Mannheim. 10 000 Menschen haben vergangenen Monat im Internet danach gesucht. „10 000 Klicks auf Nichts“, wie Julian Leiser sagt. Denn das „gegoogelte“ Objekt existiert in der Quadratestadt nicht – „noch nicht“, fügt Leiser hinzu. Er will Mannheims erstes Hostel eröffnen. Doch der 31-jährige Bürokaufmann und Künstler findet seit mittlerweile einem Jahr keine passende Immobilie.
Ein Hostel entspricht einer preiswerten Herberge. Vor allem durch die unterkunftstypischen Schlafsäle bringe es Menschen aus der ganzen Welt zusammen, so Leiser. „Es soll ein Treffpunkt für Rucksacktouristen, Konzertgänger, Kreative und Gäste entstehen, die Mannheim von einer authentischen Seite kennenlernen wollen“, sagt der Bürokaufmann, der mit seinem Projekt zudem neue Räumlichkeiten für Mannheimer Bands und Kunstausstellungen schaffen möchte.
„Überall schießen hier Luxus-Hotels aus dem Boden, aber der Menschenschlag, der die Studenten- und Start-up-Stadt ausmacht, wird gar nicht aufgefangen“, sagt Leiser. Warum nicht? In der Vergangenheit habe man mehr Wert auf Gäste gelegt, die für Kongresse und geschäftliche Veranstaltungen in die Stadt kommen und nicht auf junge Touristen, findet er. Erst im vergangenen Jahr eröffneten mit dem Best Western im Wohlgelegen und dem Hilton Garden Inn am Hauptbahnhof zwei weitere renommierte Hotelketten-Häuser. Wer im Internet aber nach einem Hostel in der Metropolregion sucht, findet in der Quadratestadt eine Jugendherberge und im international bekannten Heidelberg insgesamt nur zwei Hostels – das „Lotte – The Backpackers“ und „Steffi’s Hostel Heidelberg“.
Rekord an Übernachtungsgästen
Vor allem im Low-Budget Bereich übernachteten 2019 so viele Touristen in Mannheim und Heidelberg wie noch nie zuvor (wir berichteten). Karmen Strahonja, Geschäftsführerin vom Stadtmarketing, sagte über den Rekord von mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen: „Die Zahlen zeigen uns, dass Mannheim als Reiseziel immer beliebter wird.“ Die Nachfrage nach einem Hostel ist dabei groß. Auf seiner Facebook-Seite habe Leiser die Nutzer explizit darauf hinweisen müssen, keine Buchungsanfragen zu stellen. „Das Hostel Mannheim ist noch nicht eröffnet, daher können wir euch leider noch keine Betten anbieten“, schrieb er dort schon im Oktober.
Leiser hat es sich deutlich einfacher vorgestellt, eine Immobilie für sein Pilotprojekt in der Quadratestadt zu finden. „Am Anfang habe ich mir über das Kapital Sorgen gemacht, aber das war schnell geklärt“, erzählt er. Mit Tobias Reister, Kaufmann mit beruflicher Laufbahn in einer Werbeagentur, habe er einen Geschäftspartner gefunden, der ihn für zehn Jahre finanziell zur Seite stehen will. Von der Wirtschaftsförderung habe er Unterstützung zugesichert bekommen, was den Kontakt mit der Baubehörde angeht. Auch Kooperationen mit der Stadt, den Fußballcamps des VfR Mannheim und der Universität seien bereits in Planung. „Wir haben alles vorbereitet, das Geld haben wir auf Abruf. Es fehlt nur das Objekt“, sagt Leiser.
„Der Markt an Übernachtungskapazitäten durch die bereits vorhandenen, neu eröffneten und noch im Bau befindlichen Hotels ist gesättigt, auch wenn die Gästezahlen weiter steigen“, erklärt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage dieser Redaktion. Und im unteren Preissegment, in dem sich ein Hostel bewegt, gebe es schließlich eine Jugendherberge. Auch die Immobilienstelle der Stadt und diverse Makler hätten für Leiser nicht das passende Gebäude gefunden – „das ist in dieser Größenordnung schwierig“, heißt es.
Zentral mit Anbindung zur Bahn
Wie das Hostel einmal aussehen soll, weiß Leiser aber genau. Es soll zentral in Mannheim liegen mit guter Anbindung zu Bus und Bahn – „Unsere Gäste kommen größtenteils nicht mit dem Auto“, fügt Leiser hinzu. „Ein altes Gebäude mit Gemeinschaftsgarten, später dann mit einem hippen Café wäre perfekt.“ Mindestens 450 Quadratmeter Nutzfläche benötige der Künstler und Bürokaufmann für sein Vorhaben. Auch in Bezug auf die Betten in den Schlafsälen hat Leiser schon eine genaue Vorstellung: „Die baut ein befreundeter Schweißer. Sie werden kastenförmig sein mit Trennwänden für Privatsphäre.“
Er hat sich eine Deadline gesetzt. Wenn Leiser bis zum 15. Juni immer noch keine passende Immobilie gefunden hat, wird er sein Projekt „Ein Hostel für Mannheim“ aufgeben.
Wer kann helfen?
- Julian Leiser ist seit mittlerweile einem Jahr auf der Suche nach einer passenden Immobilie für Mannheims erstes Hostel.
- Das Objekt soll mindestens 450 QuadratmeterNutzfläche bieten und zentral mit guter Anbindung zu Bus und Bahn liegen.
- Hinweise an hallo@hostelmannheim.de (soge)
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