Stadtschreiber-Stipendium

Wer wird neuer Feuergriffel in Mannheim?

Die Experten-Jury schickt drei Nominierte ins Rennen: Sie haben die Chance, neuer Feuergriffel in Mannheim zu werden. Wer wird neue Stadtschreiberin oder neuer Stadtschreiber? Wir stellen die Kandidaten vor

Von 
Eva Baumgartner
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Wer wohnt nächstes Jahr für drei Monate im Turm der Alten Feuerwache? Wir stellen die Feuergriffel-Kandidaten vor. © Manfred Rinderspacher

Die Jury hat sich für ihr Votum diesmal etwas mehr Zeit als sonst genommen, doch am Ende waren sich alle einig, wer die drei Nominierten für das Mannheimer Stadtschreiber-Stipendium sein sollen. Der „Mannheimer Morgen“ stellt die Kandidatin und die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge vor.

Katja Hensel © Rudi-Renoir Appoldt

Die Theaterautorin Katja Hensel wurde vom siebenköpfigen Expertenteam unter die Top Drei gewählt. Sie hat sich mit der Idee einer „Stadt der Kinder“ beworben: In dem Roman, an dem sie arbeiten möchte, beschließen einige Mädchen und Jungen, eine eigene Stadt zu gründen. Das Preisgericht lobt hier die „hochmoralische Perspektive der Kinder auf die Erwachsenenwelt“ sowie den pointierten Schreibstil der gebürtigen Hamburgerin.

Auch der zweite Nominierte, Henner Kallmeyer, ist Theaterautor. Seine Roman-Idee „Mein Sommer am Volksempfänger“ richtet sich an Jugendliche. Hier zeigt sich die Jury von der „kühnen Idee“ beeindruckt, den Nationalsozialismus über einen Rollentausch aufzuarbeiten. Zudem sei der Text des Esseners „stilistisch ausgefeilt“.

Jan Wehn, der dritte Kandidat für den Feuergriffel, ist Journalist und Sachbuchautor. Er wirft seine Kinderbuch-Idee „Fynn, Juna, Oma Gerda und die popelbetriebene Zeitmaschine“ in den Ring. Wehn widmet sich hier dem Thema Demenz, das er mittels einer Zeitmaschine verständlich machen möchte, die nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft reisen kann. Das biete, so die Jury, viel Potenzial.

Konzentrierte Arbeit

Henner Kallmeyer © Henner Kallmeyer

Insgesamt 30 Autorinnen und Autoren hatten sich beworben und ihre Textproben und Buchideen nach Mannheim geschickt, darunter auch Kandidaten aus Österreich und Südamerika. Viele schätzten in ihren Anschreiben die Möglichkeit, mit dem Stipendium konzentriert an ihrer Buchidee arbeiten zu können. Denn ausdrücklicher Wunsch der Bibliothek ist es, dass aus der Feuergriffel-Idee ein Buch entsteht. Das haben bisher vier Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber geschafft: Antje Wagner (Feuergriffel 2009) veröffentlichte „Vakuum“ 2012. Das Buch „Wolfsliebe“ von Rike Reiniger (Preisträgerin 2011) kam 2013 heraus, und das Jugendbuch von Tobias Steinfeld (Feuergriffel 2015) erschien 2018 unter dem Titel „Scheiße bauen: sehr gut“. „Marilu“ von Tania Witte (Feuergriffel 2019) erschien 2021. Das Mannheim-Buch von Julia Willmann (Siegerin 2021) soll im Februar 2023 im Peter Hammer Verlag erscheinen. Die Preisträger Tamara Bach (2007), Sasa Stanisic (2013) und Florian Wacker (2017) haben zwar im Turm der Alten Feuerwache gearbeitet, ihr daraus entstandenes Buch jedoch (noch) nicht veröffentlicht.

Wie die acht Vorgängerinnen und Vorgänger lebt und arbeitet auch der neunte Feuergriffel ab April 2023 drei Monate in Mannheim. Auch finanzielle Unterstützung gehört zum Stipendium: eine Pauschale für Anreise- und Lebenshaltungskosten von 3000 Euro, 3000 Euro bei der Abschlussveranstaltung sowie weitere 3000 Euro bei Veröffentlichung des Buches. Zudem unterstützt die Mannheimer Stadtbibliothek den oder die Gewinnerin durch Kontakte und persönliche Betreuung. Und wie immer soll auch die Bevölkerung die Möglichkeit haben, „den Feuergriffel bei Lesungen, Werkstattgesprächen oder Schreibwerkstätten kennenzulernen“, so die Stadt.

Entscheidung in wenigen Wochen

Jan Wehn © William Minke

Ein paar Wochen müssen sich die Mannheimerinnen und Mannheimer noch gedulden, denn die Stadtbibliothek gibt zum Jahresbeginn 2023 bekannt, wer aus dem Trio die Nase vorn hat.

Anschließend entscheidet sich auch, welche Veranstaltungen der neue Feuergriffel auf der Mannheimer Bundesgartenschau 2023 anbieten wird, denn mit dem Ereignis ist eine enge Kooperation geplant. Ideen für Lesungen oder ein Ferienprogramm gibt es bereits: „Aber erst, wenn der Preisträger oder die Preisträgerin feststeht, können wir konkret planen. Das hängt sehr davon ab, für welche Altersgruppe der- oder diejenige schreibt und welche Ideen er oder sie mitbringt“, sagt Bettina Harling von der Stadtbibliothek.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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