Mal sauer, mal süß, aber immer kerngesund: Zitrusfrüchte heißt in diesen kalten Monaten das Schlagwort, zu dem nahezu alle Marktbeschicker ein reichhaltiges, vor allem orange-schillerndes Sortiment anbieten. Kein Wunder - schließlich herrscht auf den Orangen-, Clementinen-, Pampelmusen, Zitronen- und Mandarinen-Plantagen im Mittelmeerraum von Oktober bis April Hochkonjunktur.
"Unsere Ware kommt zur Zeit hauptsächlich aus Spanien und Italien", erklärt Baran Biliz, der gemeinsam mit seiner Frau Silvia seit rund zehn Jahren am Stand "Tutti Frutti" südländisches Obst verkauft. Das Wormser Ehepaar bietet in der kalten Jahreszeit vier verschiedene Orangensorten und unzählige Mandarinen- und Clementinen-Variationen an.
Neben Saft- und Fruchtfleischanteil variiere auch immer der Geschmack. "Am beliebtesten sind natürlich die süßlich schmeckenden Früchte. Aber auch saure und süßsaure werden immer wieder nachgefragt, besonders von Diabetikern, die dann mehr essen dürfen", erklärt Biliz. Ein Phänomen, das auch George Prenreaj am Stand nebenan beobachten kann. "Meine Kunden fragen auch gerne nach leicht Schälbarem", sagt er. Ihnen empfehle er die Sorte "Clemenules", die zwischen Frucht und Schale Luft ziehe und so leichter als die "Clemenvillas" zu öffnen sei.
Essgewohnheiten, mit denen sich Alexander der Große und seine Weggefährten 310 vor Christus sicher nicht geplagt haben. Er war es nämlich, der auf einem seiner Feldzüge die erste Zitronatzitrone aus dem Osten in den Westen brachte. Seither ist viel Zeit vergangen und viele weitere Legionäre haben ihre ganz persönlichen Schätze mit in die Heimat gebracht. Die Römer fanden zum Beispiel Gefallen an der Bitter- und Blutorange. Die Araber verbreiteten Limette, Pampelmuse und Saftorange.
Dass eine einzelne Mandarine bereits 26 Milligramm des kostbaren Vitamin C und damit 43 Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen enthält, hat damals wohl kaum einer gewusst. Eine Orange liefert mit 30 Milligramm sogar noch etwas mehr, und genau das macht sich Kurt Krämer an jedem einzelnen Markttag zu Nutze: "Ich esse kein Obst. Kann Bananen, Äpfel und Kiwis einfach nicht leiden." Doch ein Glas frisch gepressten Orangensaft am Stand von Petra Ziesling, das genehmigt sich der Mannheimer gerne. "Das deckt meinen Vitaminbedarf und ich bleibe auch in der kalten Jahreszeit gesund," meint er und nimmt einen beherzten Schluck. Diese Prophylaxe sei zwar nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen reinster Humbug, stärke lediglich das Immunsystem und Schnupfen gebe es trotzdem - doch will der Mannheimer ja schließlich nicht in in die Fußstapfen der an Skorbut erkrankten Seefahrer treten. Denen waren die Zähne auf Grund mangelnder Vitamine ausgefallen.
Ein Grund mehr also für Alexander und Konsorten, von ihren Feldzügen im Nahen Osten kleine handliche Vitaminbomben bei sich zu führen. Ein Trend, dem in diesen Tagen auch viele Mannheimer Studenten auf dem Weg zur Uni folgen. So etwa auch die 24-jährige Sarah Kunath. In ihrem letzten Bachelor-Semester im Schloss schwört die gebürtige Offenburgerin auf die kleinen handlichen Früchtchen. "Zwischen den Arbeitsetappen sind Clementinen genau die richtige Stärkung für mich", erklärt sie und verweist auf ihren Vorrat in der Laptoptasche.
Zitrusfrüchte
- Die Zitronatzitrone, auch medischer Apfel genannt, stammt ursprünglich aus Südostasien. Heute wird sie dank Alexander dem Großen unter anderem auch in Sizilien angebaut. Ihre Schale wird zu Zitronat, Konfitüre und Likör verarbeitet.
- Fälschlicherweise werden Mandarinen und Clementinen oftmals für die gleiche Frucht gehalten. Dabei ist die Clementine ein Mischling aus Mandarine und Orange. Sie ist am Mittelmeer entstanden und meist kernlos und süßer als ihre Artgenossen.
- Auf dem Wochenmarkt bewegt sich der Orangen-Kilopreis zwischen 2,50 und 4 Euro. Ein Glas frisch gepresster Saft kostet 2,50 Euro, während man für ein Kilo Clementinen rund 3 Euro bezahlt. mei
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