Spenden

Verein der Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe verteilt Sachspenden in der Mannheimer Innenstadt und am Bahnhof

Die "Heaven Fighter" waren auch in diesem Jahr mit dem Bollerwagen in der Mannheimer Innenstadt unterwegs, um Sachspenden an Obdachlose und Bedürftige zu verteilen. Wir haben sie begleitet

Von 
Bernhard Haas
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Da gingen sogar die Brötchen zur Neige. Der Hunger war riesengroß. © has

Mannheim. Auch in diesem Jahr waren die „Heavens Fighter“ (Himmelskämpfer) mit ihren Bollerwagen in der Mannheimer Innenstadt unterwegs und verteilten Sachspenden an Obdachlose und Bedürftige. Mit ihren grünen Zipfelmützen verbreiteten sie viel Freude, nicht nur den Bedürftigen. Vielerorts blieben Menschen einfach stehen und spendeten den Helfern des Vereins mit kleineren und größeren Geldbeträgen in die Spendendose. „Auf Spenden sind wir angewiesen“, stellte der Vorsitzende des Vereins, Peter Maurer, fest. Nur so könnte die Hilfe organisiert werden.

Cakir ließ es sich schmecken. © has

Hygiene-Artikel, Essen und Getränke wurden verteilt

Schon am Beginn des Rundgangs durch die Stadt standen die Ersten, die mit einem Fleischkäsebrötchen und einem warmen Kaffee „beglückt“ wurden. Alle Beschenkten bedankte sich vielmals für die guten Gaben. Auch Männer- und Damentaschen mit entsprechenden Hygieneartikeln wechselten die Hände. Es gab keinen Empfänger, der sich nicht dankbar zeigte. Auf den Planken meinte zum Beispiel Cakir, der auf einer Decke saß: „Euch hat der Himmel geschickt. Ich habe nicht gewusst, wie ich heute hätte mein Essen bezahlen sollen. Das ist jetzt einfach prima.“ Er freute sich auch über eine Apfelschorle zum Trinken. Kurz zuvor hatten die Helfer des Vereins Markus, der beim Kaufhof zusammen mit seinem Hund saß, ebenfalls mit einem Fleischkäsebrötchen erfreut. Selbst der Hund bekam seinen Anteil ab, was auch den Helfern Spaß machte. Jürgen Reeb zum Beispiel lachte: „Das macht doch richtig Spaß, anderen, denen es nicht so gut geht, zu helfen“. Auch eine Helferin sagt, dass sie das gerne tut, weil man doch mit kleinen Dingen sehr viel Freude verbreiten könne.

Markus überließ seinem Hund ein Stück Fleischkäse. © has

Die Geschichte der "Heaven Fighter"

Begonnen hat die Geschichte der Heavens Fighter am. Dezember 2018 in den Quadraten, erzählt Maurer. Er habe mehr Weihnachtsgeld als sonst üblich, bekommen: Da sei der Entschluss, Bedürftigen zu helfen, ganz schnell entstanden. Es wurde Essen eingekauft, für Getränke gesorgt und am Weihnachtsabend veranstaltete die Helfertruppe ein Weihnachtsfest. Mittlerweile ist es schon eine kleine Tradition geworden, dass die Helfer, obwohl die meisten aus Schwetzingen und Umgebung stammen, an Weihnachten durch die Mannheimer Innenstadt ziehen und für viel Freude sorgen. Am Marktplatz saß Christian, der sein Glück fast nicht fassen konnte“. Damit habe ich gar nicht gerechnet, heute so beschenkt zu werden. "Das ist eine echte Überraschung“, so Christian. Übrigens hatte er dann doch noch einen Wunsch, der ihm umgehend erfüllt wurde. Er wollte das Brötchen nicht mit Senf serviert bekommen, sondern mit Ketchup.

Gute Gaben und Weihnachtslieder am Marktplatz

Die gute Laune der Helfer ging sogar so weit, dass am Marktplatz vor dem Lidl die ersten Weihnachtslieder gesungen wurden. Konstantin biss gerade in sein Brötchen: „Das ist sehr schön, dass hier so freundlich geholfen wird. Die sind einfach immer da. Das ist einfach ein kleiner Lichtblick, den man nicht genug würdigen kann“, stellte er anerkennend fest. Für viele Menschen, die in einer finanziell angespannten Lage leben, stelle das auch ein wenig Erhalt der eigenen Würde fest, stellte Reeb einmal fest. Es gehe Ihnen einfach darum, für andere diesen Raum der eigenen Würde zu schaffen. Das sei insbesondere dort nötig, wo d er Sozialstaat versagt. Nicht reden, sondern handeln, sei daher das Motto der Heaven Fighter, hatte Maurer vorher gesagt. Rund 120 Portionen Fleischkäse und rund 140 Brötchen hatten sie aus dem Globus in Hockenheim geordert. Die waren am Ende alle aufgegessen. „Wir wollen ja auch nichts mehr mit nach Hause nehmen“, lachte Reeb, als er geraden eine Scheibe Essen abgeschnitten hatte.

Sogar ein Geschenk erhielten die Helfer. © has

Am Hauptbahnhof waren die Helfer schon erwartet worden. Dort warteten rund 20 Bedürftige, die sich gerne mit allem Möglichen eindeckten, darunter auch Isoliermatten und Schlafsäcke. Dass an manchen Orten auch Menschen saßen, die den Helfern mit ihren grünen Zipfelmützen eher ablehnend gegenüber waren, darf auch nicht vergessen werden. Die waren nur auf Geldspenden aus. Alles andere interessierte sie nicht. „Aber das sind die ganz großen Ausnahmen“, weiß Maurer. Eigentlich wurden sie fast überall freundlich und dankbar empfangen. „Die Menschen mit kleinem Geldbeutel sind besonders dankbar. Das merkt man deutlich“, berichtete eine der Helferinnen. Nicht nur an Weihnachten wird geholfen. So manche Aktion in Heidelberg, Schwetzingen, Mannheim und Umgebung wirkt auch darüber hinaus. „Manche Kunden, kennen wir schon seit über fünf Jahre. Die kommen plötzlich auf uns zu und umarmen uns“, berichtete eine der Helferinnen.

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Die unterschiedlichsten Geschichten

Die Geschichten, wie Menschen auf der Straße landen, sind ganz unterschiedlich. Oft seien es gescheiterte Beziehungen oder Depressionen, berichteten die Heaven Fighters. Außerdem gebe es viel Rentner, bei denen es gerade zum Bezahlen der Miete reiche. Aber aus Scham würden sie keine staatlichen Leistungen in Anspruch nehme. Dafür gab es in den Bollerwagen auch so manche Süßigkeit oder Obst. Übrigens waren an diesem Wochenende mehrere Aktionen ähnlicher Art in der Innenstadt zu beobachten. Da hatten Lea und ihr Vater Alex gerade ihre Bollerwagen an Obdachlose geleert und waren auf dem Heimweg, als sie die grünen Wichtel trafen.

Fröhlich begrüßten sich alle gegenseitig und wünschten eine frohe Weihnacht. Dass gerade am Hauptbahnhof einige zu den Heaven Fighters kamen, die gleich zwei Fleischkäsebrötchen aßen oder sich ein zweites einpackten, zeigte den grünen Wichtel, dass sie genau den Geschmack ihrer Kundschaft – Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen – voll getroffen hatten. Der kürzeste Weg ohne Umschweife zu helfen, ist ganz einfach der auf der Straße.

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