Er bekommt strahlende Augen: „Ich finde es mega!“, sagt Sandro Sutalo. Seit dieser Spielzeit am Nationaltheater engagiert, steht der Schauspieler nun auf einer besonderen Bühne: der Kulturnetz-Bühne auf dem Stadtfest, zwischen Steak-Stand und Dinnele-Bäckerei. Und er findet es „mega“, in dieser Umgebung aufzutreten. „So ist doch Theater mal entstanden“, freut er sich über den besonderen Auftrittsort. „Vielleicht denkt einer, der uns sieht: Den schrägen Vogel muss ich mir mal im Theater angucken!“ „Macht Spaß, ein schöner Auftritt in der Sonne“, findet seine Kollegin Jessica Higgins. Sie spielt die Seeräuberjenny, Sutalo die Frau Peachum, und dabei sind noch drei weitere Schauspielkollegen, die mit der Moritat von Mackie Messer und weiteren Auszügen Lust machen auf die „Dreigroschenoper“, die das Schauspiel ab Mitte Juni zeigt. Mehrfach ruft das Publikum auf den Planken sogar „Zugabe“.
Interessant auch die Reaktionen bei den Gastspielen der Oper. Bloomaul Joachim Goltz, der mit fünf Kollegen humor- und schwungvoll Operetten präsentiert, hat ja schon viel Stadtfest-Erfahrung. Er stimmt unter anderem ein auf die „Csárdásfürstin“, die in der nächsten Spielzeit in „Opal“ laufen wird, und versichert: „Ja, sie wird fertig!“
Opernintendant Albrecht Puhlmann wagt sich mit sechs Solisten und etwas schwererer Kost auf die Planken – mit der Mozart-Oper „Don Giovanni“, deren Inhalt er leicht verständlich erklärt. Aber ob Duett oder Arie, nicht nur die Bierbänke sind dicht gefüllt, in bis zu fünf Reihen bleiben die Menschen stehen, lauschen gebannt. „Vielleich sollten wir doch mal wieder ins Theater gehen?“, meint eine Frau zu ihrer Begleiterin, vier junge Italienerinnen singen begeistert mit, während ein paar pubertierende Jungs die hohen Töne der Sopranistin Natalia Shumska gar nicht fassen können, was sie mit Lästern zu überspielen versuchen. „Aber ich bin gerne so nah bei den Leuten, ich finde das toll“, sagt Nikola Diskic, der den Titelhelden der Oper singt: „Da sehen die Leute, dass wir auch Menschen sind!“
Mannheim-Premiere von Popakademie-Studentin
„Schöner als gedacht“ findet Helena Walther von der Hausband „Fear Josie“ vom Theater Oliv den Auftritt beim Stadtfest. „Ich dachte vorher, dass da keiner richtig zuhört, aber die Leute bleiben stehen, es fühlt sich ungewöhnlich, aber gut an“, bilanziert sie ihren Auftritt auf der Kulturnetz-Bühne. Etwas ganz Besonderes ist das Gastspiel dort für Luisa Kummerfeld – ihre Mannheim-Premiere. Aus Niedersachsen kommend, ist sie erst seit Herbst an der Popakademie, „aber ich habe hier noch nie außerhalb der Popakademie gespielt“. Entsprechend aufgeregt ist sie und, wie sie gesteht, „ein bisschen fertig“ nach dem Auftritt. Aber sie habe gespürt, „wie jeder Funken Energie von der Bühne aus dem Publikum wieder zurückkommt“, freut sie sich über die gute Resonanz.
Oberbürgermeister feiert Schlagerparty mit
Kontrastprogramm gibt es beim Feuerio. In erster Linie sorgt er für gute Stimmung auf den Planken. Garant dafür sind insbesondere die „Schlagerpiraten“. Zwischendurch bildet sich mal eine Polonaise, es wird getanzt, bei „Griechischer Wein“ sogar Sirtaki, und bei „Sternenhimmel“ unzählige Handys als Taschenlampen-Ersatz in die Höhe gereckt. Mittendrin feiern Oberbürgermeister Christian Specht und seine Partnerin mit. „Ihr seid der Hammer“, lobt Stefan Hoock, Feuerio-Vizepräsident und „Schlagerpiraten“-Frontmann, die Begeisterung des gesamten Publikums, lobt aber ausdrücklich das Stadtoberhaupt: „Dass ein OB so bei uns gefeiert hat, das hat es noch nie gegeben auf dem Stadtfest“.
Aber es gibt auch ein Experiment: eine DJ Schule. „Der Feuerio ist 125 Jahre alt, aber immer aktuell geblieben, daher probieren wir mal was aus“, so Elferrat Werner Dais, der die Idee hatte und selbst einer der bekanntesten DJs der Region ist. Präsentiert von Motime Events, die für ungewöhnliche Dekorationen sorgen, für das DJ-Pult etwa die Front eines VW Bulli T 1, lässt die DJ-Schule Vibra vier ihrer Schüler auflegen. „Das Stadtfest ist ein Riesen-Happening, eine tolle Plattform und eine gute Chance für Erfahrungen“, sagt deren Chef Baris Bilgin. Auf der Stadtfest-Bühne zu stehen sei „eins sehr schönes Gefühl“, findet Ewelina Glowazki: „Es groovt hier richtig, man kriegt viel vom Publikum mit – ist toll hier!“
Einen Rekord gibt es beim Kinderfest: 14 Maskottchen, darunter auch Fred Fuchs vom „Mannheimer Morgen“, sind in die Manege vom Kinder- und Jugendzirkus „Paletti“ gekommen – und sofort umringt von Massen von Kindern. Tilo Bender, Moderator des Kinderfests und Chef des Kinder- und Jugendzirkus „Paletti“, stellt sie auf die Probe. Erst messen sie sich im Tauziehen. Dann müssen sie tanzen. Danach steigt die, wie Bender sagt, „richtig, richtig fette Party“, weil die Maskottchen nun mit den Kindern tanzen dürfen. Danach sind die wandelnden Tiger, Füchse, Hamster, obwohl bereits kräftig verschwitzt, noch lange umringt.
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