Bei einer Online-Bürgerinformationsveranstaltung hat die Landschaftsagentur Plus GmbH (LA Plus) ihr Vorhaben zum „Umbau“ des sogenannten Kollekturwalds im Mannheimer Forst erläutert und ist mit insgesamt über 30 Teilnehmern in einen Dialog getreten. Das geplante Vorgehen in dem Teil des Käfertaler Waldes auf der Schönau hatte im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt. Eine ursprünglich geplante Waldbegehung wurde aufgrund der verschärften Corona-Regeln abgesagt und die Info-Veranstaltung online abgehalten.
„Ziel ist es, den Kollekturwald langfristig zu erhalten und gleichzeitig ökologisch aufzuwerten, auch um die Erholungsfunktion für Besucher zu gewährleisten“, erläutert Steffen Ellwanger von der Stiftung Schönau während der Veranstaltung am Freitagabend. Geplant ist, dass der 110 Hektar große Kollekturwald, der der Stiftung gehört, mithilfe von Rodungen auf kleineren Waldstücken innerhalb von acht Jahren bearbeitet wird.
Sorge um Naherholungsgebiet
Das unter anderem durch Klimaeinflüsse und Schädlinge stark beschädigte Waldstück soll langfristig in einen klimastabilen Laubmischwald umgebaut werden. Ursprünglich waren dafür drei Jahre vorgesehen. Nach Gesprächen mit Umweltschützern und der städtischen Forstbehörde, die dieses Vorgehen wegen des massiven maschinellen Eingriffs in den Wald kritisierten und eine starke Schädigung des Naherholungsgebiets befürchtet hatten, wurde der Zeitraum ausgedehnt.
Zu Beginn der digitalen Abendveranstaltung betont Ellwanger für die Stiftung, wie wichtig die Erholungsfunktion des Kollekturwaldes sei. Er zeigt sich besorgt über die Entwicklung des Gebiets, „das größte Sorgenkind“ der Stiftung. Die Auswirkungen des Klimawandels seien insbesondere am starken Kiefernsterben deutlich zu beobachten. Langfristiges Ziel sei es daher, den Wald zusammen mit LA Plus als Partner so umzubauen, dass er den klimatischen Einflüssen besser gewachsen ist. So, dass „die Funktionen des Waldes, die wir als Waldbesucher nutzen wollen, auch noch in Jahrzehnten vorhanden sind“. In seiner Präsentation legt Martin Strauß, Geschäftsführer von LA Plus, das konkrete Vorgehen dar. Zentrale Maßnahme des Umbaus stellt die Entfernung der spätblühenden Traubenkirsche sowie anderer Neophyten (Pflanzen, die nicht heimisch sind), dar. Seit ihrer Bepflanzung in den Nachkriegsjahren hat sich die amerikanische Traubenkirsche massiv verbreitet und heimische Pflanzen verdrängt.
„Die Entnahme der Traubenkirsche ist in den einzelnen Bearbeitungsflächen, je nach Vorkommen, zwischen zehn und 70 Prozent“, erklärt Strauß. Die einzelnen Bearbeitungsflächen für die Entnahme sollen in Maßnahmengebieten über die acht Jahre verteilt werden. Auch der Nordbereich, der sehr stark mit spätblühender Traubenkirsche bewachsen ist, werde in vielen kleinen Schritten entsprechend umgebaut.
„Das ist aus meiner Sicht ein toller Kompromiss, um den Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden.“ Nach der Entnahme würden dort schrittweise standortgerechte, heimische Baumarten gepflanzt.
Um den Naherholungsnutzen nicht zu gefährden, kündigt Strauß die Maßnahmen überwiegend für Herbst und Winter an. Außerdem sollen sogenannte „Galeriestreifen“ angelegt werden, um eine Kulisse zwischen Weg und der Pflanzfläche darzustellen.
Streckung auf acht Jahre
Kritische Fragen und Anregungen im anschließenden Dialog kommen vor allem seitens der Umweltverbände. So zeigt sich ein Teilnehmer skeptisch gegenüber dem konkreten Vorgehen bei der Entfernung der Traubenkirsche, da neben Minibaggern auch zehn bis 20 Tonnen schwere Bagger zum Einsatz kommen sollen und er dadurch eine Verletzung des Bodens befürchtet.
Auch die Naturschützer begrüßen den Kompromiss der Streckung auf acht Jahre, wünschen sich aber, dass der Zeitraum noch weiter ausgedehnt wird. Abschließend wird seitens der Veranstalter der konstruktive Austausch gelobt, allen voran die Bereitschaft zu Kompromissen. Für die zukünftige Umsetzungsphase, die noch 2020 beginnen soll, wird weiterhin Dialogbereitschaft und Transparenz versprochen.
Info: Informationen zum Projekt unter landschaftsagenturplus.de
Anpassung der Maßnahmen
- Verlängerung des Zeitraums zur Herstellung des Waldumbaus: von drei auf acht Jahre.
- Reduzierung der jährlich zu bearbeitenden Gesamtfläche: statt 30 maximal zwölf Hektar pro Jahr.
- Reduzierung der Ausdehnung einzelner Bearbeitungsflächen: statt sechs Hektar nun ein bis vier Hektar.
- Entnahmeflächen der spätblühenden Traubenkirsche: lediglich auf zehn bis 70 Prozent der einzelnen Bearbeitungsflächen; Gesamtentnahmefläche etwa 50 Hektar.
- Kultur- bzw. Pflanzflächen: größtenteils bestockte Bearbeitungsflächen (30 bis 90 Prozent); Pflanzungsart abhängig von Form und Größe freigewordener Flächen. lsb
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