Die Fallgeschichte der achtjährigen Fritzi (Name geändert) gibt einen Einblick in Arbeit und Anliegen von MaIKE. Psychologe Jürgen Johannes Ebner schildert Fritzi als etwas schüchtern, liebenswert und sehr leistungsorientiert in der Schule. Ihr Alltag ist oft davon geprägt, dass die alleinerziehende Mama seit Jahren an einer Depression leidet, die schon mehrfach eine stationäre Behandlung in der Psychiatrie notwendig machte und Krisen mit Suizidgedanken auslöste. In solchen Krankheitsphasen betreut die Großmutter das Enkelkind. „Fritzi hat eine enge Beziehung zu ihrer Oma, aber wenig Kontakt zu Gleichaltrigen“, berichtet der Psychologe. Ihren Papa sieht Fritzi nur unregelmäßig, weil dessen neue Lebensgefährtin das Kind aus erster Ehe ablehnt.
Die Mama des Mädchens, die auf Medikamente angewiesen ist und eine ambulante Psychotherapie absolviert, sucht Hilfe beim Jugendamt, weil sie sich bei der Erziehung der kleinen Tochter wie beim Bewältigen des Alltags überfordert fühlt. Deshalb kommt einmal wöchentlich ein Familienhelfer – auch, um kindgerechte Aktivitäten wie Spielplatzbesuche anzuleiten. Außerdem vermittelt die sozialpädagogische Fachkraft den Kontakt zu MaIKE.
Die Mutter erzählt der Beraterin, dass sie sich schuldig fühlt, weil sie ihre psychischen Erkrankungen Fritzi nicht zu erklären vermag – auch aus Furcht, die Tochter zu belasten. In Gesprächen mit der Achtjährigen stellt sich wiederum heraus, dass Fritzi immer dann in die Rolle der Trösterin schlüpft und im Haushalt mitarbeitet, wenn die geliebte Mama in eine depressive Stimmung rutscht.
Das Mädchen tut sich schwer, eine Gruppe mit Kindern in ähnlicher Situation zu besuchen. Nach viel Zuspruch lässt sie sich darauf ein, mit den anderen zu spielen und deren Erzählungen anzuhören. Nach einigen Wochen fühlt sich Fritzi in der Lage, auch über ihren Alltag zu erzählen.
Freier und selbstbewusster
„Im Laufe der Monate hört Fritzi nicht nur viel über psychische Erkrankungen, sondern lernt auch, sich besser abzugrenzen – das heißt, keine Verantwortung mehr für das Befinden der Mutter und den Haushalt zu übernehmen“, erläutert Ebner. Außerdem schafft es die Mutter, sich in schwieriger Seelenlage nicht länger Trost und Unterstützung bei der Tochter zu holen. „Fritzi wird immer freier und selbstbewusster, ihre Mutter stabiler und konfliktfähiger“, fasst der Psychologe die Entwicklungen innerhalb eines Jahres zusammen.
Auch wenn Mama und Tochter inzwischen ohne MaIKE zurechtkommen, steht ihnen offen, sich in Krisen wieder Hilfe zu holen. wam
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