Nahverkehr

War die RNV-Großkontrolle am Mannheimer Karlsplatz verhältnismäßig?

6000 Kontrollen, 159 Beanstandungen: Mehr als 60 Kräfte kontrollieren am Karlsplatz in Mannheim Fahrgäste ohne Ticket. Stadtrat Ferrat kritisiert den Einsatz als unverhältnismäßig. Was die RNV und Polizei dazu sagen

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Mit einer Großkontrolle wollte die RNV Schwarzfahrer erwischen. © Julien Ferrat

Mannheim. Bei einer Schwerpunktkontrolle an der Haltestelle Karlsplatz auf der Rheinau sind 159 Beanstandungen festgestellt worden. Insgesamt wurden nach Angaben der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) am Dienstag zwischen 16 und 20 Uhr 6000 Fahrgäste kontrolliert, wie eine Sprecherin des Verkehrsbetriebs auf Anfrage sagte. Die Quote der Beanstandungen liege somit bei 2,7 Prozent. Im Einsatz waren laut der Sprecherin rund 50 Kräfte der RNV sowie Polizisten in niedriger zweistelliger Anzahl gewesen.

Auch Stadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer) geriet in die Kontrolle. Zufällig, wie er auf Anfrage sagte. Zuvor hatte er in einer Mitteilung die in seinen Augen unverhältnismäßig große Kontrolle kritisiert. Mehr als 60 Einsatzkräfte von RNV und Polizei habe er gezählt,„Das hat mit Verhältnismäßigkeit und einem sinnvollen Einsatz von Steuergeldern nichts zu tun. Der Großeinsatz am Rheinauer Karlsplatz war eine Respektlosigkeit gegenüber allen Steuerzahlern und allen zahlenden RNV-Kunden, die diesen Schwachsinn mitbezahlt haben“, sagte Ferrat.

„Die meisten standen bloß rum und haben ein Schwätzchen gehalten“

Die Kontrolleure sollten von der Personenstärke effizienter aufgestellt sein, sagt der Stadtrat. Zehn Kontrolleure würden seiner Meinung nach ausreichen, um eine einzige Haltestelle zu kontrollieren. Zumal die vielen Kräfte nicht sonderlich beschäftigt gewirkt hätten. „Die meisten Einsatzkräfte von RNV und Polizei standen die meiste Zeit bloß rum und haben ein Schwätzchen gehalten“, schildert Ferrat.

„Angesichts der Gegebenheiten der Haltestelle Karlsplatz mit zwei Bahnsteigen und einem Bussteig, ist die Anzahl an eingesetzten Kräften absolut angemessen und zweckmäßig“, äußert sich die RNV und erläutert: „Die eingesetzte Zahl an Einsatzkräften richtet sich nach einem bewährten System, wonach jede unserer Schwerpunktkontrollen sorgfältig geplant sind.“

So würden an jeder Tür Fahrausweisprüfer eingesetzt, zudem Sicherheitskräfte, die die Kontrolle absichern. „Die eingesetzten Polizeibeamten greifen nur dann ein, wenn eine Kontrolle zu eskalieren droht oder wenn im Falle einer Beanstandung Personalien aufgenommen werden müssen“, erklärt die Sprecherin. Zur Höhe der Kosten könne der Verkehrsbetrieb keine Angaben machen: „Das Herausrechnen der Kosten für einen einzelnen Einsatz [ist] nicht möglich.“ Wer dafür aufkommt – ob der Steuerzahler und Fahrgast mit Ticket, wie Ferrat sagt, oder ob auch die RNV selbst etwas zu den Kosten beiträgt – ließ die Sprecherin offen.

„Verhältnismäßig gering“, nennt eine Sprecherin der Polizei die Anzahl der eingesetzten Beamten im „niedrigen zweistelligen Bereich“, die den rund 50 Kräften der RNV zur Seite standen. „Um die hohe Anzahl an Fahrgästen schnellstmöglich kontrollieren zu können, ist der Personalansatz zu betrachten, der bei den eingesetzten Kräften der RNV auch in der Verantwortung der RNV liegt“, erklärt sie. Die Polizei würde keine Fahrscheine kontrollieren. „Diese unterstützt die Fahrscheinprüfer lediglich bei der Feststellung der Personalien.“

Nicht nur Ferrat selbst, sondern auch anderen Fahrgästen sei die Kontrolle „auf den Keks“ gegangen, sagt der Stadtrat. Auch, weil die Bahnen und Busse in der Folge der Kontrolle teils verspätet unterwegs gewesen seien. Bei Ferrat übrigens gab es nichts zu beanstanden. Er habe das Deutschland-Ticket und seinen Weg somit fortsetzen können.

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