"Gut gemacht", lobt Fluglehrer Oliver Barth seinen Schüler, Bürgermeister Michael Grötsch. Zum Jungfernflug auf dem neuen Simulator am City Airport in Neuostheim steigt der Dezernent gestern gerne ins Cockpit einer Boeing 737, startet den Flieger in Innsbruck und steuert durchs Inntal, über die Alpen und den Chiemsee den Flughafen Salzburg an. "Interessant, so etwas erlebt zu haben. Ich habe jetzt viel Verständnis für die hohen Ansprüche an einen Piloten", sagt Grötsch, als er nach einer Flugzeit von 20 Minuten ziemlich geschafft in der Mozartstadt aus dem Pilotensessel steigt.
Mona Hörig (21), die seit 2010 eine Tragschrauber-Flugschule in Neuostheim betreibt, hat den Flugsimulator installiert. "Gekostet hat er etwa soviel wie ein Ferrari, genau weiß ich das noch nicht", weiter lässt sich die junge Chefin nicht ins finanzielle Engagement gucken. Aber der Bürgermeister bekommt Anerkennung für seinen PR-Auftritt. Rund 25 000 Flughäfen in aller Welt können mit dem Simulator angeflogen werden, inklusive unvorhergesehener Ereignisse wie Rauch im Cockpit oder Triebwerksausfall.
Doch Katastrophen und schlechtes Wetter will Boeing-Pilot Oliver Barth seinem Schüler nicht zumuten. Über Innsbruck und der verschneiten Bergwelt ringsum scheint die Sonne, als Grötsch die Passagiermaschine startklar macht. "Sitz richtig einstellen, vorne die Füße auf die Pedale fürs Seitenruder", gibt der Fachmann erste Anweisungen.
Boeing als "schwarzer Punkt"
Dann heißt es "die Nase hoch", der Bürgermeister zieht das Steuerhorn zu sich heran, die Turbinen heulen auf - und schon hebt der Flieger von der Startbahn ab und schwebt über dem Inntal. "Sie machen das. Halten Sie das Teil auf Kurs, und immer den künstlichen Horizont beachten, der kleine, schwarze Punkt im roten Kreuz, das sind wir", sagt Oliver Barth. Dann muss Michael Grötsch eine Linkskurve fliegen. Voll konzentriert, er hat kaum Zeit, die eindrucksvolle Schneelandschaft draußen zu genießen, so intensiv ist die Arbeit im Cockpit. "Alles erstaunlich echt", sind auch eingefleischte Piloten begeistert über das neue Gerät.
"Höhe 10 000 Fuß", tönt es aus dem Lautsprecher, so bis 12 000 Fuß soll die Boeing steigen. Die Darstellung draußen ist auf der Panorama-Leinwand ziemlich authentisch, wir fliegen über die Bergkuppen, bis der Chiemsee in der Ferne auftaucht. Ein bisschen zu schnell geht Grötsch in eine Rechtskurve: "Das ist anders als beim Auto, da brauchen sie den Einschlag nicht halten, wenn sie in die Kurve möchten", korrigiert Oliver Barth. Und nun: "Nase etwas runter", langsam beginnt auch schon der Sinkflug, Salzburg taucht am Horizont auf, linker Hand mit der gewaltigen Burg, rechts ist die Getränkefabrik "Red Bull" zu erkennen.
Oliver Barth schaltet für den Anflug den Autopiloten ein, ein Sender führt Michael Grötsch bis zur Landebahn, die bereits in der Ferne durch einen Lichtpunkt zu erkennen ist. "Die Landung machen wir per Hand", legt der erfahrene Flugzeugführer fest, bei Nebel könnte die Maschine aber auch vom Computer gesteuert aufsetzen.
"Fahrwerk ausfahren, Bremsklappen raus, Landegeschwindigkeit auf 140 Knoten verringern", tönen jetzt die Kommandos durchs Cockpit. Noch 400 Fuß, 200, 100 - die Erde hat uns wieder, der Umkehrschub setzt ein. "Echt toll, beeindruckend", kommentiert Grötsch erleichtert Flug und Landung.
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