Inklusion

Wie blinde Menschen per Stuckrelief-Tastmodell das Mannheimer Schloss erleben

Duft von Gewürzen riechen, Möbel erfühlen und über Marmor streichen - eine Studentin ermöglicht durch ihre Masterarbeit Führungen für blinde Menschen im Mannheimer Schloss. Wie ihre Idee genau aussieht

Von 
Lea Seethaler
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Das Team ist stolz auf die neuen Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen. Sie sollen auf kreative Art und Weise mehr Teilhabe ermöglichen. © PH Heidelberg

Mannheim. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wollen ihre Monumente für möglichst viele Menschen erlebbar machen. Auch die Schlossverwaltung Mannheim will ein hohes Maß an Barrierefreiheit und inklusiven Angeboten bieten. Vor diesem Hintergrund hat sie - in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg - neue Schlossführungen für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung entwickelt.

Für Kids ab acht und Erwachsene

Sie ergänzen das Führungsangebot des Barockschlosses und sind für Gruppen buchbar. Basis der ganzen Idee war eine studentische Masterarbeit. Auf Grundlage dieser hatten Schlossverwaltung, die Service Center Schloss Heidelberg GbR und weitere Beteiligte zwei Führungen entwickelt. Nämlich eine für Schüler ab acht Jahre und eine für Erwachsene.

Studentin Leila Ortmann war es, die in ihrer Masterarbeit mit dem Titel „Das Mannheimer Schloss als inklusiver Lernort für Schülerinnen und Schüler mit Blindheit und Sehbehinderung“ den Grundstein für die Konzeption der Führungen legte.

Erlebbar ist das Schloss und seine Historie nun auch für blinde und sehbehinderte Menschen. © Lea Seethaler

Schloss-Marmor mit den Händen erfühlen

Als Teil ihrer Abschlussarbeit ließ sie auch mehrere Tastmodelle anfertigen, unter anderem vom Schloss und von einem Fenster mit Stuckrelief. Die beiden Rundgänge führen zu den Highlights des hiesigen Barockschlosses - vom Treppenhaus mit zweiläufiger Treppe, Stuckbildern und Deckenfresken über den prächtigen Rittersaal, das Herzstück der Residenz, wo man Marmor und Stuckmarmor abtasten kann, bis zum kurfürstlichen Appartement.

Gewürze riechen und Stoffe ertasten

Hier können die großen und kleinen Schlossgäste Musik hören und dabei mehr über die Mannheimer Schule erfahren sowie historische Möbel, sogenannte Stilmöbel, abtasten. Einer der Stühle ist dem historischen Neorokoko zuzuordnen, der andere dem Louis-Seize-Stil. Außerdem können die Gäste an verschiedenen Gewürzen riechen.

Kinder können sich verkleiden

Anders als die Erwachsenen, dürfen sich die Kinder und Jugendlichen zu Beginn der Führung verkleiden und in barocker Kleidung das Schloss erkunden. Maßgeblich an der Entwicklung der beiden Blindenführungen beteiligt waren Elisabeth Kröger und Heide Roth-Bühler. Die Schlossführerinnen aus Heidelberg brachten ihre Erfahrung für bedarfsgerechte Besuchsangebote in das Projekt ein.

Schloss "noch besser erleben"

Markus Lang vom Institut für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg hat die Masterarbeit von Ortmann betreut. Und das ist nicht das erste Projekt mit dem Institut: Uta Coburger, die für Schloss Mannheim zuständige Konservatorin, unterstützt die Zusammenarbeit mit Lang zur Verbesserung des inklusiven Besuchsangebots in den Staatlichen Schlössern und Gärten. Sonja Menold, Leiterin der Schlossverwaltung Mannheim, betont derweil: „Wir möchten Barrieren beseitigen und das Schloss Mannheim für möglichst viele Besucherinnen und Besucher öffnen.“ Umso mehr freue sich die Schlossverwalterin über die beiden neuen Angebote: „Jetzt können blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher das Schloss noch besser erleben.“

Das Angebot ist buchbar für Gruppen, kostet 198 Euro pauschal (maximal 15 Teilnehmer zzgl. Begleitpersonen). Blindenhunde sind gestattet. Buchung beim Service Center Schlösser Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen unter 062 21 / 6 58 88 0 oder im Netz per Mail an service@schloss-mannheim.com

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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