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Whiskey-Messe Mannheim: „Es ist so ein herrliches Genussding“

Im Mannheimer Schloss ging die zweite „World of Whiskey“ über die Bühne. Warum haben diese „Drinks“ so viele überzeugte Fans? Ein Besuch.

Von 
Marco Montalbano
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„Whisky Jason“ bietet amerikanischen Bourbon an – in einem ansonsten eher schottischen Umfeld. © Marco Montalbano

Mannheim. Viele lachende Gesichter sah man am Wochenende im Mannheimer Schloss. Am Eingang zur zweiten Auflage der Messe „World of Whiskey“ wartete das Empfangskomitee in Form eines Schotten, der die Besucher lächelnd mit einem „Nosing glas“ ausstattete. Jenem Probiergläschen also, in das die Drams gefüllt wurden. „Dram“ ist der schottische Ausdruck für „kleiner Schluck“ und steht in Bezug auf Whiskey in der Regel für 20 Milliliter oder mehr – je nach „Good will“ des Ausschenkenden.

Und probiert werden konnte auf der Messe jede Menge, es gab mehr als 1.000 Whiskeys, Rums und Gins. Schon in den Katakomben des Schlosses fing es an. An einem der ersten Stände stand „Whisky Jason“ alias Jason Stover, ein US-Amerikaner, der als Einziger die Fahne des Bourbon unter den zumeist schottischen Whiskeys auf der Messe hochhielt – jener amerikanischen Variante, die zu mindestens 51 Prozent aus Mais gebrannt sein muss. „Die Besucher müssen daran herangeführt werden – und sie probieren gerne.“ Er sei zum ersten Mal dabei und finde die besondere Atmosphäre im Schloss gut, so Stover.

Rund 2000 Tickets für die Messe im Mannheimer Schloss gingen im Vorverkauf weg

45 Händler waren am Freitag und Samstag auf der Messe rund um das „Wasser des Lebens“ vertreten. Allein 2.000 Tickets waren im Vorverkauf über den digitalen Web-Ladentisch gewandert. Hunderte seien danach und an den Tageskassen dazu gekommen, so die Veranstalter.

Rebecca Rettig aus Erbach im Odenwald schnupperte an mehreren Flaschen, die Stover ihr unter die Nase hielt. Sie war das sichtbare Zeichen, dass die Whiskey-Szene immer weiblicher und jünger wird. Denn der seit knapp zwei Jahrzehnten in Deutschland vorhandene Trend war zu Beginn vor allem männlich und älter. „Ich bevorzuge eigentlich sehr rauchige schottische Marken, aber probiere gerne Neues“, sagte sie und verriet: „Ich bin auch Mitglied in der ‚Schottischen Vereinigung‘ im Odenwald. Diese fördere die Partnerschaft zwischen dem schottischen Falkirk Council und dem Odenwaldkreis. Dass Whiskey dabei eine große Rolle spiele, sei klar. Auch ihre Freundin Steffi Göttel ist mit Begeisterung dabei. „Es ist so ein herrliches Genussding“. Dabei gehe es nicht um Rausch, sondern um Vielfalt. Die sei faszinierend. Und das Feld allein den Männern zu überlassen, darauf kämen beide nicht im Traum.

Steffi Göttel (l.) und ihre Freundin Rebecca Rettig aus Erbach wollen das Feld nicht allein den Männern überlassen. © Marco Montalbano

Nicht weit davon stand Dirk Müller, alias „Mr. Dax“, medial bekannter Börsenexperte und Whiskey-Liebhaber mit seinem „Sherishòr“ – schottischer Whiskey, gereift in der Region Jerez in Spanien. „Es ist einfach ein Riesenspaß für Aussteller und Besucher, fast wie ein riesiges Klassentreffen“, sagte er. Denn viele Besucher sehe man auf jeder Messe wieder.

Doch nicht nur in den Katakomben fand die Messe statt, auch im Stockwerk darüber, der Aula, während im Rektoratshof Whiskey-Steaks und -Bratwürste, Messebier, irisches Guinness und hausgemachte spanische Tapas angeboten wurden. Musiker Desmond F. Kelly sang als Walking Act und spielte dazu Gitarre. Mit Stücken wie dem Folksong „Dirty Old Town“, bekannt geworden durch „The Pogues“, sorgte er für Stimmung.

Wiskey-Fan Michael Hütt aus Hockenheim ist glücklich mit seinen Einkäufen auf der World of Whiskey. © Marco Montalbano

In der Aula herrschte mehr Messeatmosphäre als unten. Michael Hütt aus Hockenheim und seine Frau standen dort mit ihren Einkäufen. „Letztes Jahr waren wir nur am Freitag da. In diesem an beiden Tagen.“ Man könne hier so viele Whiskeys in lockerer Atmosphäre probieren, „das ist großartig. Natürlich nehme ich einige mit“. Schon seit Jahren sei er auf der Whiskey-Spring in Schwetzingen und finde auch diese Messe super. „Die Region kann locker zwei Whiskey-Messen vertragen oder noch mehr.“ Die Vielfalt zu entdecken sei fantastisch. Einer der Exoten unter den Ausstellern war „Old Bert“, ein jamaikanischer Whiskey, finished in Tschechien. Neugierig probierten die Besucher auch diesen.

Auch bei den „Masterclass-Tastings“, den Experten-Tastings, ist einiges geboten. Viele buchten diese, unter anderem mit Michel Reik, dem „Whiskey Druid“, oder Kenny Macdonald, der den Whiskey-Hype in Deutschland mit initiiert hat. Organisator Wolfgang Falke zog am Ende eine positive Bilanz und sagte: „Wir freuen uns, dass die Messe in diesem Jahr noch besser angenommen wurde als im letzten. Das familiäre Klima kommt gut an und der Termin im nächsten Jahr steht auch schon fest. Dann wird es der 16. und 17. Oktober.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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