Mannheim.
Den Bestand erhalten oder neu bauen: Noch ist offen, welches städtebaulich-architektonische Konzept sich in dem wettbewerblichen Dialogverfahren zum Verkauf des maroden Büroturms des Collini-Centers durchsetzt. Von sieben Bewerbern wurden mittlerweile drei vorausgewählt. Deren Entwürfe sollen nun am Freitag, 20. September, 18 Uhr, in der Eberhard-Gothein-Schule der Bürgerschaft vorgestellt und diskutiert werden.
„Das alles muss anonym geschehen“, betont Carl Philipp Schöpe vom Baudezernat der Stadt das besondere Vorgehen, bei dem sich eingeladene Investoren-Architekten-Teams um den Auftrag bemühen. Interessierte, die teilnehmen möchten, müssen Stillschweigen über die Wettbewerbsarbeiten bewahren und eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen. Anregungen der Bürger werde man aufnehmen, so Schöpe, so dass die Wettbewerbsteilnehmer bis zum 29. November ihre überarbeiteten Angebote abgeben können. Am 31. Januar 2020 möchte die Stadt das Ergebnis bekanntgeben.
Wie berichtet wird das Verfahren, das sich an den Vergaberichtlinien für Architektenwettbewerbe orientiert, von Kriterien abhängig gemacht. Ganz oben steht die Qualität des architektonisch-städtebaulichen Konzepts, die Nutzung des Freiraums, das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten sowie ökologische Aspekte. Der Kaufpreis des Grundstücks ist festgeschrieben.
Da es sich bei dem Areal um ein Mischgebiet handelt, die Wohnraumquote von 50 Prozent bereits mit den Eigentumswohnungen im angrenzenden Wohnturm erfüllt ist, „müssen wir notfalls den Bebauungsplan anfassen“, sagt Schöpe. Denn fest stehe: „Auf jeden Fall wird hier zusätzlich Masse gebildet“ - auch wenn das neue Gebäude möglichst nicht den bestehenden Wohnturm in der Höhe überragen soll. Wohnungen für verschiedene Geldbeutel sind jedenfalls erwünscht, eine Sozialquote von 30 Prozent verbindlich. Dazu soll eine Kita neu gebaut werden, der Fußgängersteg über den Neckar bleibt erhalten.
Bei der Tiefgarage ist sowohl ein (eilweiser) Abriss und Neubau als auch die Weiterverwendung der bestehenden Tiefgarage möglich. Zu- und Abfahrtssituation des heutigen Grundstücks werden beibehalten, die ebenerdigen Parkplätze vermutlich verschwinden.
Neckar-Zugang im Ideenteil
Das künftige Verkehrskonzept, über Jahre von Politikern und Bürgern erarbeitet und vom Gemeinderat beschlossen, spiele aber bei der Vergabe direkt keine Rolle, sagt Schöpe. Demnach wird der Verkehr vom Cahn-Garnier-Ufer über die Hans-Böckler-Straße auf den Friedrichsring umgelenkt, die viel befahrene Straße im weiteren Verlauf rückgebaut, um einen freien Zugang zum Fluss zu schaffen. Das Ingenieur-Büro R+T war von der Stadt mit der Machbarkeitsstudie für die Verkehrsführung rund um das Collini-Center beauftragt worden und hatte fünf Varianten näher untersucht.
Die Stadt rechnet in Zukunft mit einer Verkehrsbelastung des Cahn-Garnier-Ufers in Höhe des Collini-Centers von 10 300 Fahrzeugen am Tag, für die Collinistraße werden 9200 Kfz erwartet. Das Verkehrsaufkommen in der Hans-Böckler-Straße wird sich von 200 Autos auf 10 200 Fahrzeuge am Tag erhöhen. Das gesamte Gebiet westliche des Gewerkschaftshauses am Cahn-Garnier-Ufer (Neckar-Zugang) sei aber lediglich als Ideenteil Thema im Collini-Wettbewerbsverfahren, sagt Carl Philipp Schöpe.
„Wir legen auf die Anbindung an den Fluss großen Wert“, hält Wolfgang Ockert, Vorsitzender des Bürger- und Gewerbevereins östliche Innenstadt und Mitglied im Fachgremium des Collini-Wettbewerbs, auf Nachfrage dieser Zeitung fest. Man werde genau darauf achten, was dort jetzt passier. Ockert sagt bekräftigt: „Wir lassen bei den Neckarufer-Plänen nicht locker“.
Eigentumsverhältnisse und Wettbewerbsverfahren
- Büroturm und die benachbarte Galerie gehören der Stadt, der anschließende Wohnturm ist in privatem Eigentum und nicht Bestandteil des Wettbewerbsverfahrens.
- Der Verkauf des städtischen Teils des Collini-Centers erfolgt zum Festpreis des Verkehrswertes, den Wert hat ein Gutachter ermittelt. Entscheidend in dem wettbewerblichen Dialogverfahren ist die Qualität der Architektur und des städtebaulichen Konzepts.
- Zur Teilnahme wurden sieben Investoren-Architekten-Teams eingeladen, drei wurden Mitte Juli von einem Fachgremium vorausgewählt.
- Mitglieder im Fachgremium sind unter anderem Stadt- und Bezirksbeiräte, Experten der Verwaltung, Architekten, Anwohner sowie Vertreter der Eigentümer aus dem Wohnturm. Vorsitzender ist der Stuttgarter Architekt Jörg Aldinger, der seit 2016 auch den Mannheimer Gestaltungsbeirat leitet.
- Büroturm und Galerie könnten (müssen aber nicht) abgerissen werden, ohne dass es für den großen Wohnturm zu statischen Problemen kommt. Das belegt ein Gutachten.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-verkauf-des-collini-bueroturms-rueckt-naeher-_arid,1510770.html