Mannheim. Das antike Rom und die Lebensweise der damaligen Bewohner fasziniert Groß und Klein. Im Museum Weltkulturen lockt derzeit die Erlebnisausstellung „Rom lebt“. Passend dazu haben die Reiss-Engelhorn-Museen (REM) am Samstag bereits zum dritten Mal zur Kinderuni in ihre Räumlichkeiten eingeladen – in Kooperation mit dem „Mannheimer Morgen“ und mit Unterstützung des Nünnerich-Asmus Verlags.
Für die kleinen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stand eine Zeitreise ins Römische Reich auf dem Programm. Mit zwei spannenden Kurzvorträgen samt Bildmaterial und einem spektakulären Exkurs in die Welt der Gladiatoren erlebten die Kinder ereignisreiche Stunden im Museum Weltkulturen.
Die Kinderuni im REM hat mehr Interessenten als Plätze
„Wir haben mehr Interessenten, als wir bedienen können“, sagt Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der REM und Gastgeber der Kinderuni. „Eigentlich haben wir gesagt, 120, mehr schaffen wir nicht.“ Dann sei der Andrang so groß gewesen und man habe 140 Kinder zugelassen. „Wir mussten trotzdem Absagen erteilen.“
Kaum haben die Mädchen und Jungen im Hörsaal Platz genommen, geht es auch schon los. Giulia Worf, Assistentin des Generaldirektors, und Kristin Mues, Leiterin der REM-Museumspädagogik, erklären ihrem Publikum, was es beachten muss, wenn es sich plötzlich im Rom vor rund 2000 Jahren befindet.
„Wir haben für unsere Reise einen echt komfortablen Weg gewählt, wir werden nämlich mit so einem Karren reisen“, sagt Worf und zeigt ein Bild mit einem Wagen, vor dem ein Esel eingespannt ist. Das Gute sei, dass eine große Errungenschaft der Römer der Straßenbau sei, der zum Teil heute noch erhalten ist. Der Grund sei, dass sie insgesamt vier Schichten für den Bau verwendet hätten.
Die Reiss-Engelhorn-Museen vermitteln römische Geschichte in Mannheim
Die Römerinnen und Römer trugen damals Tuniken, sagt Worf. „Die Damen hatten auch eine Tunika an, sie ging aber bis zu den Knöcheln auf den Boden.“ Wenn sie das Haus verließen, nutzen sie eine Palla, mit der man nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf bedecken konnte. Für die Männer gab es die Toga. Die Kinder lernen, dass es in den damaligen Miethäusern weder Badezimmer noch Toiletten oder Küchen gab.
So wuschen sie sich in den Thermen, nutzten Latrinen für die Notdurft. „Toilettenpapier gab es früher auch nicht“, sagt Mues. „Man hat hier einen Schwamm gehabt, an einem Stab, das Xylospongium, und damit hat man sich den Popo abgewischt. Unser Verständnis von Hygiene ist etwas anders als im alten Rom“, sagt sie lachend. Zudem hören die Kinder, dass die Menschen damals ihr Essen an Imbissbuden kauften.
Gaëlle Rosendahl erzählt, wie die Stadt Rom zu ihrem Namen kam. So besagt eine Legende, dass der Kriegsgott Mars mit der Priesterin Rhea Silva die Zwillinge Romulus und Remus zeugte. Ihr böser Onkel setzte die Babys in einem Korb aus, die gerettet wurden, indem eine Wölfin sie säugte. Später gründete Romulus die Stadt. Rosendahl erzählt, dass die reichen Römer unter anderem gern Pfauen aßen.
Ihr Mann verrät bei seinem Vortrag, dass Kaiser Augustus einen Zoologischen Garten hatte. „Mit 37 Elefanten, zehn Elchen, zehn Tigern, 60 Löwen, zehn Hyänen, sechs Flusspferden und 40 Wildpferden“. Doch die Tiere seien nicht zum Anschauen dagewesen, sondern sie hätten in Arenen gekämpft, gegen andere Tiere, aber auch gegen Menschen. „Das war ein richtig großes Spektakel.“
Historiker Marcus Junkelmann erklärt Kindern die Welt der Gladiatoren
Actionreich ist auch der Beitrag des Historikers und Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann. Er erzählt nicht nur, dass viele Gladiatoren einst Gefangene waren, die nach einem Kampf begnadigt wurden. Andere wiederum entschlossen sich, weiterhin zu kämpfen und wurden zu Volkshelden. Gewandet als Gladiatoren präsentieren Clemens Fritz und sein Sohn Cornelius verschiedene Rüstungen und Waffen und stellen Kämpfe dar, wie sie einst in römischen Arenen für Unterhaltung sorgten.
Fand der Veranstalter das Spiel gut und war der Meinung, dass auch der Unterlegene gut gekämpft hatte, folgte die sogenannte Missio, die Entlassung, sagt Junkelmann. „Der Besiegte durfte lebendig die Arena verlassen. Es gab aber auch Fälle, in denen der Veranstalter nicht zufrieden mit der Leistung des Gladiators war.“ Dann habe es den Befehl zum Todesstoß gegeben.
Marten und Svenja aus Feudenheim interessieren sich für die Geschichte der Römer. „Ich bin zum ersten Mal dabei“, erzählt der Zwölfjährige. Beide waren schon in der Ausstellung „Rom lebt“. „Es hat mir gefallen, etwas über die Tiere zu erfahren“, sagt die achtjährige Svenja.
Nach der Veranstaltung gibt es ein Diplom für jeden Teilnehmenden – und die Gelegenheit für ein Erinnerungsfoto mit den Regensburger Gladiatoren. Julian und seine Schwester Vera aus Mannheim lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. „Ich fand den Gladiatorenkampf am besten, die waren sehr authentisch“, sagt der Zehnjährige, der bereits zum dritten Mal dabei war. „Mir haben die Tiergeschichten am besten gefallen“, sagt die neunjährige Vera.
Auch die neunjährigen Zwillinge Amalia und Pauline sind von den Gladiatoren fasziniert. „Mir hat die Kinderuni gut gefallen“, lobt Amalia. Die Brüder Lionel und Timéo aus Edingen-Neckarhausen können sich vorstellen, wiederzukommen. Der zehnjährige Timéo ist begeistert. „Es war sehr unterhaltsam und lehrreich.“
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