Es dauert nicht lange, und Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer und Athlet Michael Lofink sind im Gespräch übers Radfahren. Man hört Worte wie „neue Fahrradstrecke“ und Sätze wie „Jeder fährt das, was er kann“, und „Ja, Hauptsache, man bewegt sich“, als sie sich vor der Pressekonferenz zu den Special Olympics unterhalten.
Denn Mannheim hat den Zuschlag erhalten – und richtet die Landessommerspiele von Special Olympics Baden-Württemberg (SOBW) aus. Unter dem Motto „Gemeinsam stark“ finden sie vom 13. bis 16. Juli statt. Auch Lofink ist dabei. Er fährt Zeit- und Straßenrennen und konnte zuletzt bei den Weltspielen in Abu Dhabi zwei mal Gold holen.
Die Landessommerspiele sind ein Sportevent, bei dem Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung teilnehmen. Wobei Lofink nicht gerne von „Menschen mit Behinderung“ spricht. „Ich sage lieber: Menschen mit Unterstützungsbedarf.“ Lofink ist zudem Athletensprecher von Special Olympics und engagiert sich ehrenamtlich auf dem Gebiet Inklusion. „Wir bei Special Olympics sind alle eine Familie, neben allem Ehrgeiz zählt die Begegnung“, sagt er. Vernetzung zwischen den Athleten und darüber hinaus, vor allem mit Mannheimern und hiesigen Akteuren, ist nun das Ziel: „Alle sind herzlich eingeladen!“
Für Inklusion sensibilisieren
„Mannheimerinnen und Mannheimer sind sportbegeistert“, betont derweil Eisenhauer. Er verweist auf Vereine in der Region, auf Bundesligisten in zahlreichen Sportarten, auf Top-Sport-Talente – und die Vereins- und Sportartenvielfalt in der Stadt. Auf zahlreiche erfolgreiche Athleten – auch bei Paralympics oder Special Olympics. Mit den Spielen wolle man auch Sportvereine sensibilisieren, die aktuell noch nicht im inklusiven Sport aktiv sind. „Wenn die Leute da unsicher sind, wie man es macht, oder vielleicht Berührungsängste haben“, setze man hier auf das Netzwerk und die öffentliche Wirkung der Spiele. „Die Vereine, die sich bereits engagieren, erhalten eine tolle Resonanz.“
„Außerdem soll eine verbesserte Infrastruktur geschaffen werden, denn die Landessommerspiele werden zum Anlass genommen, die zahlreichen Sportstätten Mannheims einer kritischen Betrachtung zu unterziehen“, erklärt Eisenhauer. Besonders eben beim Stichwort Barrierefreiheit. Denn die Spiele seien ein Baustein auf dem Weg Mannheims zur „inklusiven Stadt“. Dieses Ziel hat sich Mannheim in seinem Leitbild gesetzt. Beim Thema Barrierefreiheit gebe es überall „lange Listen“, es gebe „immer was zu tun“, bestärkt Athlet Lofink daraufhin.
Eröffnungsfeier und Athleten-Disco am 13. Juli im Capitol
- Das Ziel von Special Olympics Deutschland (SOD) ist es, Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu „mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen“, so SOD. Man verstehe sich „gemeinhin als Inklusionsbewegung“.
- Unter dem Motto „Gemeinsam stark“ finden vom 13. bis 16. Juli die Landes-Sommerspiele von Special Olympics Baden-Württemberg (SOBW) in Mannheim statt. Dazu erwarten SOBW und Mannheim gut 700 Teilnehmende und etwa 300 Helfer. Die Athleten, darunter zahlreiche sogenannte Unified Teams, gehen in voraussichtlich zwölf Sportarten an den Start. In Unified Wettbewerben bilden Sportlerinnen und Sportler mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam ein Team.
- Am Mittwoch, 13. Juli, 19 Uhr werden die Spiele mit Landeskultusministerin Theresa Schopper im Capitol eröffnet. Alle sind dazu eingeladen.
- Die Schirmherrschaft der Spiele hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann inne.
Die Ansage der Sportler ist indes klar: „Ich will die Erste sein“, sagt Athletin Jennifer Kurz, wie aus der Pistole geschossen zu der Frage nach ihrem Ziel in Mannheim. Sie tritt im Schwimmen an. Die Ansage von SOBW-Präsident Mathias Tröndle ist derweil genau so zielstrebig: „Wir als SOBW wollen mit den Spielen dazu beitragen, dass sich der Gedanke der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Sport und Gesellschaft nachhaltig verankert, also auf Dauer gelebt wird“, sagt er. „Das klingt jetzt etwas gespreizt, ist aber verdammt wichtig“, fügt er hinzu, als er von seinem Manuskript aufblickt.
„Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz – das unterscheidet uns von anderen Sportverbänden“, betont Tröndle. „Wir bieten im Gesundheitsprogramm ,Healthy Athletes’ medizinische Untersuchungen bei Sportveranstaltungen an.“ Auch in den Lebenswelten der Athleten sei man damit präsent. Zudem „binden wir unsere Athleten in unsere Gremien ein, fördern deren ehrenamtliches Engagement und die Mitbestimmung“.
Tröndle richtet zudem seinen großen Dank an die Stadt Mannheim, die die SOBW und die Idee mit „Warmherzigkeit und Offenheit“ empfangen habe. „Das ist nicht selbstverständlich.“
Die Sportartenvielfalt ist unterdessen groß: Reiten, Tischtennis und vieles mehr steht auf dem Programm. Zudem gibt es Schnuppersportarten für Interessierte (Badminton, Handball, Tennis, Triathlon).
Die Spiele sollen begeistern, Spaß machen – und dazu beitragen, dass das Engagement aller Beteiligten kanalisiert wird, so die Stadt. Und dass neu geknüpfte Kontakte zukünftig Maßnahmen für mehr Inklusion und Teilhabe fördern können. Auch nach dem Ende der inklusiven Sportveranstaltung in diesem Jahr sollen die Effekte langfristig in Mannheim erhalten bleiben, betont das Rathaus. Aus diesem Grund hat sich die Stadt Mannheim erfolgreich als Host Town der Special Olympics World Games im Jahr 2023 beworben, so Eisenhauer.
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