Gleichstellung - Ehemaliger Studierender der Schlosshochschule erstellt Kurzfilm unter dem Titel „Nicht-Weiß an der Uni Mannheim?“

Video-Dokumentation über Rassismus

Von 
Leoni Bender
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Protagonisten der Video-Dokumentation (v.l., oben): Kevin Che Ntep, Fikal-Hüsna Demirci, Moses Ruppert sowie (unten) Konstantin Schmidt, Rieke Avermann, Meike Bonefeld und Oliver Dickhäuser. © Leonie Bender

„Beim Thema Rassismus gibt es keine neutrale Haltung. Die einzige Option für die Uni Mannheim ist deshalb, aktiv gegen Rassismus, also anti-rassistisch, zu sein“ – das sagt VWL-Student Moses Ruppert in der Kurzdokumentation „Nicht-Weiß an der Uni Mannheim?“ von Jan Kürvers (24), selbst ehemaliger Student in Mannheim. Er thematisiert den Umgang mit Rassismus an der Universität. In 30 Minuten zeigt die Dokumentation, die seit Ende Juli auf YouTube zu finden ist, was gut an der Uni Mannheim läuft – aber auch wo es noch Defizite gibt.

Erfahrungen und Anregungen

Die Kurzdoku setzt sich mit Erfahrungen und Anregungen Betroffener auseinander, zeigt die bestehende Rassismusforschung der Universität und stellt Engagements gegen Rassismus vor. „Ich persönlich bin an der Uni Mannheim noch nie direkt mit Rassismus konfrontiert worden. Einerseits kann ich mich glücklich schätzen, andererseits ist mir bewusst, dass es andere People of Colour oder Nicht-Weiße Studierende gibt, bei denen das nicht der Fall ist“, erzählt Kevin Che Ntep, der Medien- und Kommunikationswissenschaft (MKW) studiert.


Auch die anderen Befragten berichten von positiven Erfahrungen im Umgang mit Lehrkräften und Mitstudierenden. Er könne sich an keine rassistische Diskriminierung erinnern, meint auch Moses Ruppert, kritisiert aber rassistische Meta-Narrativen, die noch immer fest in der Lehre verwachsen seien: So werde in einem seiner Kurse, in dem der Wohlstand und das Wirtschaftswachstum Europas erklärt werden, die Kolonialvergangenheit vollständig ausgeblendet. Insgesamt wünscht sich Ruppert von der Universitätsleitung mehr Solidarität mit der Black Lives Matter- Bewegung und eine stärkere öffentliche Positionierung gegen Rassismus.

Auch Fihal-Hüsna Demirci, die im Bachelor MKW studiert, betont, wie wichtig es ist, über Rassismus zu reden: „Wenn ich von Erfahrungen berichte, sind alle immer wieder schockiert, dass Leuten sowas auch noch 2020 wiederfährt“. Auch Personen, die sich nicht tagtäglich mit Rassismus auseinandersetzen müssen, können durch Gespräche für das Thema sensibilisiert werden – und so Rassismus in Zukunft leichter erkennen und dagegen vorgehen.

Von der Universität würde sie sich ebenfalls wünschen, mehr auf Studierende zuzugehen und Initiativen zu starten, in denen Betroffenen die Möglichkeit geboten wird, selbst aktiv zu werden. Ein positives Beispiel für Engagement von Mannheimer Studierenden gegen Rassismus ist das Festival „contre le racisme“. Die aus Frankreich übernommene Veranstaltung macht einmal jährlich auf Themen wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufmerksam.

Auch im Gleichstellungsreferat des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) können Studierende, die sich engagieren möchten, aktiv werden. Was fast keiner weiß: Die Uni Mannheim hat sogar eine Anti-Diskriminierungsstelle. Wer sich wegen seines Geschlechts, Herkunft, religiöser Zugehörigkeit oder sexuellen Orientierung an der Uni diskriminiert fühlt, kann sich dort anonym beraten lassen. Was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft, herrscht allerdings noch etwas Nachholbedarf.

„Es kommen immer wieder hohe Phasen der Betroffenheit in der Bevölkerung auf und dann ist es wichtig, die Forschung zu betrachten und Lösungen zu finden“, äußert sich Dr. Meike Bonefeld, die seit 2017 Rassismusforschung an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät betreibt. Auch Jan Kürvers hat erkannt, dass es nicht ausreicht, eine schwarze Kachel auf Instagram zu posten.

Freie Autorin

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