Verdi zu verkaufsoffenem Sonntag: „Ausgleichstag ist nicht dasselbe“

Mannheim. Frau Biro, wie belastend sind verkaufsoffene Sonntage grundsätzlich für Beschäftigte, die im Einzelhandel und damit auch samstags arbeiten?

Kathrin Biro: Beschäftigte und Betriebsräte, die sich an uns wenden, empfinden verkaufsoffene Sonntage als sehr belastend. Dabei geht es oft nicht nur um die Belastung durch Mehrarbeit oder die eventuell höhere Kundenfrequenz, sondern um den Wegfall des freien Sonntags als Tag der Erholung oder Tag mit der Familie oder Freunden. Ein Ausgleichstag unter der Woche, der nicht in jedem Unternehmen oder Betrieb gewährt wird, sorgt nicht für dieselbe Erholung. Die Betroffenen berichten, dass sie an einem Ausgleichstag unter der Woche, durch den Alltag mit Erledigungen und keinem Gegenüber, das ebenfalls frei hat, nicht den gleichen Effekt, wie mit einem freien Sonntag haben. Ganz besonders belastend sind solche Tage für Familien mit kleinen Kindern, vor allem für Alleinerziehende. Diese haben sonntags keine Betreuungsmöglichkeiten oder die Betreuung ist nur schwer zu organisieren.

Was sind die Nachteile von verkaufsoffenen Sonntagen, gibt es Vorteile der Sonntagsarbeit und wie sehen die aus?

Biro: Für die Beschäftigten gibt es Regelungen, die den Nachteil an Sonntagen arbeiten zu müssen, ausgleichen sollen. Es gibt im Manteltarifvertrag des Einzelhandels Baden-Württemberg Regelungen zu Zuschlägen und auch das Verbot an mehr als fünf Tagen pro Woche eingesetzt zu werden. Vom Letzteren kann zwar abgewichen werden, aber der bloße Wunsch des Arbeitgebers an Sonntagen zu öffnen, ist kein Rechtfertigungsgrund davon abzuweichen. Verkaufsoffene Sonntage sind bei den Beschäftigten nicht besonders beliebt. Es gibt da sicherlich Ausnahmen, zum Beispiel durch die Sonntagszuschläge nach Manteltarifvertrag.

Der mögliche Ausblick auf mehr Umsatz für den Einzelhandel erklärt, warum sich der Handelsverband und die Unternehmer für verkaufsoffenen Sonntage aussprechen, oder?

Biro: Die Unternehmen erhoffen sich einen höheren Umsatz. Dies ist aber nicht immer der Fall. Es gibt Textiler, die die Vorgabe von der Unternehmensleitung haben, an solchen Aktionen teilzunehmen, obwohl die Zahlen dagegensprechen.