Mannheim. Ein Feiertag bedeutet für alle, die nicht arbeiten müssen, eine willkommene Verschnaufpause im stressigen Alltag. Doch nicht alle wollen an diesem Mittwoch ausschlafen: Auf dem Verkehrsübungsplatz am Großparkplatz an der A 656, der um 10 Uhr seine Schranken öffnet, ist bereits am Vormittag ganz schön was los. Nicht ohne Grund, denn der Platz, der Ende 2022 geschlossen wurde, hat seinen Betrieb wieder aufgenommen.
Verkehrsübungsplatz in Mannheim: Junge Menschen üben für den Führerschein
Überwiegend junge Menschen, die gerade ihren Führerschein machen, sind mit ihren Eltern oder anderen Fahrerlaubnis-Inhabern ihres Vertrauens auf dem mehr als 150 000 Quadratmeter großen Gelände auf vier Rädern unterwegs. Birgit und Hermann Vati, die den Übungsplatz vor der Schließung fast 30 Jahre lang geführt haben, sind bei der Wiedereröffnung gleichzeitig die ehemaligen und die neuen Betreiber. Zusammen mit ihrem Mitarbeiter Timo Müller sorgt Birgit Vati dafür, dass am Eröffnungstag alles glattläuft. „Heute ist viel los“, berichtet sie gut gelaunt. „Der Andrang war für einen Feiertag groß.“
Viele Menschen seien froh, dass der Übungsplatz wieder geöffnet ist. „Viele haben Nachholbedarf“, sagt sie. Zum Neustart hat der Übungsplatz ausnahmsweise auch noch an diesem Donnerstag bis einschließlich Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Immer wieder verlassen Autos das Gelände mit dem Ausfahrschein, während andere auf den Übungsplatz fahren.
Hans-Jürgen Heiß hat das Fahren mit seinem Sohn Marlon geübt, der kurz vor der Theorieprüfung steht. Die beiden sind zum ersten Mal zusammen hier: Während der Vater hier auch das Fahren mit seiner Tochter trainiert hat, ist er mit seinem Sohn in den vergangenen Monaten nach Worms ausgewichen. Notgedrungen.
Auf dem Verkehrsübungsplatz in Mannheim ist maximal Tempo 40 erlaubt
Doch Mannheim gefällt ihnen wesentlich besser. „Hier hat man mehr Möglichkeiten.“ Der 18-Jährige sieht das ähnlich. „Hier hat man mehr Platz“, sagt er. „Das Anfahren klappt besser.“ Marlon Heiß ist mit einem schnittigen schwarzen Mini Cooper unterwegs, der seinem Patenonkel gehört. „Mit Automatik ist es gemütlicher, aber das Fahren mit Schaltung macht mehr Spaß“, sagt der junge Mann aus Sandhofen über sein Leihfahrzeug.
Vater und Sohn sind ein gutes Team. „Die ersten zehn, 20 Minuten waren ein bisschen angespannt, dann hat es gut funktioniert“, bewertet Hans-Jürgen Heiß. Marlon nickt. „Es dauert ein bisschen, bis man reinkommt.“ Beide wollen wiederkommen, erzählen sie. Marlon schnallt sich ab und überlässt seinem Vater wieder das Steuer.
Auch Clemens Liebetrau und sein Sohn Julian nutzen Allerheiligen, um das Fahren zu üben. Der 19-Jährige macht seinen Auto- und Motorradführerschein parallel. „Ich möchte mich ein bisschen auf die Fahrstunden vorbereiten“, erzählt der Einzelhandelskaufmann, der sowohl Theorie- und Praxisprüfung noch vor sich hat. Er legt sich den Sicherheitsgurt um und los geht die Fahrt mit maximal 40 Stundenkilometern.
Sicherheit und Verantwortung lernen
Es geht vor allem und zwei Dinge, betont Vati: „Die Leute können hier Sicherheit und Verantwortung lernen“ Eigenschaften, die beim Fahren auf den Straßen unerlässlich sind. Insgesamt sechs langjährige Mitarbeiter zählt der Betrieb. Zu ihnen gehört seit 2011 auch Timo Müller. „Ich bin während meiner Studienzeit dazugekommen“, erzählt er.
Danach ist er dabeigeblieben und arbeitet zwei- bis dreimal im Monat auf dem Übungsplatz. Ihm gefällt einerseits der gute Kontakt zu den Kollegen, andererseits findet er es spannend, dass er mit unterschiedlichen Menschen zu tun hat. Natürlich sei es auch mal stressig, räumt er ein. „Aber trotzdem kann ich hier wirklich zur Ruhe kommen.“
So manche Begleitperson hat das Fahren selbst auf dem Platz geübt und bringt es nun Jüngeren bei. Holger etwa ist früher mit seiner Mutter auf den Übungsplatz gekommen. An Allerheiligen ist er mit seiner Nichte Ela unterwegs. „Es war sehr schön“, sagt die 17-Jährige und strahlt. Für die 16-jährige Julia Wickenhäuser ist der Ausflug auf den Übungsplatz eine Premiere. „Es war sehr gut“, lobt die Weinheimerin trotz anfänglicher Probleme mit dem Kupplung-Kommenlassen.
Momentan ist sie etwa zur Hälfte mit ihren Theoriestunden durch. Mit ihren Eltern Simone und Holger Wickenhäuser hat die Jugendliche zum ersten Mal am Steuer des VW Golf gesessen. Für ihren Vater war der Erste-Hilfe-Kurs seiner Tochter gar eine Gelegenheit, seine Kenntnisse aufzufrischen. „Nach 32 Jahren“, sagt er und lacht. Die Familie will bald wiederkommen.
Verkehrsübungsplatz nimmt Nervosität
„In zwei Wochen habe ich praktische Prüfung“, sagt Ming, die in der Nähe von Frankfurt wohnt und lacht. „Ich bin deswegen ein bisschen nervös.“ Als Begleitperson ist ihr Mann dabei. „Wir üben heute das Einparken“, verrät die 35-Jährige. Aufgeregt ist auch die 20-Jährige Nancy. Die junge Ludwigshafenerin ist zum ersten Mal auf dem Verkehrsübungsplatz.
Fünf Tage am Stück
- Zur Wiedereröffnung ist der Verkehrsübungsplatz neben der Autobahn jetzt ausnahmsweise fünf Tage am Stück in Betrieb, also bis einschließlich Sonntag, 5. November.
- Ansonsten öffnet er immer nur an Wochenenden und Feiertagen, Weihnachten und Neujahr ausgenommen.
- Die Stunde kostet 15 Euro.
- In der Winterzeit macht der Übungsplatz jeweils um 10 Uhr auf und schließt um 17 Uhr, letzter Einlass ist also um 16 Uhr. Zur Sommerzeit bleibt er eine Stunde länger in Betrieb.
Ihr Freund Francesco unterstützt sie. „Wir haben auf Instagram davon erfahren“, sagt der 28-Jährige. Claus Bittlengmayer und seine Tochter Ann-Kathrin sind ehemalige Kunden. „Wir waren ein paar Mal hier, bevor geschlossen wurde“, sagt er. Seine Tochter hat auf dem Verkehrsübungsplatz die anfängliche Angst vorm Autofahren gut in den Griff bekommen.
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