VfR Mannheim - Vor 50 Jahren wurde die Spielstätte des VfR Mannheim eingeweiht – geliebt wird sie bis heute

Warum selbst die Gegner vom Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion begeistert sind

Von 
Andi Nowey
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Mit 50 Jahren nicht mehr taufrisch, aber nach wie vor voller Atmosphäre: das Rhein-Neckar-Stadion, sportliche Heimat des VfR Mannheim. © nowey

Mannheim. Der VfR Mannheim feiert in diesem Jahr sein 125-Jahr-Jubiläum. Auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert lang ist das Rhein-Neckar-Stadion die sportliche Heimat der Rasenspieler. Am 9. Dezember 1971 wurde die reine Fußballarena in einem Einweihungsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern seiner Bestimmung übergeben.

„Das Fußballvolk und besonders die Freunde des VfR haben allen Grund, auf den neuen Platz und die bisher stärkste in Mannheim gebaute Flutlichtanlage neugierig zu sein“, kündigte der „Mannheimer Morgen“ damals das große Ereignis an. Weiter heißt es: „Wie die Waldhöfer, ist auch der VfR jetzt wieder Besitzer eines ,richtigen’ Fußballplatzes, das Spielfeld ist dicht an den Zuschauer herangerückt, er hat Kontakt mit den Spielern und der Spieler mit ihm, und die Atmosphäre ist gänzlich anders wie nebenan im Stadion.“

Nachdem der VfR im Jahr 1959 den Platz an den Brauereien im Stadtteil Wohlgelegen verlassen musste, fand er im großen, aufgrund seiner Weitläufigkeit aber für Fußballspiele nur wenig geeigneten Mannheimer Stadion in Neuostheim eine neue Heimat. Erst 1971, nach jahrelangen Verhandlungen mit Stadt und Land, erhielt der Deutsche Meister von 1949 mit dem damals als Rhein-Neckar-Stadion II bezeichneten Rund eine neue Spielstätte.

4000 Zuschauer sahen am 9. Dezember 1971 das Einweihungsspiel des Rhein-Neckar-Stadions. Der VfR Mannheim unterlag dem 1. FC Kaiserslautern mit 1:3. © Nowey

"Stadion ist für aktuelle Bedürfnisse ideal"

4000 Zuschauer wohnten dem Einweihungsspiel bei, der VfR Mannheim lieferte gegen den großen 1. FC Kaiserslautern beim 1:3 ein tolles Spiel ab. Der „MM“ schrieb: „Er (der VfR Mannheim, Anm. d. Red.) hat sich im ersten Spiel unter Flutlicht auf dem neuen Spielfeld hinter der Sporthalle ausgezeichnet geschlagen und dem Bundesligisten aus der Pfalz einen schneidigen Kampf geliefert.“ Ein Mann der ersten Stunde im Rhein-Neckar-Stadion ist Stephan Groß, der in der Saison 1971/72 als A-Jugendlicher zur Ligamannschaft stieß und von hier seinen Weg, der später bis in die Bundesliga führte, begann.

Beim ersten Ligaspiel im neuen Rund gegen den 1. FC Pforzheim (0:1) am 8. Januar 1972 stand Groß in der Startformation. „Das war damals ein richtig tolles Stadion, und ich bin heute noch stolz, dass ich damals dort habe spielen dürfen“, sagt Groß. Über all die Jahre hat sich das Gesicht des Rhein-Neckar-Stadions bis zum heutigen Tage kaum geändert.

Mit den teilweise gelockerten Pflastersteinen auf der Haupttribüne und dem Unkraut, das sich zwischen den Betonstufen seinen Weg sucht, wirkt das Stadion, als wäre die Zeit stehengeblieben. Die frisch in den Vereins- und Stadtfarben blau-weiß-rot getünchten Treppenstufen bilden das Kontrastprogramm zu den Werbetafeln, die stellenweise nostalgisches Flair verbreiten.

„In der Verbandsliga oder auch Oberliga verfügt fast kein Verein über ein derartiges, reines Fußballstadion. Welchen Stellenwert es in der Wahrnehmung hat, erfahren wir alle zwei Wochen, wenn die gegnerischen Mannschaften und Trainer sich voller Begeisterung zu diesem Stadion äußern. Für unsere aktuellen Bedürfnisse ist dieses Stadion ideal“, sagt VfR-Präsident Boris Scheuermann.

So viele gehen rein – so viele kommen tatsächlich

  • Das Rhein-Neckar-Stadion an der Theodor-Heuss-Anlage wurde 1971 eingeweiht.
  • Die heutige Kapazität beträgt 4000 Sitzplätze (davon die Hälfte überdacht) und 6000 Stehplätze.
  • Die meisten Zuschauer waren in den zurückliegenden Jahren zum Relegationsspiel zwischen Offenbach und Memmingen im Jahr 1997 (7500 Besucher) und zum Stadtderby VfR Mannheim gegen SV Waldhof im Jahr 1998 (9000 Besucher) gekommen.
  • Derzeit verlieren sich zu Heimspielen des VfR in der Verbandsliga Baden selten mehr als 300 Zuschauer im Rhein-Neckar-Stadion. 

Auch Ralf Rangnick war zu Gast

Für einen denkwürdigen Moment in der deutschen Fußball-Geschichte sorgte das Rhein-Neckar-Stadion unfreiwillig am 6. Juni 1997. An jenem Abend war die Mannheimer Spielstätte Austragungsort des Relegationsspiels um den Aufstieg in die Regionalliga Süd zwischen dem FC Memmingen und den Offenbacher Kickers. In der 89. Minute beim Stand von 3:2 für Memmingen musste das Spiel abgebrochen werden. Die Überlastung durch die Fernseh-Liveübertragung hatte zu einem Sicherungsdefekt und Flutlichtausfall geführt. Das Spiel musste wiederholt werden; Offenbach siegte in Stuttgart mit 2:0.

Am 1. Januar 1998 übernahm der 17-jährige Sven Wolf als damals jüngster Stadionsprecher der ersten drei Ligen das Amt in der Sprecherkanzel. „Mein erstes Spiel war gegen Ulm. Der VfR hat 2:1 gewonnen, Trainer bei Ulm war Ralf Rangnick“, erinnert sich Wolf noch genau. Aber auch ein Oliver Kahn absolvierte auf dem Rasen des Rhein-Neckar-Stadions mit dem Karlsruher SC II als damals noch unbekannter Torhüter eine seiner ersten Partien. „Heimspiele gegen Waldhof, Offenbach, Darmstadt oder Nürnberg waren besondere Ereignisse“, sagt Scheuermann.

1998, als der VfR und der SV Waldhof sportlich nach vielen Jahren wieder auf demselben Liganiveau spielten, stellten die Rasenspieler Ansprüche auf einen Umzug ins Carl-Benz-Stadion. Am 19. Mai 1998 aber beschloss der Mannheimer Gemeinderat, das Stadion weiterhin dem SV Waldhof zu überlassen. Angeblich zweifelte das Mannheimer Stadtgremium an, ob der VfR die kostenintensiven Punkte für Betrieb und Nutzung des Stadions schlüssig würde absichern können. Den letzten Aufstieg erlebte das Rhein-Neckar-Stadion im Jahr 2011: 2000 Zuschauer bejubelten damals den 2:0-Sieg des VfR über den FV Ravensburg und den Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg.

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

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