Am 11. Oktober beginnt die zweite Saison-Halbzeit der Mannheimer Freilichtbühne. Das Ensemble aus der Gartenstadt zieht von der großen Bühne im Freien unter das Dach des Zimmertheaters, wo bis Ende des Jahres "Das Geheimnis der Irma Vep", zweimal das Dinnertheater, der Adventszauber des Chores ART-im-TAKT und als Gastspiele zwei musikalische Kabarett-Veranstaltungen auf dem Programm stehen.
Auftakt ist die Premiere (11. Oktober) des Eingroschengrusels "Das Geheimnis der Irma Vep" von Charles Ludlam, das Holger Ohm inszeniert. Doch obwohl mit Wolfgang Heuer und Carsten Groth nur zwei Darsteller im "On" agieren, ist die mit dem Horror-, Krimi- und Melodram-Genre spielende Persiflage um Lord Edgar und sein zwielichtiges Personal auf Schloss Mandacrest kein kleines, intimes Stück.
Ganz im Gegenteil. Damit das 1984 in einem New Yorker Off-Off-Theater uraufgeführte und sich an Hitchcocks "Rebecca"-Film anlehnende, spannend-komische Gruseldrama in der gewünschten üppigen, viktorianischen Optik auf die Bühne kommt, sind hinter den Kulissen weitere 30 Mitwirkende nötig. "Es gibt viele Gimmicks, das Bühnenbild verändert sich dauernd und wir arbeiten mit Pyrotechnik", gibt Ohm einen Einblick in die seit einem Jahr laufende Probenzeit.
Spende für Regenschutz
Mindestens so wichtig wie die beiden Akteure im On, sind die sechs Damen hinter den Kulissen. Denn Heuer und Groth spielen nicht nur insgesamt acht Rollen - darunter auch weibliche -, sondern müssen 40 Kostümwechsel bewältigen. "In maximal 15 Sekunden. Ohne unser Sextett wären die zwei verloren." Schon von Beginn an wurde daher in voller Besetzung und Probekostümen gearbeitet. "Das war ein guter Entschluss, denn da merkten unsere Schneiderinnen schnell, wo welche Magnetverschlüsse haken, wie die Umzüge am effektivsten funktionieren." Parallel wurde "gemeinschaftlich der Text geknetet, um den Witz der amerikanischen Vorlage adäquat zu übersetzen. Und wir haben uns viele Gedanken gemacht, wo Situationskomik und wo Melodramatik gefragt ist und wie wir die vielen Anspielungen veranschaulichen."
Inhaltlich ist die "Irma Vep", so Ohm "völlig sinnfrei." Handlungsstränge führen die Zuschauer immer wieder in die Irre. "Es ist reiner Camp-Style", bringt der Regisseur die Übertreibung und Überbetonung alles Nebensächlichen zugunsten der Konzentration auf Form und Dekor auf den Punkt. "Es war sehr viel Arbeit, wir mussten unglaublich viel im Auge behalten", ist Ohm dankbar, die Regieassistenz mit Maike Nortmeyer (Organisation) und Markus Muth (Feedback) doppelt besetzt zu haben.
Sozusagen als Ausblick auf die nächste Sommersaison übergaben Stefan Kleiber, Thorsten Riehle und Ulrike Falkenstein von der "Mannheimer Runde" der Freilichtbühne einen Scheck über 5000 Euro, um, so Riehle den Bau einer Überdachung auf dem Gelände anzustoßen. "Damit die Besucher, wenn wir bei schlechtem Wetter unterbrechen müssen, einen Schutz haben", sagte FLB-Vorsitzender Alexander Manz.
"Für uns sind Kunst und Kultur ein wichtiger Bestandteil, wir unterstützen Einrichtungen, die sonst nicht unterstützt werden", begründete Riehle die Spende "als Initialzündung für weitere Geldgeber". Stefan Kleiber, der Vorsitzende des Vereins zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements, bedankte sich bei den Mitgliedern der Freilichtbühne für ihren ehrenamtlichen Einsatz. "Ohne den wäre vieles in 101 Jahren nicht möglich gewesen", bezog er sich auf das Alter der Theaterinstitution in der Gartenstadt.
Programm
Premiere von "Das Geheimnis der Irma Vep" ist am 11.10; weitere Vorstellungen: 18., 24., 25., 31. 10, 7., 8., 14., 15., 21., 22.11 (20 Uhr). Wiederaufnahme im Januar 2015.
Der "Adventszauber" findet am 2. und 9. Dezember statt (20 Uhr). Das "Dinnertheater" am 29.11. und 13.12.
Gastspiele: "Das halbnackte Grausen", Klavierkabarett mit Daniel Helfrich, 30. 10., 20 Uhr. "Fräuleinjazz- komisches Jazzmusiktheater", 20.11., 20 Uhr.
Infos und Karten: www.FLBMannheim.de, Tel. 0621 - 7 62 81 00. sd
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