Die neunjährige Jana springt auf einen großen, roten Ball, der vor ihr liegt und balanciert darauf, als hätte sie nie etwas anderes getan. "Ich hab das Kugellaufen gestern zum ersten Mal ausprobiert und es hat sofort geklappt", freut sie sich. Jana ist eines der 300 Kinder, die am Sommerferienprogramm des Spielmobils im Unteren Luisenpark teilnehmen. Das Motto ist in diesem Jahr "Zirkus" und so wird die große Wiese zur Manege für die Nachwuchsartisten.
In kleinen, bunten Zelten üben die Kinder und Jugendlichen unter Anleitung der ehrenamtlichen Betreuer verschiedene Kunststücke ein. Bunte Tücher wirbeln durch die Luft, die Kinder probieren auf einem Seil zu balancieren, auf Holzfassern zu laufen und Purzelbäume zu schlagen. Vor einem der Zelte werden Hula-Hoop-Reifen nicht nur um die Hüfte, sondern auch um den Hals geschwungen.
Kostüme werden selbst genäht
"Am ersten Tag der Sommerferienspiele durften die Kinder erst einmal in die verschiedenen Zirkusangebote reinschnuppern. Dann mussten sie sich entscheiden, was sie in den nächsten Tagen bis zur Aufführung gezielt üben wollen", erklärt die Leiterin des Spielmobils Corrina von Tschammer. An verschiedenen Stationen zeigen Mitarbeiter des Jugendamtes und Zirkusartisten den Kindern und Jugendlichen eine Woche lang wie man jongliert, balanciert, als Dompteur arbeitet und was man als Clown alles können muss.
Der Zirkus "Pampelino" besteht aber nicht nur aus den Artisten -auch die Requisiten und Kostüme werden von den Kindern selbst hergestellt. Im zirkuseigenen Café bedienen fleißige Kellner die hungrigen Künstler und im Redaktionszelt schreiben die Zirkusreporter Berichte über das Geschehen im Unteren Luisenpark für die selbstgemachte Zeitung, die zur großen Aufführung des Zirkus am Samstag verkauft werden soll.
"Die Kinder sollen durch das Zirkusprojekt Selbstständigkeit lernen. Wir Betreuer können ihnen die Technik beibringen, aber wie die Show dann läuft, das müssen die Kinder und Jugendlichen von der Gestaltung der einzelnen Nummern über Kostüme bis hin zum Kulissenbau selbst organisieren", erklärt von Tschammer, die selbst seit vielen Jahr am Ball ist.
Das Zirkusprojekt findet alle zwei Jahre für zwei Wochen statt. Jeweils eine Woche steht dann unter einem bestimmten Thema, das mit einer großen Abschlussaufführung vorgestellt wird. "Ohne das Spielmobil wären die Ferien richtig langweilig. Es ist toll, dass wir selbst entscheiden dürfen, welche Workshops wir die Woche über machen wollen", sagt die dreizehnjährige Natalie, die sich für die Mitarbeit an der Zirkuszeitung entschieden hat. In der ersten Woche steht das Zirkusprojekt unter dem Thema "Weltraum". "Was wir dann in der nächsten, also der letzten Ferienwoche, in unserem Zirkus umsetzen, entscheiden die Kinder dann am nächsten Montag selbst", erklärt die Projektleiterin.
Damit die Aufführung vor Familie und Freunden auch gelingt, proben die Kinder und Jugendlichen fleißig. Jeden Vormittag treffen sie sich in ihren Gruppen, um gemeinsam für die Zirkusvorstellung zu üben. "Es ist schön zu sehen, wie die Kinder Fortschritte machen", freut sich Betreuerin Cindy Ortiz. Die 19-Jährige macht den Mädchen ihrer Hula-Hoop-Gruppe gerade ein neues Kunststück vor - den Reifen hochwerfen, ein Rad schlagen und dann das Sportgerät wieder fangen.
In der nächsten Woche bietet das Spielmobil noch einmal Sommerferienspiele zum Thema Zirkus an. Kugelläuferin Jana und ihre Freundin Janine freuen sich schon darauf: "Wir wollen wieder mitmachen. Dann sind wir auch schon richtige Kugellaufprofis oder wir probieren noch einmal etwas anderes aus - aber dabei sein, wollen wir auf jeden Fall." Von Montag bis Mittwoch wird dann ein zusätzlicher Workshop mit Künstlern der Gruppe M.U.K.U aus Südafrika angeboten. In dieser Zeit lernen die Kinder einen Gummistiefeltanz, der auf eine Tradition aus der Zeit der Apartheid zurückgeht.
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