Kult-Party

Wie die „Kinder der 90er Jahre“ in der Mannheimer Maimarkthalle feiern

"Die 90er - Live on Stage" des Mannheimer Radiosenders Sunshine Live ist inzwischen genau so kultig wie die 1990er Jahre selbst: Wie in der Maimarkthalle die Party eines ganzen Jahrzehnts ablief

Von 
Tanja Capuana
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Die 90er Party des Radiosenders Sunshine Live – im Bild Captain Jack – begeisterte die Fans. © Christoph Blüthner

Mannheim. Bunte Klamotten, schrilles Make-Up, Raver-Zöpfe und Buffalos: Für viele gelten die 90er-Jahre als absolutes Kultjahrzent. Auch musikalisch sorgte die Ära für Furore. Zahlreiche Acts, die damals mit ihren Hits Musikgeschichte geschrieben haben, feiern inzwischen ein Revival. Der Mannheimer Radiosender Sunshine Live hat daher 2013 zum ersten Mal das Event „Die 90er - Live on Stage“ auf die Beine gestellt. Inzwischen ist nicht nur die Anzahl der Künstlerinnen und Künstler gestiegen; längst treten Bands und Sängerinnen sowie Sänger sowohl im Maimarktclub als auch in der Maimarkthalle auf. Am Samstag haben rund 12 000 Gäste ausgelassen und friedlich bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

90er-Party in Mannheim: Das Lebensgefühl von damals wird wiedererweckt

Federführend sind Eventleiter Christoph Werner und Andreas Reiboldt sowie ihr Team, mit dem sie einen Abend lang die 90er Jahre wiederaufleben lassen. Den Organisatoren geht es dabei nicht nur darum, ein Konzert zu veranstalten, sondern gleichzeitig mit vielen Gimmicks sowie Liebe zum Detail das Lebensgefühl von damals wieder aufleben zu lassen. Wer den Maimarkt betritt, bekommt daher das Gefühl, zurück in die Vergangenheit gereist zu sein. An einem Stand von Sunshine Live kann man Super-Mario spielen und Zucker-Armbanduhren erhalten. Eine Fotobox bietet eine nostalgische Alternative zum Handyselfie und der schwarze TransAm K.i.t.t. aus der Serie „Knight Rider“ gehört an diesem Abend zu den meist fotografierten Objekten.

Captain Jack auf der Bühne. © Christoph Bluethner

Das Modul hatte in den 90ern Hits wie „Computerliebe“ und „Kleine Maus“. Yasemin Baysal steht nach ihrem Comeback vergangenes Jahr wieder als Sängerin am Mikrofon, Die Produzenten Olaf Bossi und Felix Gauder treten inzwischen auch mit Baysal live auf. Für Bossi waren die 90er Jahre ein Aufbruchsjahrzehnt. „Alles war möglich, alle waren happy.“ Für Baysal waren die 90er die beste Zeit überhaupt, auch was die Trends und die Musik angehen. „Es war Lebensfreude“, sagt sie. Gauder findet, dass die 90er musikalisch eine Revolution waren, weil die technischen Möglichkeiten ganz andere waren als in den 80er Jahren. Das Lebensgefühl der 90er passe auch gut in die heutige Zeit. „Wir haben das lange verfolgt, dass in der Popmusik eigentlich ganz viele Trends aus den 90er aufgegriffen und adaptiert wurden“, sagt er. „Dass jetzt die Originale wieder zurückkommen, das freut uns wahnsinnig. Und so eine Veranstaltung wie heute ist natürlich wie ein großes Klassentreffen für uns alle, die wir uns früher gesehen haben.“ Im Mannheim begeistert das Trio die Menge mit ihren Klassikern. Doch die Gruppe hat gute Nachrichten. „Wir sind gerade wieder im Studio“, verrät Gauder. „Die neuen Songs kommen dann im nächsten Jahr.

Feiern die 90er Jahre in der Mannheimer Maimarkthalle (v.l.): Scarlett, Nicole und Nicole sowie Josy, Samantha und Justin. © Tanja Capuana

Während die DJs Niels van Gogh, Future Breeze, Da Hool, DJ Quicksilver, Perplexer, Talla 2XLC, Schiller und Red 5 die Menge mit Ravesongs zum Tanzen bringen, brennt in der Maimarkthalle die Hütte. Charly Lownoise tritt als letzter Act auf. „Ich freue mich immer, wenn ich hier bin“, verrät er, trotz später Stunde, gut gelaunt. „Unglaublich was haben wir in den 90er Jahren alles gemacht, was für eine geile Zeit war das.“ An diesem Abend präsentiert er auch seine neue Single „Good Things Should Never End“, die er mit Mental Theo produziert hat.

The Mad Stuntman von Reel 2 Real bringt unter anderem mit „I live to Move it“ zum Tanzen, Milli Vanilli begeistern unter anderem mit „Girl You Know it’s True“ während General Base mit „The Base of Love“ für gute Stimmung sorgen. DJ Raw FKA Dune alias Oliver Froning serviert Happy Hardcore vom Feinsten, The Real McCoy nehmen die Fans mit Hits wie „Automatic Lover“ mit auf musikalische Zeitreise.

Der Auftritt von Blümchen gehört zu den Highlights der 90er Party

Sylver verzaubern mit „Turn The Tide“ und die Band „2 Brothers on the 4th Floor“ lassen mit „Dreams“ die 90er wieder aufleben. Nicht fehlen dürfen die Lokalmatadoren Masterboy feat. Beatrix Delgado. Der Auftritt von Blümchen gehört unbestritten zu den Highlights des Abends. Wenn die Sängerin im silbernen Outfit zusammen mit ihren Background-Tänzern auf der Bühne steht, und aufblasbare Einhörner tanzen lässt, kennen die Fans kein Halten mehr. Die 44-Jährige beendet in Mannheim ihre diesjährige Tour - und sorgt für beste Stimmung mit alten und neuen Hits. Ob „Herz an Herz“, „Boomerang“ oder ihre neuen Werke „Herzalarm“ und „SOS“, jeder Song wird frenetisch bejubelt.

David, Daniel und Diana sind von Nürnberg angereist. Das Trio hat in den 90er seine Jugendzeit erlebt und schwelgt in bittersüßen Erinnerungen. Mit der Ära verbindet David vor allem Freiheit - und die Musik. „Man verbindet jedes Lied aus den Neunzigern mit dem, was man zu diesem Zeitpunkt erlebt hat“, sagt der 47-Jährige. „Wenn man heute ein Lied im Radio von damals hört, da weiß man genau, was man damals gemacht hat.“

Diana ist gut gelaunt. „Mein absoluter Lieblingsact ist die Band Masterboy“, verrät die 43-Jährige lächelnd. Eine Gruppe aus Mannheim feiert seit dem Beginn der Partyreihe jedes Jahr mit. Auf den Termin am letzten Novemberwochenende fiebert Nicole das ganze Jahr über hin, verrät die 44-Jährige. „Die 90er verbinden wir mit unserer Jugend“, sagt Nicole aus Neckarau. „Es ist einfach ein geiles Lebensgefühl.“

Für die Gruppe waren die Shows von Blümchen und Masterboy die Highlights des Abends. Vikki Waters, Sängerin von Cappella empfindet Catsuits typisch für die 90er Jahre, verrät sie. Bereits als Teenie habe sie die getragen, neben Fellstiefeln, erzählt sie und lacht. Bei ihrem Auftritt trägt die 44-Jährige daher auch, passend zu der Ära einen hautengen gelben Overall mit Pailletten.

Nach der Veranstaltung zieht Christoph Werner ein positives Resümee. Lediglich vor der Show habe es beim Einlass Verzögerungen gegeben, da der Barcode auf den Hardcover-Tickets vom Scanner kurzzeitig nicht gelesen werden konnten. „Das war ärgerlich, da die Leute etwas warten mussten“, sagt er. Dafür habe es viel Lob für die Show und das Line-Up gegeben, auch von den Acts selbst. Von den Gästen seien viele aus England, den USA und Kanada angereist. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder der 90er dieses Event feiern.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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