer liefen gemeinsam durch das Brandenburger Tor. „Das war ein sehr emotionaler Moment“, erinnert sich Peter de Jong, „Als man unter dem Tor lief, hatte man Gänsehaut, ein tolles Gefühl“.

Drei Monate nach einer Hüft-Operation ging Peter de Jong bereits wieder an den Start. © Peter de Jong

Seit 2015 hat er die Marathons aufgegeben, lief jedoch währenddessen und danach noch viele andere Läufe. Von 1983 bis heute startet er für den TV Rheinau, ging allerdings zwischendurch für zwei Jahre zur LSG Karlsruhe. Mit beiden Vereinen gewann er mehrere BW-Meisterschaften. So läuft Peter de Jong nun schon seit über 50 Jahren mal längere, mal kürzere Strecken und hat so bis 2020 150. 236 Kilometer zurückgelegt, womit er fast vier Mal die Welt umrundet hat. Darunter die Marathons im In- und Ausland sowie zahlreiche Läufe in Deutschland und Portugal. Die Wettkämpfe braucht er, erzählt er: „in der Wettkampfsituation erbringe ich mehr Leistung, werde zum Beispiel automatisch schneller, wenn mich jemand überholt“. Bis Ende 2020 meisterte er so 1453 Wettläufe. Aufgrund der Pandemie konnte er in diesem Jahr bisher nur 2 Mal antreten, erhielt aber beide Male in der Kategorie M70 den ersten Platz.

Auch im hohen Alter noch fit: Peter de Jong bei einem Lauf 2020 in Hockenheim. © Matthias Heibel

Mit künstlicher Hüfte Halbmarathon gelaufen

All diese Erfolge und absolvierten Läufe hat Peter de Jong sorgfältig dokumentiert. „Es ist spannend, zu sehen, wie man in den letzten Jahren abgeschnitten hat“, erzählt er. In Tabellen hat er Laufzeiten, Kilometerangaben und Strecken festgehalten.

Heute läuft er 200 bis 300 Kilometer im Monat und ist nebenbei Mitorganisator des wöchentlich stattfindenden parkruns. Der weltweite Lauf von 5 Kilometern findet jeden Samstag statt. „Dabei gibt es keine Verlierer oder Gewinner“, erzählt Peter De Jong. Die Veranstaltung ist für jeden zugänglich, egal ob man regelmäßig läuft oder nur spaziert. „Jeder kann in seinem Tempo laufen“, sagt er, „gleichzeitig ist das Ganze kostenlos und eine tolle Erfahrung“.

Doch die Wettkämpfe lässt sich Peter de Jong nicht nehmen. 2017 nahm er an einem Halbmarathon teil. Drei Monate nachdem er eine künstliche Hüfte erhalten hatte. Zu Beginn dieses Jahres hatte er sein 50-jähriges Laufjubiläum - mitten in der Pandemie. „Im privaten Kreis haben wir das Jubiläum im Rahmen eines Silvesterkaufs gefeiert“, erinnert er sich. „Ich habe eine Startnummer erhalten und bin dann meinen persönlichen Silvesterlauf gerannt“. Diese Silvesterläufe, die unter den Sportlern schon lange Tradition haben, gehören oftmals zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres. Auch Peter de Jong nahm regemäßig an den Läufen Teil, mal in Heddesheim, mal in Schifferstadt. Ernsthaft verletzt habe er sich bei all den Läufen noch nie, erzählt er. „Das waren immer nur Kleinigkeiten, die schnell wieder weg waren“.

Für motivierte Läufer hat er vor allem einen Tipp: „Man soll es nicht direkt übertreiben“, sagt er, „Man benötigt vor allem Disziplin und Durchhaltevermögen.“ Jeder habe irgendwann den Punkt, an dem es nicht mehr weitergehe. „Bei mir ist das meistens nach drei bis vier Kilometern“, erzählt Peter de Jong. Wenn man diesen Punkt aber überwinde, gehe es plötzlich wieder viel leichter.

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