Globaler Klimastreik

„Wer nicht sitzt, ist für die Kohle“ - Über 4000 Menschen bei Klimastreik in Mannheim

Von 
Julius Paul Prior
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Erst kurz nach dem Start der Demonstration setzen sich die Teilnehmenden als Zeichen gegen die Kohlekraft auf die Kurpfalzbrücke. © Julius Paul Prior

Mannheim. Unter dem Motto „Alle fürs Klima“ haben am Freitagnachmittag mehr als 4000 Menschen allein in Mannheim für den Klimaschutz demonstriert. Die Initiative „Fridays for Future“ (FFF) organisierte den Streik, bei dem ursprünglich mit nur 1000 Personen gerechnet wurde. Beim Start der Kundgebung auf dem Alten Messplatz wurde schnell klar, dass weitaus mehr Menschen teilnehmen. Der Platz ist von einem Meer aus Menschen mit Schildern über ihren Köpfen bedeckt. Auf diesen stehen Sprüche wie „Ohne Bienen kein Bier, darum protestieren wir“ oder „Für eine Klimapolitik, die nicht verfassungswidrig ist.“

„Brauchen gerechte Klimapolitik“

Das sprechen auch die Redner an, die, bevor der Zug loszieht, die Ziele der Demonstration erklären. „Wir brauchen jetzt, sofort und weltweit drastische CO2-Einsparungen“, sagt Emilia Boll von FFF. Keine Partei habe in ihrem Wahlprogramm einen 1,5 Grad-Plan vorgelegt. „Wir brauchen eine gerechte Klimapolitik als Grundlage der neuen Regierung“, fordert auch Jonas Gunkel, der als Organisator und Ordner die Spitze der Menschenmasse führt.

Als sich diese in Bewegung setzt ist schnell die gesamte Kurpfalzbrücke in Richtung Innenstadt besetzt. Gerade auf der anderen Seite angekommen, kommt die Demonstration wieder zum Stehen. Die Teilnehmenden setzen sich auf die Straße um ein besonderes Zeichen gegen das Großkraftwerk Mannheim (GKM) zu setzen. „Wer nicht sitzt, ist für die Kohle“ und „GKM abschalten“ wird gerufen. Als die Masse kurze Zeit später durch den Kreisel hinter der Brücke läuft, wird klar, welche Dimensionen die Demo angenommen hat.

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„Alle fürs Klima“ - Klimastreik in Mannheim

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„Wir standen bestimmt noch eine halbe Stunde auf dem Messplatz, bevor es für uns los ging“, berichtet Christian Klein. Er bildet den Abschluss und passt als Schlusslicht auf, dass niemand auf der Straße stehen bleibt. Er ist heute spontan als Ordner eingesprungen. Wegen der Menge an Teilnehmenden hatte FFF noch vor dem Start nach freiwilligen Ordnern gesucht. Auch Medizin-Student Johannes läuft mit: „Es ist bald zu spät für die Erde.“ Deshalb müsse jetzt für die Klimawende auf die Straßen gegangen werden, sagt der 26-Jährige.

Doch nicht nur Studierende und Schüler laufen mit. Eltern haben ihre Kinder an den Händen, die ihrerseits die Schilder mit Forderungen an die Politik in der Hand halten. Und auch Fritz Stahl geht für die Klimawende auf die Straße. Er ist 86 Jahre alt und mit dem Mannheimer Arbeitskreis in der gewerkschaftlichen Brasiliensolidarität dabei. „Wir demonstrieren gegen die Vernichtung des Amazonas.“ Die Klimawende müsse weltweit durchgesetzt werden, damit die Erde eine Zukunft hat, sagt er. Auf dem Marktplatz als Ziel der Demo angekommen, halten FFF, verdi, das Friedensbündnis Mannheim und die Seebrücke Heidelberg weitere Reden über ihre Forderungen.

Einige wenige Passanten haben jedoch kein Verständnis für den Streik. Als die Demonstrierenden die Autofahrer dazu aufgefordert werden, ihre Motoren, während sie warten, abzuschalten, geben einige von ihren Standgas oder machen ihre Musik lauter. Eine Frau läuft über die Schienen zur Polizei und beschwert sich bei der Polizei, dass sie einen Zahnarzttermin habe und keine Zeit für die Straßensperre.

Lichtinstallation am GKM

Die Klimainitiativen „Mannheim kohlefrei“, „Fridays for Future“ und „Mannheim Zero“ hatten am Abend das GKM mit der Lichtprojektion „CO2 STOPP 2025“ und „KOHLESTOPP“ angestrahlt. In der Nähe des Blocks 8, Ecke Aufeld-/Angel-/Plinaustraße hatten sie zudem an einem Stand Infos zu Wärmewende und Kohleausstieg bereitgehalten. „Wir stellen bildstark Forderungen an Politik und MVV für den Ausstieg aus der Kohle-/Gas-/Müllverbrennung“, hieß es von den Aktivistinnen und Aktivisten.

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