Serie - Sechs Jahre saß der SPD-Politiker im Bundestag, 2017 gelang ihm der Wiedereinzug nicht / Heute ist er zurück beim DGB

Was macht ... Stefan Rebmann?

Von 
Heiko Brohm
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Stefan Rebmann im Gespräch mit "MM"-Redakteur Heiko Brohm in seinem neuen Zuhause in Eppelheim. © Thomas Rittelmann

Zeit heilt alle Wunden, sagt der Volksmund. Bei Stefan Rebmann hat die Zeit ihre Arbeit noch nicht ganz verrichtet. „Es tut schon noch weh“, sagt der 56-Jährige. Der SPD-Politiker scheiterte bei der letzten Bundestagswahl, es gelang ihm nicht, sich im Kampf um das Direktmandat gegen seinen CDU-Konkurrenten Nikolas Löbel durchzusetzen. Nach sechs Jahren endete damit Rebmanns Zeit als Bundestagsabgeordneter. Viel tiefer aber sitzt bei dem gebürtigen Schwetzinger ein anderer Stachel: Dass ihn die Landes-SPD nämlich so schlecht auf der Liste absicherte. „Das beste SPD-Ergebnis in Baden-Württemberg und trotzdem nicht im Bundestag. Das ist schmerzhaft, wenn das die eigene Partei verhindert.“

Stefan Rebmann sitzt am massiven Holzesszimmertisch, die Abendsonne scheint schräg durch das bodentiefe Fenster rein. Das Haus ist frisch renoviert, Rebmann ist mit seiner Frau, Patricia Rebmann, gerade erst eingezogen. Es ist das Ende einer Entwicklung, die seine Niederlage bei der Bundestagswahl vor über einem Jahr eingeleitet hat: Rebmann ist mittlerweile kein Mannheimer mehr.

Seine Frau lebte in Eppelheim, Rebmann auf der Rheinau. Die private Pendelei hat er nun beendet, ein altes Haus in Eppelheim renoviert, „einiges ist noch zu machen“, sagt er und zeigt in den Garten, der sich langsam in der Dämmerung verkriecht. Schwer sei es ihm gefallen, von der Rheinau wegzuziehen, aber den Schritt aus Mannheim weg habe er schon bewusst gemacht. Auch politisch: Die Leitung des SPD-Ortsverbands Rheinau hat Rebmann niedergelegt, aus der Parteiarbeit hat er sich komplett zurückgezogen.

In der zweiten Reihe

Seine neue berufliche Arbeit knüpft an seine frühere an: Rebmann ist beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Stuttgart Abteilungsleiter für Wirtschafts-, Industrie- und Umweltpolitik. Er sitzt in mehreren Arbeitsgruppen, besonders an der Schnittstelle zur Politik. Kontakte zu den Fraktionen und ihren Abgeordneten pflegt er, „mit Boris Weirauch von der SPD habe ich in Sachen Wirtschaftspolitik viel zu tun, gerade habe ich mich mit Elke Zimmer von den Grünen getroffen.“ Vieles sieht er entspannter als früher, weil er die politischen Abläufe von innen kennt und weiß, wer warum wie reagiert.

Vor seiner Wahl in den Bundestag war Rebmann Vorsitzender der DGB Region Rhein-Neckar – eine Rückkehr in die regionale Spitze sei aber nicht zur Debatte gestanden. Dort seien jetzt Jüngere aktiv, Rebmann ging darum auf das Angebot, nach Stuttgart zu gehen, ein. Jetzt pendelt er jeden Tag mit dem Zug von Eppelheim nach Stuttgart und zurück.

Die Politik lässt Stefan Rebmann aber nicht los. Auch familiär. Seine Frau Patricia Rebmann ist Bürgermeisterin in Eppelheim, am Holztisch im neuen Zuhause wird schon auch diskutiert, „wird sind oft, aber nicht immer einer Meinung“. Aber politisch zählt jetzt eben nicht mehr seine Meinung, sondern die seiner Frau. „Kein Problem“, sagt Stefan Rebmann dazu. „Ich freue mich für Patricia, dass sie so erfolgreich ist.“ Wenig später kommt seine Frau nach Hause, sie stellt sich kurz dazu. Den Eindruck, dass sie sich von ihrem Mann bei ihrer Arbeit reinreden lassen würde, hat man nicht.

Schlecht geschlafen

Stefan Rebmann genießt jetzt die Freiheit, die ihm das Ausscheiden aus der Politik gegeben hat. Dazu zählen besonders „meine freien Wochenenden“, sagt er. Sportlich ist er, er kommt jetzt wieder häufiger zum Fußballspielen mit seinen Kumpels, er taucht und liebt das Skifahren.

Als Bundestagsabgeordneter war er auch im FC Bundestag aktiv. In der Mannschaft aus Mitgliedern des Parlaments war Rebmann zentraler Mittelfeldspieler. „Ich hätte auch mal wieder mitspielen können, als ich in Berlin war“, erzählt Rebmann, aber das habe er zu diesem Zeitpunkt nicht fertiggebracht. „Ich war noch nicht so weit“, sagt er. Er macht keinen Hehl daraus, dass er nach seiner Wahlniederlage und dem Ausscheiden aus dem Bundestag einige Nächte schlecht geschlafen habe. Der Zustand der SPD, der er weiter angehört, mache ihn ratlos, auch wenn manches, etwa der Streit um die Führungsspitze in Baden-Württemberg, selbst verschuldet sei.

Eine Rückkehr in die große Politik allerdings schließt er aus. „Ich bin 56, da muss man realistisch sein. Ich bin kein Zukunftsmodell“, sagt Rebmann und blickt dabei fest über den Holztisch. Alle Brücken in die Politik will er aber auch nicht abreißen. „Sag niemals nie“, fügt er hinzu.

Laufbahn

Geboren am 20. Juni 1962. Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker bei der BASF. 1991 Ausbildung zum Organisationssekretär beim DGB-Bundesvorstand, danach mehrere Funktionen beim DGB.

Ab November 2009 DGB-Vorsitzender Nordbaden. Ab 1995 politisches Engagement, ab 2007 Vorsitzender der SPD Schwetzingen, dort 2009 Einzug in den Gemeinderat.

Seit 2011 (als Nachrücker) Mitglied des Deutschen Bundestags. 2013 über die Liste in den Bundestag gewählt. Im Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellvertr. Vorsitzender.

Engagement in zahlreichen Vereinen, beispielsweise als Vorsitzender der Herschelbad-Förderer bis 2018.

Rebmann hat zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe. Er ist seit Sommer mit Patricia Rebmann, Bürgermeisterin von Eppelheim, verheiratet. Zur Familie gehören ein Sohn und eine Pflegetochter. bro

Ehemalige Mitarbeit

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