Umwelt

Wie gehen Mannheimer Restaurants und Geschäfte mit der Mehrweg-Pflicht um?

Seit Anfang des Jahres haben Kunden beim Essen im „to go“-Bereich die Wahl: Einwegverpackung oder Mehrwegverpackung. Restaurants, Cafés und Bistros sind vorbereitet. Wenn denn einer danach fragt. Und das ist der Haken

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Stefanie Ball
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„Pfand statt Müll“ steht auf dem Schild im Meerwiesen-Café auf dem Lindenhof. Seit Anfang des Jahres müssen Geschäfte ihren Kundinnen und Kunden eine umweltfreundliche Alternative anbieten. © Stefanie Ball

Mannheim. Seit Anfang des Jahres gilt die Mehrwegangebotspflicht. Restaurants, Cafés, Bistros, Metzgereien und Fastfood-Ketten müssen Essen und Getränke im „to go“-Bereich, also für unterwegs, in einer Mehrwegverpackung anbieten. So soll Müll vermieden werden. Aber wie das Wort schon sagt: Es ist ein Angebot. Wenn keine Mehrwegvariante nachgefragt wird, darf fürs Takeout weiter die Einwegverpackung verwendet werden.

Trotzdem ist die Mannheimer Klimaschutzagentur zufrieden. „Wir hätten uns eine strengere Regelung gewünscht, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Magdalena Schlenk. Für kleine Verkaufsstellen mit nicht mehr als fünf Beschäftigten und einer Verkaufsfläche von höchstens 80 Quadratmetern gilt die Novelle nicht. Diese sind allerdings verpflichtet, von Kundinnen und Kunden mitgebrachte Behältnisse zu befüllen.

Fünf Euro Pfand für Behälter

Was Mannheims Gastroszene dazu sagt? „Wir sind schon lange auf Mehrweg umgestiegen“, berichtet Judith Breith, Mitinhaberin des Café Pfau in der Neckarstadt-Ost. Der Kunde, die Kundin zahlt ein Pfand, für die Schalen im Café Pfau sind es fünf Euro, bei Rückgabe der Schüssel beim nächsten Besuch gibt’s das Geld zurück. Beim Coffee-to-go-Becher beträgt das Pfand einen Euro.

Wir hätten uns eine strengere Regelung gewünscht, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Magdalena Schlenk Mannheimer Klimaschutzagentu

Derzeit sind verschiedene Pfandsysteme auf dem Markt, darunter eine Reihe von Poollösungen wie Rebowl, Recircle, Vytal, Fairbox oder Tiffin Loop. Sie können überall dort zurückgegeben werden, wo das jeweilige System im Einsatz ist. Andere Mehrwegbecher und -schüsseln müssen zum Laden, der sie ausgegeben hat, zurückgebracht werden.

Die Stammkunden hätten sich längst an das Mehrweggeschirr gewöhnt, erzählt Judith Breith weiter. Es könne aber auch jeder seine eigene Schüssel mitbringen. Ein Aufkleber an der Eingangstür weist darauf hin. „Einmal ohne, bitte“, steht da drauf. Der Initiative, die den regionalen Handel dabei unterstützt, unnötige Plastikverpackungen zu vermeiden, haben sich deutschlandweit inzwischen mehr als 1600 Läden angeschlossen. „Das Mehrwegsiegel gibt es auch für Mannheim, es ist kostenlos, und jeder kann es bei uns bekommen“, betont Magdalena Schlenk von der Klimaschutzagentur.

Verpackungsnovelle

  • Jedes Café und Restaurant, jeder Imbiss, Metzger, Bäcker, kann Kundinnen und Kunden mitgebrachte Gefäße befüllen.
  • Neu ist, dass größere Geschäfte mit mehr als fünf Mitarbeitenden eine Mehrwegaltarnative für das Essen zum Mitnehmen anbieten müssen.
  • Bei Nichteinhaltung droht ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro.
  • Das „Einmal ohne, bitte“-Label gibt es bei der Klimaschutzagentur (klima-ma.de). Weitere Informationen zur Initiative finden sich unter einmalohnebitte.de

Café Meerwiesen swtzt auf Mehrweg

Auch das Café Meerwiesen auf dem Lindenhof setzt auf Mehrweg - und das schon seit mehr als einem Jahr. „Die Umstellung war etwas schwierig, aber mittlerweile läuft’s, und die Kunden, die öfter kommen, wissen auch Bescheid“, sagt Henning Wlcek, der im Meerwiesen als Barista arbeitet. Bei vielen anderen war das neue Gesetz Auslöser, eine Mehrwegalternative anzubieten. Wenn sie denn eintrifft. „Wir haben die Schalen geordert, aber noch sind sie nicht da“, erzählt Niko Christopoulos, Betriebsleiter im Suvi, einem asiatischen Fusion-Restaurant in der Seckenheimer Straße. Wie eine Sprecherin von Rebowl, einem Anbieter von wiederverwendbaren Boxen, bestätigt, ist die Nachfrage nach Mehrweglösungen aktuell hoch. „Wir haben alles da, es kommt aber zu Lieferverzögerungen.“

Christopoulos vom Suvi begrüßt die neue Verpflichtung: „Ich möchte nicht wissen, wie viel Abfall im Jahr anfällt.“ Viel! Der Naturschutzbund (Nabu) kommt auf jährlich 281 000 Tonnen Abfall allein durch Einweggeschirr und Verpackungen für To Go- oder Sofortverzehr.

Metzgereien und Imbisse 

Neben Cafés und Restaurants müssen auch Metzgereien sowie Imbisse Mehrwegbehälter anbieten. Die Metzgerei Fehrenbacher, wo der Mittagstisch bislang in Styroporschalen transportiert wurde, hat sich für eine der Poollösungen entschieden. „Das einzig Störende ist, dass wir die Schalen, die uns die Kunden zurückbringen, noch einmal spülen müssen“, sagt Markus Fehrenbacher. In der Tat müssen die Gastronomen die Mehrwegbehältnisse in ihrer Spülmaschine säubern, ehe sie sie wieder ins Pfandsystem einbringen dürfen. Auch das Senju, ein japanisches Restaurant in den Quadraten, ist der Pflicht einer Mehrwegalternative nachgekommen. Aber eigentlich bereitet der Koch die Speisen lieber für die Gäste im Restaurant vor. „Vieles schmeckt nicht mehr, wenn es zu Hause ankommt“, sagt eine Mitarbeiterin. Das sieht man in der Maruba ähnlich. „Ein Schnitzel to go eignet sich eigentlich nicht“, sagt Tuncay Attacan.

Noch ist die Regelung neu, die Nachfrage von Kunden nach Mehrwegalternativen gering, wie Betriebe berichten. Damit sich das herumspricht, dafür sind dann aber auch die Gastronominnen und Gastronomen selbst verantwortlich. So heißt es in einem Merkblatt, diese seien verpflichtet, „die Endverbraucher durch gut sicht- und lesbare Informationstafeln oder -schilder in der Verkaufsstelle auf die Möglichkeit hinzuweisen, Ware wahlweise in Mehrwegverpackungen anstatt in Einwegverpackungen zu erhalten“.

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