Landgericht Mannheim

Tränen beim Missbrauchs-Prozess

Von 
Angela Boll
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Der Angeklagte und sein Anwalt Steffen Lindberg beim Landgericht. © Michael Ruffler

Mannheim. Am Landgericht muss sich seit heute Morgen ein 44-jähriger Mannheimer verantworten. Er soll sich asiatische Mädchen unter 14 Jahren übers Internet bestellt, sich an ihnen vergangen und von den sexuellen Handlungen Videos gemacht haben.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft skizziert am Morgen in Saal 5 des Mannheimer Landgerichts über mehrere Seiten ein Schreckensszenario, dass sich offenbar über mehrere Monate der Jahre 2012/2013 hauptsächlich auf den Philippinen abspielte. Während Staatsanwältin Tina Haltrich die Vorwürfe verliest, bricht der Angeklagte, der zunächst vermummt erschienen war, zeitweise in Tränen aus.

Laut Ermittlung lebten auf den Philippinen die gesondert verfolgten Kontaktpersonen, mit denen der Angeklagte übers Darknet kommunizierte. Bei diesen soll er Mädchen zwischen elf bis 14 Jahren mit dem Ziel bestellt haben, an ihn sexuelle Handlungen vorzunehmen.

Sein Wunsch sei es gewesen, so verliest es die Staatsanwältin, sich mit einem Mädchen in diesem Alter zu verpartnern. Tatsächlich sei der Angeklagte auch zwei Mal auf die Philippinen geflogen und habe dort die Kontaktleute sowie jeweils ein Mädchen, das ihm für die Aufenthaltszeit vermittelt worden war, getroffen. Die Mädchen seien mit Valium betäubt worden, damit sich der Angeklagte an ihnen vergehen konnte. Außerdem soll der Mannheimer mehrmals Geld an seine Kontaktpersonen überwiesen haben, mit dem Wissen, dass davon kinderpornografische Videos hergestellt werden. Auf einem dieser produzierten Videos sei ein zweijähriges Kind mehrfach brutal und unter widerwärtigen Umständen schwer sexuell misshandelt und vergewaltigt worden, führt die Staatsanwältin aus.

Bei einem weiteren Aufenthalt auf den Philippinen habe der Angeklagte ein Haus mit den Kontaktpersonen und einem Mädchen bezogen, heißt es in der Anklage. Auch dieses Mädchen soll betäubt worden sein, damit sich der Angeklagte an ihm vergehen kann. Der Angeklagte soll allerdings nach einiger Zeit, dieses Haus bald überstürzt verlassen haben, weil er feststellte, dass sein Wunsch nach einer Verpartnerung mit einem jungen Mädchen nicht wahr werden würde.

Als der Angeklagte bereits wieder nach Mannheim zurückgekehrt war, war die Leiche des Mädchens in dem gemieteten Haus auf den Philippinen entdeckt worden und Ermittlungen gegen die Kontaktleute eingeleitet worden.

Der Angeklagte ist auf freiem Fuß. Er hatte sich nach seiner Festnahme im Jahr 2016 den Ermittlern gegenüber kooperativ gezeigt und ein umfassendes Geständnis abgelegt, erklärte Verteidiger Steffen Lindberg in einer Verhandlungspause.

Am Morgen wird der Angeklagte weitere Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen machen und - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - auch Fragen zu seinen sexuellen Neigungen beantworten. Der Verteidiger hat angekündigt, noch im Laufe des Vormittags eine Erklärung zur Sache abgeben zu wollen.

Redaktion Lokalredakteurin, Gerichtsreporterin, Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"

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