Mannheim. Wie eröffnet man ein Musikgymnasium? Natürlich mit Musik. Etwa mit Beethovens Klavierquartett Nr. 3 C-Dur. Mit Béla Bartóks Rumänischen Volkstänzen für Violine und Klavier. Oder mit Bob Chilcotts Irish Blessing. Das alles in höchster Perfektion dargeboten von Schülerinnen und Schülern des Neckarauer Moll-Gymnasiums. Es ist zwar bereits seit September 2023 fünftes baden-württembergisches Musikgymnasium. Feierlicher Auftakt aber ist an diesem Freitag – mit Kultusministerin Theresa Schopper als Ehrengast. Später am Tag besucht sie noch die Sprach-Kita Elfenstraße.
Seit langem hat das Moll ein Musikprofil. Und Jahre hat es darum gekämpft, Musikgymnasium werden zu dürfen – verbunden mit einer zusätzlichen Lehrerstelle. Die vorherige Kultusministerin Susanne Eisenmann lehnte das rundweg ab – ihre Nachfolgerin machte den Weg frei. Nun gibt es in allen baden-württembergischen Städten mit Musikhochschulen auch Musikgymnasien – auf Karlsruhe, Stuttgart, Trossingen und Freiburg folgt Mannheim.
„Harmonischer Dreiklang“
Schopper bezeichnet das als „Schlussstein“ dieser besonderen Form der Talentförderung. Damit baue Baden-Württemberg seine „Spitzenstellung“ auf musikalischem Gebiet aus. Als Beleg führt sie die Ergebnisse beim Wettbewerb Jugend musiziert ins Feld – bei dem das Ländle bundesweit ein Viertel der ersten Preise erziele.
Die Ministerin spricht außerdem von einem „harmonischen Dreiklang“. Denn das Moll arbeitet intensiv mit der hiesigen Staatlichen Musikhochschule und der städtischen Musikschule zusammen. Zum Konzept der drei Institutionen gehören gemeinsame Aufnahmeprüfungen. Bei ihnen präsentieren sich interessierte Kinder und Jugendliche mit Instrumenten, „sie zeigen die Bandbreite ihrer Fähigkeiten, wir führen ein kleines Gespräch über Vorerfahrungen, Motivation und Ähnliches“, erklärt Lehrer Malte Markert. 13 Kandidatinnen und Kandidaten konnten überzeugen und sind damit die ersten Musikgymnasiasten am Moll.
Zum Beispiel Sechstklässlerin Carlotta Pirk. „Ich habe mit neun Jahren angefangen, Klavier zu spielen“, berichtet sie. Neben ihrem „Hauptinstrument“ greift sie zur Trompete, ist Teil des Kinderchors und der Nachwuchs-Bigband. Die Musikgymnasiasten erhalten mindestens zwei Stunden wöchentlich zusätzlichen Unterricht – zum einen einzeln, zum anderen in Kleingruppen bei „Tonsatz kreativ“. Dort geht es um Gehörbildung, angewandte Musiktheorie und eigene Werke. Zum Beispiel „komponieren wir da ein kleines Stück“, erzählt Carlotta Pirk: „Das macht sehr viel Spaß, und wir lachen sehr viel.“
Geplant ist deutlich mehr, betont Lehrer Frederik Diehl. Neben den festen Partnern Musikhochschule und Musikschule holt das Moll zum Beispiel die Musikalische Akademie Mannheim, die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz oder das Ensemble Colourage ins Boot. Ziel bei allem sei es, den Kindern und Jugendlichen zusätzliche Angebote machen zu können – zum Beispiel Künstlergespräche oder Konzertbesuche.
Aber natürlich treten die Musikgymnasiasten auch selbst auf, nächster Termin ist der Kammermusikabend am 30. Januar. Zuvor standen sie unter anderem bei der Musical-Produktion „Wann ist noch mal Weihnachten?“ oder der Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ am 9. November im Rampenlicht – und natürlich bei den Auftakt-Feierlichkeiten an diesem Freitag.
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Diesen Auftakt nutzen mehrere Redner, um auf die große Bedeutung der Musik und die Vorteile des Musikgymnasiums einzugehen. „Das aktive Musizieren ist für die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ganz besonders wertvoll“, sagt Theresa Schopper. Rudolf Meister, Präsident der Musikhochschule, hebt hervor, dass der klassische Musikunterricht die spezielle Förderung, die jetzt möglich ist, nicht bieten könne. Björn Strangmann, Leiter der städtischen Musikschule, betont die Möglichkeit, in bereits etablierten Ensembles wie dem Jugendsinfonieorchester oder dem Jugendblasorchester mitzuwirken.
Dass das Moll Musikgymnasium werden konnte, sei erst möglich geworden durch die „lange ganz tolle Arbeit hier“, lobt Bildungsbürgermeister Dirk Grunert. Oberbürgermeister Christian Specht erinnert an die lange Musiktradition der Stadt und an den Hofmusikerkreis des Kurfürsten Karl Theodor im 18. Jahrhundert. Ohne diese „Mannheimer Schule hätte es keine Wiener Klassik gegeben“, schmunzelt der OB.
Spitzen- und Breitenförderung
Er hält es für wichtig, den „Kosmos der Musik auch denen aufzuschließen, die mit Talent nicht ganz so gesegnet“ seien, „die Spitze und die Breite im Blick zu haben und Menschen dadurch Zugang zu verschaffen zu einer Welt, die fantastisch ist“. Diesen Aspekt hebt auch die Elternbeiratsvorsitzende Verena Hutschenreuter hervor: „Die Spitze wird die breite Masse mitreißen, denn gute Musik steckt einfach an.“
Rundum zufrieden sind alle an diesem Tag – zum Beispiel auch mit dem ausgefallenen kulinarischen Angebot, das Flüchtlinge aus dem Berufsvorbereitungsjahr der Justus-von-Liebig-Schule präsentieren. Direktorin Gabriele Mark bringt es mit den Worten einer Schülerin auf den Punkt: „Bei uns hier am Moll ist eigentlich alles Dur.“
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