Mannheim. Es klopft und hämmert dieser Tage in der Johanniskirche auf dem Lindenhof. Nicht etwa, weil sie marode oder baufällig ist. Nein - im Innenraum bereitet sich eine Gruppe tapferer Kinder auf die bald bevorstehende Sintflut vor. Mit Pappe, Holz und Nägeln bauen sie eine Arche. Die ist natürlich nicht echt, sondern Teil der Kinderoper „Nach uns die Sintflut“. Das Stück führen im Rahmen der ersten Mannheimer Kindersingwoche mehrere Kinderchöre am 9. und 10. September auf. Geprobt wird dabei erst seit Montag.
Blitze zucken als die Stimme Gottes ertönt
Blitze sind an der Decke der Kirche zu sehen, als Noah durch die Stimme Gottes den Auftrag für den Bau einer Arche erhält. Erst verunsichert, dann aber zunehmend bestimmt, macht er sich mit Familie und Freunden an die Arbeit. „Seht und staunt, wie man eine Arche baut“ ist es vom Kinderchor zu hören, der aus knapp 80 jungen Sängern und Sängerinnen besteht. Während der musikalischen Begleitung werden Bretter gesägt, Nägel in das Holz des Schiffes geschlagen und Planken bemalt.
Abwechslungsreiche Lieder
Eingehende und leicht verständliche Kinderlieder wechseln sich mit kurzen Dialogen ab und erzählen so abwechslungsreich die Geschichte von Noah und seiner Arche. Die einzelnen Lieder sind dabei mal ruhig, mal hektisch und bieten so auch musikalisch eine breite Mischung.
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Doch nicht jeder scheint im Stück überzeugt von Noahs Vorhaben zu sein. „Mir ist die Schufterei zu viel“, beklagt sich eine der tapferen Arbeiterinnen und entscheidet sich lieber für einen Friseurbesuch mit einer Freundin.
Der Bau der Arche ruft zeitgleich auch viel Spott und Hohn auf den Plan. Eine große Gruppe von Neidern macht sich über das Schiff lustig - bei dem wunderschönen blauen Himmel sei die Arche doch großer Quatsch. „Ihr bringt den ganzen Ort durcheinander“, beschwert sich indes die Bürgermeisterin.
Auch das Klavier darf mit
Noah lässt sich jedoch nicht irritieren. „Der Herr ist meine Zuversicht. Er hilft mir aus der Not“, singt er. Als dann immer mehr Tiere bei der Arche ankommen, ist er sich seines Vorhabens sicher. Der Rest des Dorfes muss indes den Spott und den Hohn einstellen. Rechtzeitig vor der Flut sind alle an Bord. Einzige Besonderheit: Neben den Menschen und Tieren an Bord darf auch das Klavier mit. „Das kann doch nichts dafür, dass es kein Tier ist“, singt der Chor.
Zusammengefunden als Projekt
So viel zur Handlung der Oper „Nach uns die Sintflut“, welche Marion Krall als einen „Klassiker der Kinderchormusik bezeichnet“. Krall ist eine der Initiatorinnen des großen Chores und erklärt, wie es zu dem gemeinsamen Projekt kam. Kinderchöre sind erfolgreich - da sei man sich bei der Planung sicher gewesen. Bei einem Kantoratstreffen haben sich die evangelischen Gemeinden ChristusFrieden, Johannis, Neckarstadt, Seckenheim und Vogelstang dann dazu entschlossen, die Kräfte der Kinderchöre zu bündeln. Und diese zusammengelegte Energie ist deutlich spürbar. Obwohl der Chor sich erst seit Montag trifft, ist man im Probenprozess schon deutlich vorangeschritten.
Dabei sei die Zeit vor allem für die Kinder mit größeren Rollen eine durchaus intensive gewesen. So habe man eine professionelle Stimmbildnerin eingekauft, die mit kleineren Gruppen Übungen zum richtigen Singen gemacht hat, zeigt sich Krall stolz. Doch neben Proben voller Gesang und Spiel versuche man auch eine gute Balance zwischen Oper und Freizeit zu finden, erzählt sie. So gibt es ausreichend Spielphasen, während in einem Bastelraum oder beim gemeinsamen Essen in der Mittagspause ebenfalls ausreichend entspannt werden kann.
Arbeit an der Basis
Spaß und Ernst gehen jedoch Hand in Hand - einen gewissen Anspruch habe man beim Team dann doch. „Zum Glück singen die Kinder gern“, freut sich Krall über die rege Beteiligung und die Leidenschaft am großen Kinderchor. Auch die Chorerfahrung, die die meisten der Kinder aufweisen, helfe im Probenprozess.
Noch ist aber nicht alles fertig. Hier und da muss noch ein wenig an Ablauf und Ausführung gefeilt werden. So wird der Chor aktuell noch einzig und allein von einem Klavier begleitet. Bei der Premiere am Samstag steht dann ein ganzes Orchester, bestehend aus zwölf Musikern, in der Johanniskirche im Lindenhof. Dabei erwartet Krall durchaus ein „volles Haus“, wenn bei jedem Kind Eltern und Großeltern zuschauen.
Große Relevanz
Der Kinderchor ist für Krall durchaus von großer Relevanz. „Man vergisst oft, dass wir in den Kirchenchören Basisarbeit machen und den Leuten das Singen beibringen“, fasst sie ihre Arbeit zusammen. Und das macht den Kindern sichtlich Freude. Ein Mädchen erzählt beim gemeinsamen Mittagessen, dass ihr das Singen sehr viel Spaß macht. Auch die Chorleiter seien nett und bei Problemen immer hilfreich. Eine Freundin von ihr freut sich vor allem über die vielen Möglichkeiten abseits des Singens. So sind die gebotenen Spiele und der Bastelraum eine willkommene Abwechslung, und auch das Schauspielen zwischen den einzelnen Gesangsparts mache ihr großen Spaß. „Toll ist, dass wir alle zusammen sind und zusammen singen können“, erzählt indes das Mädchen, das in der Probe zuvor noch die arbeitsscheue Freundin Noahs gemimt hat, die lieber zum Friseur gegangen ist.
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