Es rummst und brummt, piept und klingelt. Fahrzeuge sorgen auf der Straße sowie in der Luft für ordentlich Trubel und Lärm. Gleichzeitig ein Stillleben, denn zahlreiche Container türmen sich den Weg entlang und stehen da wie eine Wand. Ein Lkw nach dem anderen fährt vorbei - und bleibt kurze Zeit später wieder stehen, um be- oder entladen zu werden. Kräne bewegen sich und heben Container an. Es hat etwas von Tetris, wenn der Kranführer die großen Behälter in der Luft dreht, auf Schienen weiter fährt und die Behälter wieder absetzt. All das ist ganz normaler Alltag im Mannheimer Mühlauhafen, in dem das Logistikunternehmen Contargo am Donnerstag, dem Tag der Logistik, zu einem Rundgang eingeladen hat.
Etwa 15 Menschen, die mit orangener Weste und rotem Helm ausgestattet werden, begrüßt Terminal-Leiterin Alexandra Kops zu Beginn der Führung. Treffpunkt ist Tor 1. Hier kommen die Lastwagen zur Anmeldung an. Teilweise kürzer als im Minutentakt fahren sie das Terminal an, damit die Container weiter verfrachtet werden können. Vorher müssen diese noch überprüft werden, etwa auf Schäden. Wenn sie nicht leer sind, befinden sich in den Behältern verschiedenste Güter, bespielsweise medizinische Produkte, Lebensmittel, Motoren oder auch Gefahrgut. Neben Tor 1 gibt es fünf weitere Tore, aus denen die Lastwagen, nachdem sie abgewickelt worden sind, wieder abfahren.
Erster Containerterminal 1968 in Mannheim gebaut
Seit 1968 besteht der Umschlagplatz im Mannheimer Hafengebiet. Es war das erste Containerterminal in einem deutschen Binnenhafen. Damals wurde es noch mit lediglich einem Kran betrieben. Titan I, so der Name, ist aber bereits Geschichte. An seiner Stelle steht nun ein Firmengebäude. Zwischenzeitlich war 1984 mit der Erweiterung des Geländes Titan II angeschafft worden, die „Oma“, wie Kops das Gerät nennt. Mittlerweile besitzt das Terminal fünf Kräne, von denen aber nur vier in Betrieb sind. Der fünfte ist beschädigt und kam seit der Anschaffung 2017 noch nicht einmal zum Einsatz. „Wegen Mängeln, die bis heute nicht behoben werden konnten“, sagt Kops.
Doch der Betrieb läuft auch mit vier Kränen auf dem insgesamt etwa 105 000 Quadratmeter großen Areal. Terminal-Leiterin Kops und ihr Team haben alles im Griff. Die Arbeit scheint schon fast automatisiert abzulaufen. Dem ist aber nicht so. Der Kranführer beispielsweise, der in gut 20 geschätzten Metern Höhe in einer Glaskabine sitzt, verrichtet seine Arbeit nach Augenmaß, erzählt Kops. Eine Kamera oder sonstige elektronische Hilfsgeräte habe er nicht zur Verfügung, um die riesigen Container hin und her zu bewegen. Eine Automatisierung der Kräne sei aber in Planung, berichtet die 42 Jahre alte Terminal-Leiterin.
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Doch nicht nur Lastwagen werden im Mühlauhafen abgewickelt. Denn Contargo versteht sich als sogenannte trimodale Logistikfirma. Sie bedient den Güterverkehr nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der Schiene und auf dem Wasser. So auch in Mannheim - und im Kaiserwörthhafen in Ludwigshafen. Zusammen bilden die beiden Terminals seit 2012 die Contargo Rhein-Neckar GmbH und werden seitdem durch das Unternehmen betrieben. Im Mühlauhafen sind für die Firma rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Auch nachts und am Wochenende wird gearbeitet. Etwa 2500 Container pro Woche werden nach den Angaben von Kops per Lastwagen in Mannheim an- und abtransportiert. Insgesamt 96 000 Container wurden vergangenes Jahr in Mannheim und Ludwigshafen per Zug, 100 000 Container per Schiff umgeschlagen. Hinzukommen die zahlreichen Container, die per Lkw weiter verfrachtet werden.
Vier Liegeplätze für Schiffe bietet das Mannheimer Contargo-Terminal bei einer Kailänge von etwas mehr als einem Kilometer. Sind die Schiffe beladen, fahren diese die Häfen im niederländischen Rotterdam und in Antwerpen in Belgien an. Das benötigt seine Zeit: Von Mannheim nach Antwerpen beträgt die reine Fahrtzeit beispielsweise 30 Stunden. Der Rückweg dauert doppelt so lang, weil es für das Schiff gegen die Strömung geht, erklärt Kops. Jeweils drei Abfahrten pro Woche gibt es. Sechs bis zehn Schiffe seien ständig unterwegs, schildert sie.
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Hinzu kommen vier Bahngleise mit einer Schienenlänge von 2,6 Kilometern. Auf zwei Gleisen könnten dabei Ganzzüge abgefertigt werden, erzählt Kops. Züge fahren nach Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Rotterdam. Vor allem für die Abwicklung von Zügen sei der Standort Mannheim aufgrund der Nähe zu Deutschlands zweitgrößtem Rangierbahnhof besonders geeignet. Ein weiterer Vorteil: Sollte der Rhein für die Schiffe nicht befahrbar sein, beispielsweise wegen Hochwasser, werde kurzerhand auf den Zug umgeschwenkt, informiert Terminal-Leiterin Kops weiter.
Zwei Umschlagplätze für Gefahrgut-Container
Auch Gefahrgut wird im Contargo-Terminal umgeschlagen. Zwei Plätze stehen dafür zur Verfügung. Zudem drei Leckagebecken, auf denen die Container gehievt werden, falls Gefahrgut austreten sollte. Stoffe, die nicht in die Umwelt gehören, werden aufgefangen und entsprechend entsorgt. Das weckt Erinnerungen an den Chemie-Unfall 2022.
Damals haben diese Becken jedoch nicht geholfen. Als der Container am Kran hing, habe es nach einer chemischen Reaktion angefangen, aus diesem zu qualmen, berichtet Kops, die bei dem Unfall aufgrund von Urlaub nicht selbst vor Ort war. So wurde der Behälter auf der Straße abgestellt, wo die Feuerwehr schließlich besseren Zugriff hatte. Den Mitarbeitern sei kein Vorwurf zu machen. Das Ereignis sei „unvorstellbar“ gewesen, nichts, womit man hätte rechnen können. „Wir haben alles getan, mehr war nicht möglich“, sagt Kops. Solche Vorfälle zu verhindern, sei unmöglich.
Auf dem Terminalgelände können rund 8800 Standard-Container gelagert werden. Alleine das Depot für leere Container nimmt eine Größe von etwa 30 000 Quadratmeter ein. Hier werden die Behälter gewartet und instandgehalten. Ist ein Behälter beschädigt oder schmutzig, wird er hier repariert und gesäubert. Ansonsten fristen die Container im Leerdepot ihr Dasein, bis sie wieder beladen werden und der Kranführer Tetris spielen darf. Unter viel Lärm und Getöse geht es danach schließlich von Mannheim wieder in die weite Welt hinaus.
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