Nun sind sie weg, das Gehege im Luisenpark ist leer: Am Mittwoch sind die Lieblinge der Mannheimer Luisenpark-Besucher, die Humboldt-Pinguine, frühmorgens umgezogen - in den Frankfurter Zoo. Wie also zieht man auf einen Schlag 20 kleine Seevögel um - und das an einem Tag? Während im Luisenpark noch alles schläft, beginnt die Umsiedlungsaktion bevor es heiß wird.
Weil jeder Bewohner einzeln eingefangen werden muss, heißt es zuerst: Alle auf einen Haufen versammeln, indem der eine Beckenbereich vom anderen abgetrennt wird. So beschreibt es Vera Eich von der Agentur Carta, die den Luisenpark bei der Neugestaltung der Neuen Parkmitte begleitet. Weil dabei auch das Gehege der Pinguine neu gebaut wird, war auch Eich beim Umzug der Tiere dabei.
Auf Tauchstation in Frankfurt
Aufgereiht stehen die 20 Vögelchen am Beckenrand und wundern sich, warum die Tierpfleger heute schon so früh wach sind. Als die Ersten plötzlich hochgehoben werden und in einer Box verschwinden, dämmert es den anderen: Irgendwas stimmt hier nicht.
Denn auf der menschlichen Seite herrscht doch etwas Abschiedsschmerz. Schließlich wissen die Pflegerinnen und zoologischen Leiterinnen Christine Krämer und Andrea Gerstner mehr als die kleinen Frackträger: Mindestens drei Jahr lang wird es dauern, bis sie wieder zurückkommen dürfen. „Es war zwar ein bisschen traurig, sie abzugeben. Aber wir sind mit einem guten Gefühl wieder nach Hause gefahren“, berichtet Krämer.
Um sicherzustellen, dass ihre Schützlinge gut ankommen, hat die Leiterin sie selbst bis in die 96 Kilometer entfernte Stadt am Main gefahren. Um es den Pinguinen dabei so angenehm wie möglich zu machen, gibt es für jedes Tier eine eigens angefertigte Transportbox. Das soll zum einen Stress, zum anderen Verletzungsgefahr vermeiden. Ob alles glatt gelaufen ist und die Pinguine brav in die Boxen gewatschelt sind? „Sie sind natürlich nicht selbst gelaufen, sondern die Pflegerinnen haben sie hineingesetzt“, berichtet Vera Eich. Schon Mitte Juli hatte der Tierarzt einen letzten Gesundheits-check durchgeführt. Ob sie die Reise gut überstanden haben? „Wir wurden in Frankfurt herzlich begrüßt, man hat sich auf unsere Tiere gefreut. Auch die Tierärztin war schon da, um sie zu untersuchen. Aber alle haben es gut überstanden“, freut sich Krämer einen Tag danach.
Den Pinguinen hat die Reise scheinbar wenig ausgemacht: Sie sind sogar freiwillig direkt ins Becken der Quarantäne-Station gehüpft - von Trennungsschmerz keine Spur, berichtet Krämer. Trotzdem will sie sich weiterhin mit den Kollegen austauschen.
Vier Männchen sind noch Single
Beim Frankfurter Zoo hält man sich zwar noch bedeckt über den Zuwachs. „Sie sind gut angekommen und werden jetzt vom Tierarzt untersucht. Nach der Quarantäne können sie zu den andere ins Gehege“, erklärt eine Sprecherin. Nächste Woche sollen die Pinguine ihre Artgenossen kennenlernen. „Wir sind gespannt, ob sich neue Paare bilden. Acht Pärchen haben wir schon, vier unserer Männchen sind aber noch Single“, erklärt Krämer. Schließlich tendieren Pinguine zur Monogamie.
Sollten sich die Mannheimer tatsächlich verlieben und Nachwuchs zeugen, wollen Luisenpark und Zoo gemeinsam entscheiden, welche Paare zurückziehen und welche bleiben. Spätestens zum Start der Bundesgartenschau 2023 soll ein Großteil wieder zurückreisen.
Dort werden sie ihr Zuhause kaum wiedererkennen: Nicht nur das Wasserbecken soll dreimal größer und bis zu drei Meter tief sein. Strömungspumpen sollen zum Planschen animieren und eine Sichtscheibe Einblicke in das Fliegen unter Wasser geben. Auch an Land gibt es dann mehr Platz zum Nisten. Ob die Pinguine schon fehlen? „Wir vermissen sie einfach. Aber wissen sie in guten Händen“, sagt Krämer.
- Verbreitet in Peru und Chile leben die 38 Zentimeter großen Humboldt-Pinguine an den Meeresküsten. Sie ernähren sich von Fischen, Makrelen, Sardellen und Tintenfischen.
- Im Luisenpark leben 20 Tiere (zwölf Männchen und acht Weibchen), die im Durchschnitt zehn Jahre alt sind.
- In Gefangenschaft werden Pinguine bis zu 20 Jahre alt. Rekordhalterin im Luisenpark ist eine in der Wildnis gefangene Pinguindame die 38 Jahre alt wurde.
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