Franklin-Grundschule

Warum Kinder sich in Mannheims Franklinschule zuhause fühlen

Der Schulbetrieb läuft seit fast drei Wochen. Aber offiziell wurde die neue Frankllin-Grundschule erst jetzt eingeweiht. Warum die mehr als 400 Schüler sich trotz der Größe des Gebäudes wie zuhause fühlen

Von 
Bertram Bähr
Lesedauer: 
Freudige Begrüßung: Der gut 30-köpfige Franklin-Schulchor heißt die Gäste der offiziellen Neubau-Eröffnung in der künftigen Mensa willkommen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Deutlich mehr als 400 Schülerinnen und Schüler auf einen Schlag: Für ein sechs- oder siebenjähriges Kind kann das schon ganz schön unübersichtlich, stressig – und vielleicht gar ein wenig angsteinflößend – sein. Der Neubau der Franklin-Ganztagsgrundschule trägt dem Rechnung. „Kleine Kinder – kleine Häuschen“, bringt es Bauleiterin Anja Baumunk auf den Punkt. Jeweils gut 100 Kinder teilen sich eines der vier Lernhäuser im Obergeschoss. Jedes Lernhaus hat vier Zimmer und einen Aufenthaltsbereich in der Mitte. So können sich „Kinder im großen Schulhaus aufgehoben fühlen“, sagt Baumunk.

Symbolische Schlüsselübergabe (v.l.): Bürgermeister Grunert, Staatssekretärin Boser, Peter Doberass (BBS), Rektor Oliver Gunter, Regierungspräsidentin Felder, OB Specht. © Christoph Blüthner

Sie ist an diesem Freitagnachmittag beim Rundgang durchs Gebäude unterwegs mit einer großen Besuchergruppe, zu der unter anderem Oberbürgermeister Christian Specht, Schulamtsleiter Frank Schäfer, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und Sandra Boser, Staatssekretärin im Kultusministerium, gehören. Eigentlich wollte ihre Chefin selbst kommen, Ministerin Theresa Schopper. Aber „sie liegt krank im Bett“, bedauert Boser.

Dass die Schule „nicht ganz zu 100 Prozent fertig“ ist, wie Anja Baumunk sich ausdrückt, ist unübersehbar. Im Eingangsbereich hängen Kabel von der Decke, in den Außenanlagen wird gebaggert, und weder Sporthalle noch Mensa stehen kurz nach Beginn des neuen Schuljahrs zur Verfügung. Mittagessen und einige Ganztagsräume sind nach wie vor in der benachbarten Elementary School. Aber um zu der zu gelangen, muss ein weiter Bogen um die Baustelle gemacht werden.

Symbolische Schlüsselübergabe (v.l.): Bürgermeister Grunert, Staatssekretärin Boser, Peter Doberass (BBS), Rektor Oliver Gunter, Regierungspräsidentin Felder, OB Specht. © Christoph Blüthner

Schüler wünschen sich Ruhe

„Das ist noch mehr Baustelle als Schule“, sagt eine Lehrerin. Auf der großen Treppe, die ins Obergeschoss führt, haben die Kinder auf bunt bemalten Zetteln ihre Wünsche zum Ausdruck gebracht. Darauf steht jeweils geschrieben: „Ich bin ein Schulkind und brauche . . .“. Neben Sporthalle, Jalousien gegen die Hitze und Schulhof steht dort auch „endlich Ruhe“. Denn Baulärm gibt es nach wie vor – und daran wird sich in den nächsten Wochen auch nichts ändern.

Rektor Oliver Gunter greift das in seiner kurzen Ansprache vor der Prominenz aus Stadt und Land auf, betont aber auch: „Kinder haben die Gabe, über Kleinigkeiten hinwegzusehen, die nicht funktionieren.“ Jetzt gelte es, in die Zukunft zu schauen, „Richtung Weihnachten, dann wird diese Schule fertig sein“.

Dass sie schon unfertig in vielerlei Hinsicht einen guten Eindruck hinterlässt, machen die Gäste mehr als deutlich. „Träume werden wahr, das ist richtig beeindruckend“, freut sich Frank Schäfer vom Staatlichen Schulamt. Wenn es ein Rezept gäbe für eine gute Schule, dann wären das die Zutaten: „Neuer Stadtteil, neue Schule, junges Kollegium. Und das ist hier in herausragendem Maße gegeben“, findet Schäfer.

Als „kleines Dorf“ bezeichnet der neue OB Christian Specht die Franklinschule: „Das ist nicht nur ein Lernort“, betont er. Und: „Wenn man sich dieses Gebäude anschaut, kann man sich nur wohlfühlen – auch wenn die Baustelle momentan noch vorherrschend ist.“

„Hausschuhkonzept“ vorgestellt

Neu ist für Specht – und für einige andere Gäste – der Begriff „Hausschuhkonzept“, den Bauleiterin Baumunk genannt hat. Kinder ziehen in der Schule ihre Straßenschuhe aus und die Hausschuhe an. Das zeigt ihnen laut Specht: „Ich kann mich hier zuhause fühlen.“ Der OB lobt die nachhaltige Bauweise, die individuelle Gestaltung der Räume, die tief im Boden eingegrabene Sporthalle, die einen Übergang zu den Bildungshäuschen und einen weiteren Ort zum Lernen schafft.

Absolut begeistert zeigt sich auch Staatssekretärin Boser. Hier sei „Tolles geschaffen worden, auf das die ganze Stadtgemeinschaft stolz sein kann“. Franklin sieht sie als ein „Beispiel dafür, wie sich Schule innerlich verändern kann, wenn die Lernumgebung dazu passt“. Das sei ein „offenes Haus, das auch einen Lebensraum für die Kinder darstellt“.

Dass die Kinder sich – bei allen Unzulänglichkeiten – schon jetzt sehr wohl fühlen, diesen Eindruck vermittelt der gut 30-köpfige Schulchor. Voller Freude begrüßt er die Gäste musikalisch – und erntet dafür langanhaltenden Applaus.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen