Mannheim. Markus Riegler ist jetzt quasi im Dienst. Das lässt sich an der goldenen Krawatte erkennen, wie der AfD-Mann erklärt. Die trage er bei allen Terminen als Stadtrat, sagt der 60-Jährige. Wie viele hat er davon? „Nur diese.“ Vielleicht kaufe er sich nun noch eine. Es müsse aber definitiv eine goldene sein. „Die zum schwarzen Anzug - das ist mein Stil.“
In seinen 36 Jahren beim Militär trug Riegler Uniform. Doch es habe auch einige Anlässe für die goldene Krawatte gegeben, erzählt er. Zum Beispiel in Eindhoven, wo der Stabsfeldwebel fünf Jahre stationiert war, wenn der niederländische König Willem-Alexander zu Besuch kam.
Zum Treffen mit dem „Mannheimer Morgen“ im Bolderhaus auf Franklin hat Riegler Christian Schäfer mitgebracht, den neuen Fraktionsgeschäftsführer seiner Partei. Der mischt sich aber nur an ganz wenigen Stellen ein, an denen Riegler mal nicht weiterweiß. Etwa, als es um den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke geht. „Mit dem habe ich weniger zu tun“, sagt der Stadtrat und schaut zu Schäfer. Der ergänzt, Höcke sei ja nur ein Landespolitiker. „Genau“, freut sich Riegler, „nur ein Landespolitiker!“
So will er nichts dazu sagen, dass man den Thüringer laut Gericht einen Faschisten nennen darf. „Das Wort geht mir da rein, da wieder raus.“ Er misstraue jedenfalls ARD und ZDF, ob Höcke wirklich so sei, wie sie ihn immer darstellten.
Alice Weidel und Donald Trump findet der Stadtrat sehr gut
Lieber spricht Riegler über Alice Weidel. Von allen in der Politik gefalle ihm die AfD-Vorsitzende am besten. „Sie spricht mir eins zu eins aus der Seele.“ Bei einem Bundesparteitag habe er Weidel mal kennengelernt und sei sehr beeindruckt gewesen. Sie könne ja sogar Chinesisch.
Riegler berichtet, in 25 Jahren bei der NATO in Geilenkirchen habe er von dort aus die ganze Welt gesehen. Immer nur kurz, dann sei er zurückgeflogen. Für Politik, schon gar nicht für die deutsche, habe er sich als Soldat nie interessiert. Mit einer Ausnahme: Donald Trump „ist mein absoluter Favorit“. Was hält er von dessen Auftritt im TV-Duell? „Das habe ich nicht gesehen.“ Aber von den Flüchtlingen aus Haiti, die laut Trump Katzen und Hunde essen, hat er gehört. So etwas zu sagen, „gehört sich nicht für einen Präsidenten“.
Gleichwohl meint Riegler, Trump werde nach seiner Wiederwahl den Krieg in der Ukraine sofort stoppen. Indem Russland das besetzte Territorium behalten darf? „Ich weiß mehr als andere“, sagt Riegler. Früher sei er mit einer Russin verheiratet gewesen. Die habe ihm erzählt, wie schlecht die Menschen im Dombass behandelt würden. Dass Präsident Wladimir Putin unter Verweis auf russische Minderheiten auch in andere Länder einmarschieren könnte, glaubt Riegler nicht. Später ergänzt er, der Ukraine-Feldzug sei zwar ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Doch sei er gegen Waffenlieferungen an Kiew, weil die das Leid auf beiden Seiten nur vergrößerten. Das wisse er vom Militär.
Nach seiner Pensionierung kehrte der Stabsfeldwebel 2021 in seine Geburtsstadt Mannheim zurück. Mit einem Fürsorgeprogramm des Militärs habe er eine Wohnung auf Franklin bekommen, berichtet Riegler. Hier lebe er nun mit seiner Frau und deren 14-jährigem Sohn. Morgens und nachmittags fahre er jeweils eine Stunde einen Schulbus. Ansonsten verbringe er die Zeit mit der Familie, seinem Rottweiler und seinem großen Hobby Nordic Walking. Tagfüllend sei das nicht. „Ist das alles?“, habe er sich gefragt und sich für die Lokalpolitik entschieden.
In die AfD trat Riegler vor allem ein, weil das die einzige Partei sei, die kriminelle Ausländer abschieben wolle. Auch Deutsche mit Migrationshintergrund? Nein, meint Riegler. Und bei Asylbewerbern müsse individuell geprüft werden, ob sie hier ein Bleiberecht hätten.
Welche Probleme es so alles in Mannheim gibt, zeigt sich für den 60-Jährigen schon in seiner Nachbarschaft. „Kaputte Straßen, Müll, Sachbeschädigung“, zählt er auf. Und in der George-Washington-Straße stehe ein Altglascontainer mitten auf einen Fahrradweg, sogar auch noch im Kurvenbereich.
Erster Eindruck vom Gemeinderat? „Super!“, sagt Riegler. Er sitzt in den Ausschüssen für Sport und für Bildung. Da will er sich etwa für mehr Schwimmunterricht und gegen Unterrichtsausfall engagieren. Sein Stiefsohn gehe auf eine Ganztagsschule, sei gefühlt aber vier Mal die Woche schon um 13 Uhr daheim.
„Schüler mit Handicap stören den Unterricht“, meint er
Zwischendurch blättert Riegler in seinen Zetteln, ob er etwas vergessen hat. So stößt er auf das Thema Inklusion, von der er „ein totaler Gegner“ sei: „Schüler mit Handicap stören den Unterrichten und verlangsamen das Lerntempo. Die sind in Sonderschulen besser aufgehoben.“
Bei der Kommunalwahl holte der Stabsfeldwebel außer Dienst auf Platz neun der AfD-Liste das fünftbeste Ergebnis. Noch mehr als auf seinen Beruf führt er das auf die Bekanntheit seiner Familie zurück. Seine Eltern hätten früher im Klinikum und im Theresien gearbeitet, den Vater würden auch viele als Feudenheimer Schachspieler kennen. Und sein jüngerer Bruder Stefan sei ein berühmter Kickboxer. Sie beide hätten früher in Sandhofen gemeinsam ein Kampfsportstudio betrieben.
Rieglers Liebe zum Sport soll auch das Foto ausdrücken, das er sich für dieses Porträt wünscht. Er posiert auf einer Laufbahn des Franklin-Sportfelds. Darüber könne man ja schreiben, dass er startklar für die Lokalpolitik sei, schlägt er vor.
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