Mannheim. In vielen Städten stand der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wegen des bundesweiten Klimastreiks am Freitag still. In Mannheim war das zwar nicht der Fall. Trotzdem hatte Fridays For Future (FFF) zusammen mit den ÖPNV-Beschäftigten und der Gewerkschaft Verdi unter dem Motto „Wir fahren zusammen“ zur Demonstration aufgerufen. Die Klimaschützer forderten am Freitag die Mobilitätswende und damit einhergehend den Ausbau des ÖPNV samt besserer Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.
Die Veranstaltung begann um 17 Uhr mit einer Auftaktkundgebung auf dem Ehrenhof des Schlosses. Etwa 400 Unterstützerinnen und Unterstützer fanden sich nach Angaben von Márk Möller, Sprecher von FFF Mannheim, bei der Demo ein. Die Polizei sprach auf Anfrage von rund 450 Demonstranten in der Spitze der Veranstaltung, die störungsfrei verlaufen sei. Lediglich minimale Verkehrsbehinderungen seien während des Demozugs durch die Stadt entstanden.
Zu Beginn sprach Marianne Bretzel von der Verdi-Jugend zu den Teilnehmenden und erklärte zunächst, warum die Beschäftigten der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) nicht am Streik teilnahmen: „Das liegt nicht daran, dass sie nicht streikwillig wären oder dass dort die Arbeitsbedingungen überragend sind“, sagte sie und führte aus: „Die Beschäftigten fallen nicht unter den Tarifvertrag Nahverkehr, sondern haben einen Haustarifvertrag, der nächstes Jahr verhandelt wird.“
Dann kam Bretzel zum Thema: „Wir sind heute hier, weil uns Klimagerechtigkeit am Herzen liegt, weil wir eine Verkehrswende wollen und brauchen.“ Sie sprach unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen und den Personalmangel an. Die Belastung für die Beschäftigten sei „extrem hoch“.
Nachdem der darauffolgende Demozug den Alten Meßplatz erreichte, gab Straßenbahnfahrerin Laura Ebert bei der Abschlusskundgebung einen Einblick in die Arbeitswelt der RNV-Beschäftigten. Sie bemängelte die kurzen Wendezeiten: „Es ist kaum Zeit, um auf die Toilette zu gehen oder kurz durchzuatmen.“
„Wir fordern etwas Besseres“
Bei Personalknappheit müssten die Beschäftigten häufig einspringen, damit Busse und Bahnen weiter rollen könnten. Es sei eine Aufgabe, „die nicht nur unser körperliches und geistiges Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch unser Familienleben“, betonte Ebert. Gleichzeitig sei der Lohn für die Arbeit nicht ausreichend. „Wir fordern etwas Besseres“, sagt sie: „Wir fordern Respekt, faire Behandlung und einen existenzsichernden Lohn, der den Wert unserer Arbeit widerspiegelt.“
Auch Franziska Bösinger von FFF Mannheim sprach auf dem Alten Meßplatz. „Der Ausbau des ÖPNV ist für uns alle extrem wichtig. Er ist wichtig für den Klimaschutz“, verdeutlichte sie. Nur durch einen zuverlässigen ÖPNV, für den mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen nötig wären, könnte die Verkehrswende gestemmt werden. „Wir brauchen viel mehr Investitionen in den Ausbau des ÖPNV, statt weiterhin zu viel Geld in den Ausbau von Straßen zu stecken“, forderte sie.
Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz dürften beim Kampf gegen den Klimawandel nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Beides kommt für uns nur gemeinsam in Frage“, betonte Bösinger. „Denn zu sozial gerechtem Klimaschutz gehört, dass man die Menschen, die durch ihre Arbeit die Verkehrswende stemmen sollen, unterstützt.“
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