Mannheimer Militärgelände - Unter der Joe-Biden-Regierung ist das weiter bestehende Interesse der Amerikaner an dem Areal jetzt offiziell

US-Army bleibt jetzt dauerhaft auf Coleman

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Militäreinsätze - das wird mitunter unterschätzt - sind vor allem eine logistische Herausforderung. Vor allem, wenn man wie die USA seine Truppen nicht selten in weit entfernte Teile der Welt schickt. Umso wichtiger ist es, sie schnellstmöglich mit dem nötigen Gerät zu versorgen. Daher kommt wenig überraschend, dass die Amerikaner nun auch offiziell das Coleman-Areal im Mannheimer Norden behalten wollen.

Das Gelände bietet mit einer Fläche von 213 Hektar (etwa fünf Mal so groß wie der Luisenpark) nicht nur reichlich Platz, sondern ist in zentraler Lage auf allen Verkehrswegen gut zu erreichen: Es hat einen eigenen Bahnanschluss, liegt unweit des Rheins direkt an der Autobahn, und sogar der frühere Flugplatz ließe sich, theoretisch jedenfalls, bei Bedarf wieder nutzen.

Plötzlich wieder da

Zwischenzeitlich wollten die USA - im Zuge der allgemeinen Reduzierung ihrer europäischen und damit vor allem ihrer deutschen Standorte - sich zwar auch aus Coleman zurückziehen. Das wurde 2010 angekündigt und 2014/2015 zumindest größtenteils vollzogen. Doch das Areal blieb verschlossen und wurde kurze Zeit später wieder von einigen Amerikanern sichtbar genutzt. Was jedoch genau auf dem Militärgelände jeweils vor sich ging, war und ist von außen kaum zu beurteilen - aus Sicherheitsgründen natürlich auch nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass die US-Army generell eher nicht für ausgiebige öffentliche Auskunftsbereitschaft bekannt ist.

Am Montag indes hat das europäische Hauptquartier nun immerhin bekannt gegeben (wir berichteten), dass Coleman zusammen mit anderen deutschen Standorten - in Wiesbaden, Kaiserslautern, Pirmasens, Stuttgart und Ansbach - dauerhaft in Betrieb bleiben soll.

Die Stadt Mannheim hatte ohnehin mit einem Weiterbetrieb von Coleman gerechnet, wie Sprecherin Corinna Hiss auf Anfrage bestätigt. Man sei in den vergangenen Jahren mit der eigentlichen Eigentümerin des Areals, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, stets in Kontakt gewesen und damit auch über die entsprechenden Absichten des US-Militärs im Bilde.

Unter Donald Trump waren zwar auch Drohungen zu hören, man werde sich komplett aus Deutschland zurückziehen. Doch obwohl der Präsident Widerspruch gar nicht schätzte, machten Generäle und andere Experten hinter vorgehaltener Hand schnell deutlich, dass dies militärisch gesehen absolut dämlich wäre. Gerade angesichts der anhaltenden Spannungen zwischen der Ukraine und Russland, in die auch die EU sowie die NATO schnell hineingezogen werden könnten.

Das US-Arsenal im Mannheimer Norden

  • Nach „MM“-Informationen vom Jahresbeginn lagern auf Coleman 1000 Lastwagen, dazu 250 M1-Abrams-Kampfpanzer, M2-Bradley-Schützenpanzer, Haubitzen und Räumpanzer. Sie werden von bis zu 500 Beschäftigten gewartet, ab und zu getestet und bewegt. Ob auch Munition bereitgehalten wird, ist nicht bekannt – angeblich nicht.
  • Das Gerät soll US-Kampfbrigaden dienen, die im Ernstfall per Luftbrücke nach Ramstein geflogen und dann hier für etwaige Kampfeinsätze ausgerüstet würden. „European Activity Set“ nennt sich das – die Antwort der Amerikaner auf die Ukraine-Krise.
  • Teilweise handelt es sich um Material, das in anderen Teilen der Welt im Einsatz war und dann hierher kam – weshalb viele Fahrzeuge anfangs helle Wüstentarnfarbe trugen und nicht die übliche mitteleuropäische grün-braune Farbe.
  • Auf dem 213 Hektar großen Gelände gibt es auch einen direkten Bahnanschluss mit 5,5 Kilometer Gleisen. Nicht mehr in Betrieb sind indes der Flugplatz sowie das Militärgefängnis, lange das einzige der US-Army in Europa.
  • Im Frühjahr 2020 waren auf Coleman bis zu 80 Soldaten der Bundeswehr tätig, um die Verladung des Geräts für das große Manöver „Defender Europe 2020“ vorzubereiten. Doch dieses musste wegen der Pandemie stark reduziert werden. (pwr)

Wenig überraschend kam dann, dass die neue US-Regierung Anfang des Jahres gleich eine wohlwollende Überprüfung von Trumps markigen Worten ankündigte. Im Unterschied zu seinem Vorgänger ist Präsident Joe Biden der Wert der transatlantischen Partnerschaft bekannt.

Naturschutz-Pläne gestorben?

Unabhängig davon hat es aber hier immer wieder Überlegungen bis hin zu Bürgerbeteiligungen gegeben, was sich mit dem Coleman-Gelände noch anfangen ließe. Zumal die US-Armee schon länger nur einen kleinen Teil davon nutzt. So sah das Stuttgarter Innenministerium da einen möglichen Standort für das Flüchtlingsankunftszentrum, das im Heidelberger Patrick Henry Village war und - wie mittlerweile nach langen Debatten geklärt ist - dort auch dauerhaft bleiben wird.

Am weitesten gediehen waren auf Coleman die Pläne, einen 110 Hektar großen Bereich als Naturschutzgebiet auszuweisen. Dort soll es 160 gefährdete Tier- und Pflanzenarten geben. Nun hofft Susanne Aschhoff, die Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Mannheimer Norden, dass dies trotz der „bedauerlichen“ US-Entscheidung doch noch möglich ist. Dagegen erklärt Stadtsprecherin Hiss, die Naturschutzgebiet-Pläne könnten nun bis auf Weiteres nicht mehr verfolgt werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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