Energie

Wie das Mannheimer Fernwärmenetz noch "grüner" wird

Die MVV hat jetzt eine neue Turbine in ihr Biomassekraftwerk eingebaut und es damit ans Fernwärmenetz angeschlossen. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur „Vergrünung der Fernwärme“. Kostenpunkt: 17 Millionen Euro.

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red
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Noch hängt die neue Turbine an den Seilen des Schwerlastkrans – doch gleich ist das Einheben in die Anlage abgeschlossen. © MVV

Bekannterweise hat sich das Energieunternehmen MVV die vollständige Dekarbonisierung der Fernwärme in Mannheim und der Region bis 2030 zum Ziel gesetzt. Mit der Erschließung des Fernwärmepotenzials von rund 270 Gigawattstunden pro Jahr aus dem seit 2003 betriebenen Biomassekraftwerk (BMKW) lässt sich ein signifikanter Beitrag zur weiteren Dekarbonisierung der Fernwärme zeitnah realisieren. Die MVV hat daher sein BMKW umgebaut und schließt es an das Fernwärmenetz an. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage ist für Mai 2024 geplant. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur „Vergrünung der Fernwärme bis 2030“.

Jetzt wurde die neue Turbine mit einem Schwerlastkran in die Anlage eingehoben. Das Biomassekraftwerk Mannheim ist spezialisiert auf die Verwertung von Alt- und Restholz – die Anlage verwertet Hölzer aller Altholzkategorien. Das Holz wird in einer eigenen Aufbereitungsanlage zu Holzschnitzeln für die thermische Verwertung aufbereitet.

Bisher wird die BMKW-Restwärme im Wesentlichen über einen luftgekühlten Kondensator an die Atmosphäre abgegeben. Um die Anlage an das Fernwärmenetz anzuschließen, musste zuvor die für die Betriebsweise nicht ausgelegte Turbine des BMKW durch eine neue, angepasste Turbine ersetzt werden.

Neue Abdampfleitung und neuer Wärmetauscher

Der vorhandene Abdampfkanal wurde über eine neu errichtete Abdampfleitung an den ebenfalls neuen Wärmetauscher angeschlossen. Über eine im Dampfkanal integrierte Absperrarmatur kann in der Heizperiode der BMKW-Abdampf zur Fernwärme-Erzeugung genutzt oder aber bei geringem Fernwärme-Bedarf zur reinen Stromerzeugung über den vorhandenen luftgekühlten Kondensator geführt werden. Für die Gesamtmaßnahme investiert MVV rund 17 Millionen Euro.

Bereits heute deckt MVV 60 Prozent des Wärmebedarfs von Mannheimer Haushalten und Gewerbebetrieben mit Fernwärme ab. In Zukunft soll dieser Anteil sogar auf 75 Prozent steigen. Dafür baut der Betrieb das Fernwärmenetz kontinuierlich aus und schließt nach und nach viele weitere Gebäude an die Leitungen an. Gleichzeitig wird die Fernwärmeerzeugung bis 2030 vergrünt. Dafür setzt das Unternehmen auf innovative Technologien wie Flusswärmepumpe und Erdwärme.

Um die Wärmewende voranzutreiben, investiert die MVV in viele erneuerbare Erzeugungsoptionen: In Mannheim folgt auf die Anbindung der Abfallverwertung im Jahr 2020 und der Flusswärmepumpe im vergangenen Jahr als nächster Schritt die Inbetriebnahme des umgebauten Biomassekraftwerks. Hinzu kommen weitere grüne Optionen wie Tiefengeothermie, zusätzliche Flusswärmepumpen, Biomethananlagen, Elektrodenkessel oder die Nutzung weiterer industrieller Abwärme.

Die Anbindung des umgebauten Biomassekraftwerkes auf der Friesenheimer Insel erhöht ab Mai 2024 die Menge erzeugter grüner Fernwärme. Mit den zusätzlichen 270 Gigawattstunden können dann bis zu 40 Prozent der Fernwärme für Mannheim und die Region zur Verfügung gestellt werden. Aktuell werden in Mannheim bis zu 30 Prozent der Fernwärme aus erneuerbaren Energien erzeugt. Schon heute kann MVV den Fernwärmebedarf in den Sommermonaten komplett „grün“ abdecken. red

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