Oststadt - Prominenter Wohnpalazzo in der Werderstraße entkernt / Außenansicht wird rekonstruiert

Villa Smreker soll Renaissance feiern

Von 
Susanne Räuchle
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Alles entkernt, ausgehöhlt, es steht nur noch ein Gerippe aus Stein, doch das reicht immer noch für die Vorstellung von einer traumhaft schönen, italienisch inspirierten Oststadtvilla: Die Werderstraße 40 im Umbruch, die Stätte, wo einst der prominente Konsul Oskar Smreker glanzvoll residierte, wird in neuer Pracht und Herrlichkeit rekonstruiert nach alter Art. Der Chef einer Mannheimer Beteiligungsgesellschaft plant für sich, seine Familie - und wie man hört seine automobilen Schätze - eine Residenz, in der Vergangenheit und Zukunft mit Mörtel und Maß zusammengefügt werden sollen.

Alt und neu in Harmonie

Das oberste Geschoss und das Dach werden nach außen ihre Schauseite präsentieren wie im Jahr 1908, als das Juwel erbaut wurde, vor all den unheilvollen Zerstörungen durch Bomben und Nachkriegsumbauten. Das Architekturbüro Friedmann übernimmt die Aufgabe, das Alte mit Neuem zu harmonisieren, eine Herausforderung, aber auch ein Glücksfall für die Stadtansichten, wenn viel privates Geld in ein Rekonstruktionsprojekt investiert wird, ein solches herausragendes Objekt einen Liebhaber findet, der keine Kosten scheut und sich den Vorstellungen des Denkmalschutzes fügt: Der hat im Innern freie Bahn gegeben. Denn weder das Eichenparkett, noch die Treppe, keine Türe - nichts war im Originalzustand, konnte als erhaltenswert eingestuft werden.

Schwimmbad im Untergeschoss

Die 60er Jahre hatten in den Räumen Einzug gehalten und die werden nun entsorgt auf der Geröllhalde der Geschichte. Raus gehauen, in die roten Container geschaufelt, die vor der Villa stehen.

Sie hält dem ganzen Eingriff herrschaftlich stand und erlebt nun eine Renaissance, auch mit einer Swimmingpool-Anlage im Untergeschoss.

Das hätte Oskar Smreker, den ersten Hausherrn gefreut, denn Wasser war schon damals sein Element, er brachte es in Mannheim in Fluss, baute von 1886 bis 1888 die Leitungen, setzte im Wasserturm Maßstäbe - ein genialer Ingenieur und Konstrukteur, internationaler "Allrounder" in der Versorgungstechnik: Oskar Smreker arbeitete als Oberingenieur bei der italienischen Società nationale per Gasometri ed Acquedotti in Bologna und bei der Firma Aird & Marc in Berlin. Ließ es in Darmstadt und Ludwigshafen aus den Hähnen sprudeln, gründete in Mannheim sein eigenes Unternehmen, die Wasserwerks- und Kanalisationsbauten GmbH und war maßgeblich am Bau des Mannheimer Wasserturms beteiligt.

Und er ließ sich dann in bester Gesellschaft zwischen den Engelhorns, den Reuthers und Giulinis in der Werderstraße nieder. Eigentlich war das Grundstück für das Pfarrhaus der Christusgemeinde vorgesehen, wie Ferdinand Werner in seinem Standardwerk "Mannheimer Villen" schreibt.

Wohnideale im Jahre 1908

Stadtbaumeister Uhlmann wurde 1908 als Besitzer des Bauplatzes genannt, er übernahm offenbar die Bauleitung und setzte Oskar Smrekers Wohnideale um. "Der Florentiner Palazzostil der Hochrenaissance, den sich der Konsul aussuchte, ist so auffällig, dass er nur auf einer persönlichen Einflussnahme des Bauherren beruhen kann". schreibt Ferdinand Werner, der um die Italiensehnsucht des "Wassermanns" weiß. Ein Tintoretto-Porträt und eine heilige Katharina von Veronese gehörten zur Smreker-Sammlung, die er 1916 zur Ausstellung verlieh.

Die Werke schmückten wohl einst das großbürgerliche Ambiente hinter den rundbogigen und gekuppelten Fenstern, die in schöner bürgerlicher Anmutung den Blick öffnen auf die Herrlichkeit der Palazzi der Medici und Strozzi - im Mannheimer Maß der Jahrhundertwende interpretiert und nun ins nächste Jahrtausend übersetzt.

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