Umfrage

Von "Heimat" bis "heilig": Das bedeutet Familie für Mannheimerinnen und Mannheimer

Bedinungslose Liebe? Sicherheit? Wir waren in Mannheim unterwegs und haben gefragt: Was ist Familie für euch? Und wer ist eigentlich das beliebteste Familienmitglied? Unsere Befragten haben einen eindeutigen Favoriten

Von 
Lea Seethaler
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Die ukrainische Familie, der wir während unserer Umfrage begegnen, macht deutlich: „Unsere Heimat ist dort, wo wir zusammen sind.“ © Lea Seethaler

Gibt es ein Gefühl, das die Menschen in Mannheim mit Familie verbinden? „Heimat“, sagt Peter, den wir mit Frau Pagona am Paradeplatz treffen. „Wir waren viel in Deutschland unterwegs, sind jetzt wieder in die Pfalz zurückgekommen“, sagt er. Weil dort die Familie ist. Pagona sagt, Familie bedeute auch Zusammenhalt. Peter stimmt zu: „In guten Zeiten kann jeder zusammenhalten. Gerade in den schlechten Zeiten kommt es drauf an.“

Ein Mann, den wir ein paar Meter weiter antreffen, spricht indes kein Deutsch. Er hält uns seine Übersetzerapp hin und antwortet über diese: „Die Familie ist heilig.“

Work-Life-Balance-Gespräch im Ehrenhof

Im Ehrenhof des Schlosses treffen wir am Kaffeetisch die Studenten Dominik, Gregor und David. Sie haben einen strukturierten Plan zum Thema Familie: „Im etwas höheren Alter eine Frau finden, heiraten und Kinder bekommen“, sagt Dominik gleich. Für Gregor ist die Familie „sicherer Rückzugsort, an dem man sein kann, wer man wirklich ist.“ Und welches Gefühl verbindet er mit der Familie? „Meistens innere Ruhe, manchmal aber auch Stress“, erzählt er und schmunzelt.

Die drei berichten uns, dass sie, kurz bevor wir sie angesprochen haben, über das Thema Familie sprachen. Um was ging’s genau? David sagt: „Um die Work-Life-Balance zwischen Arbeit und Familie. Und wie man das am besten im Alter unter einen Hut bekommt.“ Geht das denn überhaupt? „Das kommt drauf an wie man priorisiert“, sagt David. „Wenn man sagt, man priorisiert die Familie, dann auf jeden Fall. Aber wir vermuten, dass es immer schwieriger wird, wenn man schon viel Karriere gemacht hat.“

"Dort, wo wir zusammen sind"

Eine dreiköpfige Familie will gerade die Bismarckstraße überqueren. Was bedeutet Familie für sie? Der Vater signalisiert, dass er nur Englisch spricht. „Geben Sie mir etwas Zeit, ich muss kurz nachdenken“, sagt er. Dann antwortet er „Kurz gefasst: Unterstützung und natürlich Liebe.“ Als er das sagt, greift er nach der Hand seiner Frau. Sie sagt: „Und Heimat. Wir sind aus der Ukraine. Unsere Heimat ist dort, wo wir zusammen sind.“ Mit dem Kind halten sich nun alle drei wie eine Kette an den Händen. „Familie ist sehr wichtig für Menschen. Also zumindest für uns“, sagt der Vater. Wir fragen den kleinen Jungen, was Familie für ihn bedeutet? „Liebe“, sagt er mit leiser Stimme und sein Blick wirkt leer.

Eine 12-fache Tante hat Stress

Vor einem Blumengeschäft steht Amna. Sie wartet mit Baby im Kinderwagen und Kind mit roter Spidermanmütze auf ihre Schwester. Die Kids sind nicht ihre eigenen, aber zum Thema Familie kann sie sagen: „Ich bin zwölffache Tante.“ Sie grinst. Wie lebt es sich als solche? „Sehr stressig – aber man kann nie früh genug lernen“, findet sie und hält sich am Kinderwagen fest. „Zeit und Liebe“ sei das Wichtigste beim Thema Familie, sagt sie.

Alle lieben Mama

Unser nächster Gesprächspartner kann nur Französisch, sprudelt aber bei seiner Definition der Familie umso mehr: „Ja, die Familie, das sind Mama, Papa, Bruder, Schwester, all das macht die Familie aus. Wenn alle zusammen an einem Tisch sitzen, mit Schwesterherz und Bruderherz, und essen, das ist Familie.“

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Wir treffen dann Adel und Rosanna auf der Breiten Straße. Familie ist für Adel „zusammensein, zusammenhalten.“ Für Rosanna „Sicherheit, und ein schönes Zuhause“. Und gibt es ein Lieblingsfamilienmitglied? „Naa, eigentlich nicht“, sagt Adel. Und wird von Rosanna unterbrochen: „Ja sicher, Mama“, sagt sie und schaut fast vorwurfsvoll zu Adel. „Mama ist immer.“ „Eigentlich sind alle Familie für mich“, sagt Adel.

Ein paar Meter weiter steht Emir mit seinem Hund Atwesh. Der Chow-Chow gehört natürlich zur Familie. Und auf die Frage nach dem Lieblingsfamilienmensch sagt auch Emir sofort: „Die Mama“. Die liegt auch bei Lion auf Platz eins, den wir am Paradeplatz antreffen.

Fast keinen Kontakt mehr zum Sohn

In den Quadraten begegnen wir einer Dame. Sie sagt auf unsere Frage: „Eigentlich bedeutet es mir sehr viel. Und leider habe ich nicht mehr so großen Kontakt zu meinem Sohn. Das finde ich schade.“ Sie betont: „Obwohl ich jetzt schon einige Male versucht habe, ihn schriftlich zu erreichen, er meldet sich halt nicht.“ Weiter sprudelt es aus ihr, dass sie alleinstehend ist. Hat man als Single eine Ersatzfamilie, die man sich sucht? „Nein, eher Kontakt zu einer Einzelperson, mit der man mal Unternehmungen macht. Und das ist sehr schwierig hier in Mannheim“, sagt sie.

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Für Gabriele, die mit Barbara am Gehwägelchen unterwegs ist, ist Familie auch, „dass ma keen Krach kriegt“. „Dass man immer für sich da ist, sich gut unterhalten kann und mal weg fahren kann“, findet Barbara wahrend sie sich an ihrem Rollator festhält.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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