Große Trauer

Tod der Musiker Huber und Teichert: Freunde, Kollegen und Weggefährten reagieren bestürzt

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Spielen am 18.10. in der Alten Feuerwache (v.l.): Konrad Hinsken, Matthias Debus, Johannes Stange, Jörg Teichert, Christian Huber und Jo Ambros. © Rocco Dürlich

Mannheim. Der plötzliche Unfalltod des Dossenheimer Gitarristen Jörg Teichert und des Mannheimer Schlagzeugers Christian Huber hat eine Lücke in der regionalen Musikszene hinterlassen. Die Bestürzung bei Freunden, Weggefährten und Kollegen in den sozialen Medien ist groß. Es war nicht nur von großartigen Musikern die Rede, vor allem wurde das Menschliche der beiden „Black Project“-Mitglieder hervorgehoben.

Viele waren angesichts der schrecklichen Nachricht aber auch einfach nur sprachlos. So reagierte der Mannheimer Pianist Lukas DeRungs musikalisch mit einem berührenden Klavier-Video auf Instagram. In seinem auf Englisch verfassten Beitrag schrieb er: „Für Jörg und Christian.“ Gleichzeitig machte er seine Sprachlosigkeit deutlich und widmete das Piano-Stück neben Huber und Teichert auch deren Familien und allen anderen Menschen, die den Tod der beiden Musiker ebenso wenig verstehen können wie er.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Lukas DeRungs (@lukasderungs)

Mit einem musikalischen Beitrag reagierte auch die Wormser Sängerin Stefanie Neigel in ihrem Facebook-Video: „Manche Dinge sind so traurig, dass ich keine Worte finde, sondern die Zeilen und die Melodie des ‚Goodbye Song‘ meiner Kollegin und Freundin Julia Pellegrini in meinen Kopf kommen.“ Vor einer brennenden Kerze singt Neigel das Lied, das ihre „Gefühle besser zum Ausdruck bringen lässt“, wie sie erklärte und fügte hinzu: „Danke für euren unglaublich tollen musikalischen und menschlichen Beitrag in dieser Welt.“

Der Gitarrist, Sänger und Dozent an der Popakademie Michael Koschorreck, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Kosho, änderte auf seinem Facebook-Profil sein Titelbild. „Always Love for you both great fellows“ (frei übersetzt: Ewige Liebe für euch zwei großartige Wegbegleiter) steht dort auf einem Bild, das Huber und Teichert zeigt. Auch das Profilbild änderte Koschorreck. Es zeigt nun einen schwarzen Kreis. Zudem teilte Koschorreck einen Post des Feudenheimers Chorleiters und Pianisten Joe Völker, in dem er schrieb: „Als junger Mensch fand ich es übertrieben, wenn meine Mutter sagte: ‚Ich schlafe besser, wenn ich Dein Auto gehört habe, dann weiß ich, dass Du daheim bist‘. Wir trauern um Christian Huber und Jörg Teichert, die gestern nicht von der A8 nach Hause gekommen sind.“ Ihm sei es eine Ehre gewesen, schloss Völker seinen Post ab.

„Wir vermissen Jörg und Christian Huber“, schrieb Udo Dahmen, Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie. Versehen war der Facebook-Post mit einem Herz-Emoji. Zudem verlinkte er auf einen Nachruf der Popakademie, wo Teichert studiert hatte und seit 2017 als Dozent tätig war. Die Popakademie trauere um einen „herausragenden Musiker, einen ausgezeichneten Dozierenden und einen guten Freund.“ Zudem wird Dahmen mit folgenden Worten zitiert: „Jörg Teichert war ein Supergitarrist, ein toller Pädagoge und beliebter Kollege in unserem Haus. Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute, Liebe und Licht auf dem Weg in eine andere Welt.“

Der Mannheimer Jazzclub Ella & Louis, der von Trompeter Thomas Siffling geführt wird, verabschiedete sich auf Facebook unter anderem mit folgenden Worten von Huber und Teichert: „Mit euch beiden lieber Christian und lieber Jörg, verlieren wir nicht nur zwei der kreativsten und agilsten Musiker der hiesigen Jazzszene, sondern auch zwei großartige Musikerpersönlichkeiten und Menschen. Wir werden euch vermissen, aber nicht vergessen.“ Bereits kurz nach der Todesnachricht am Dienstag hatte Siffling sofort die Initiative ergriffen: „Wir müssen da etwas organisieren, um die Familien zu unterstützen.“ Die Gedanken gingen spontan in Richtung Gedächtniskonzert und/oder Spendenaktion. Aber zuerst mal müsse jetzt getrauert werden, sagte der Jazzmusiker.

Auch die Veranstalter des Enjoy Jazz Festivals teilten ihre Trauer mit und zeigten sich erschüttert. Sie erinnerten sich in ihrem Facebook-Post nicht weit zurück: „Die beiden Musiker waren Mitglieder des Mannheimer Sextetts Black Project. Letztes Jahr präsentierten sie bei Enjoy Jazz ihr Album „Epic Wonderland“. Das Konzert wird uns immer in Erinnerung bleiben.“ Enjoy-Jazz-Chef Rainer Kern hatte völlig geschockt reagiert, als er in den USA von dem tragischen Unfall erfuhr: "Alles in mir sträubt sich gegen diese fürchterliche Nachricht. Ich kann die Vergangenheitsform gerade nicht ertragen.“ Also sprach er folglich in der Gegenwartsform von den beiden Musikern und sagte abschließend: „Beide Stimmen, wundervolle Menschen sind nicht zu ersetzen und ihr Fehlen macht die Region ärmer. Der Schmerz darüber wird gegenwärtig bleiben. So ein großer Schmerz, so ein großer Verlust, so eine tiefe Trauer.“

Die Kollegen der Band The Necronautics nahmen ebenso Anteil am Tod von Huber und Teichert. Viel sagen wollten sie auch Facebook aber nicht: „Jedes Wort scheint zu viel angesichts der Stille, die nun herrscht, seit Ihr nicht mehr da seid - jedes Wort, das die Stille stört, in die wir vergeblich hineinhorchen um Eure Stimmen und Eure Musik zu hören.“

Das Nationaltheater Mannheim (NTM) reagierte mit "großer Trauer und Entsetzen" und verwies gleichzeitig auf Facebook auf zahlreiche Projekte, an denen Huber und Teichert mitgewirkt hätten. So habe Teichert zuletzt im Rahmen der Filmpremiere von ‚Schattenstunde' im Opernhaus gespielt. "Wir sind sehr traurig und sprechen unser tiefstes Mitgefühl den Familien und Freunden von Jörg und Christian aus", schrieb das NTM dazu. 

"Wir sind fassungslos und unendlich traurig!", zeigte sich die Alte Feuerwache ob der "furchtbaren Nachricht" in ihrem Facebook-Post bestürzt. "Zwei großartige Menschen und Musiker werden fehlen!" 

Das Kulturfenster Heidelberg nahm vor allem von Teichert Abschied, der das soziokulturelle Zentrum viele Jahre begleitet habe. „Er war geradezu ein Teil des Kulturfensters.“ Huber habe man nicht näher kennengelernt. Dennoch hieß es: „Da gehen 2 Menschen von uns. Tiefe Trauer und Unfassbarkeit bewegen uns.“

Der Landesmusikbeirat Baden-Württemberg trauerte um ihren Juror Huber. „Seine künstlerische Expertise und sein sympathisches Wesen machten ihn zu einem geschätzten Kollegen“, betonte die Organisation auf Facebook. „Der Tod von Christian Huber reißt eine große Lücke in die Jazzszene von Baden-Württemberg.“

Der Trommelpalast Mannheim zeigte in seinem Facebook-Post auf einem Schwarz-Weiß-Foto eine leere Bühne. „Im Moment erscheint alles trostlos!“, hieß es unter anderem in der dazugehörigen Mitteilung.

Bestürzung gab es auch außerhalb der Musikszene. Die Atlantis Odeon Kinos in Mannheim erinnerten sich an Veranstaltungen mit den Künstlern zurück. „Die schlimmen Nachrichten nehmen leider kein Ende... Mit Jörg Teichert und Christian Huber verliert die Region zwei wunderbare Menschen und hochtalentierte Musiker“, schrieben die Lichtspielhäuser.

Auch das Mannheimer Planetarium erinnerte sich an „ein grandioses Konzert bei uns unterm Sternenhimmel“, das 2018 stattfand, zurück. „Wir sind fassungslos und unendlich traurig, dass Jörg Teichert und Christian Huber so jung von uns gehen mussten!“, so das Planetarium.

Teichert und Huber kamen am vergangenen Montagvormittag bei einem Verkehrsunfall auf der A8 bei Pforzheim ums Leben. Die beiden Mitglieder der hochgehandelten Mannheimer Jazz-Band Black Project wurden 41 Jahre alt. (mit jpk)

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen