Mannheim

Techno-Party Time Warp in Mannheim - Polizei kontrolliert mit mobilem Röntgengerät

Von 
Bernhard Haas/sh/pol
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Der Blick ins Innere: Eine Polizeibeamtin aus Frankfurt führt ein mobiles Röntgengerät vor, mit dem Drogenverstecke in Fahrzeugen aufgespürt werden können. © Bernhard Haas

Mannheim. Noch herrscht am Samstagabend die berühmte „Ruhe vor dem Sturm“ in den kleinen Zelten vor dem Gebäude des Autobahnpolizeireviers Mannheim. Aber das soll sich mit Einbruch der Dunkelheit ändern. Nach einem Jahr Pause steigt auf dem Maimarktgelände wieder die Techno-Party „Time Warp“. Grund genug für die Polizei, vor allem Pkw und Kleintransporter auf dem Anfahrtsweg über die A 656 bei Seckenheim zu kontrollieren.

Die zehn Teams an der Kontrollstelle sind auf alle Eventualitäten bestens vorbereitet. Und schon nähert sich das erste Polizeifahrzeug, das auf roten Lettern dem nachfolgenden Kleintransporter anzeigt: „Bitte folgen“. Das Fahrzeug ist den Beamten an einer künstlich errichteten Engstelle im Bereich der Baustelle Seckenheim aufgefallen, an der nur 40 Stundenkilometer erlaubt sind.

Bilanz zu den Kontrollen

Wie die Polizei am Montagmorgen mitteilte, führten die Beamten insgesamt 199 Fahrzeug- und 737 Personenkontrollen durch. Hierbei wurden 188 Strafanzeigen gestellt, darunter 170 Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Polizei betonte jedoch, dass der überwiegende Anteil der sichergestellten Drogen auf mehrere Kleinmengen zurückzuführen sei. 

Im Rahmen der Kontrollen stellten die Einsatzkräfte 29 Autofahrerinnen und Autofahrer fest, die unter dem Einfluss von Drogen am Straßenverkehr teilnahmen. Sie erwartet nun ein Straf- oder Bußgeldverfahren. 

Die Beamten nahmen am Samstagabend außerdem einen 20 Jahre alten Mann fest, der sich auf der A6 an der Tank- und Rastanlage Hockenheim Ost aufhielt, ein verbotenes Einhandmesser bei sich trug und bereits per Haftbefehl gesucht worden ist.

Techno-Festival "Time Warp" in Mannheim

  • Die Time Warp gilt als eine der wichtigsten Techno-Veranstaltungen Europas.
  • Seit mehr als 25 Jahren treten die angesagtesten Namen der Szene in der Maimarkthalle Mannheim auf.
  • Jedes Jahr tanzen Techno-Fans mehr als 20 Stunden lang in der Maimarkthalle. Am 29. und 30. Oktober fand die Veranstaltung an zwei Tagen und nur auf einer Bühne statt.
  • Die Top-DJ's waren Dixon, Seth Troxler und Sven Väth.
  • Eintritt hatten nur Geimpfte oder Genesene (2G). has

 

Personalien, Fahrzeugpapiere - und ein Drogenschnelltest

Die Beamten eines von zwölf eingesetzten Streifenwagenteams lotsen den Fahrer schließlich von der Autobahn herunter. Nun folgt die obligatorische Kontrolle. Im ersten der kleinen Zelte werden die Personalien und die Fahrzeugpapiere auf ihre Echtheit und Gültigkeit überprüft. Ein Beamter schaltet dazu einen speziellen Computer ein, mit dem er die Angaben in den Papieren kontrolliert. Unterdessen nehmen geschulte Kollegen den Mann in Augenschein, ob er irgendwelche Veränderungen in seinem Verhalten zeigt. Das ist bei ihm der Fall.

Er wird gebeten, eine Urinprobe abzugeben. Mit Hilfe einer Pipette werden einige Tropfen auf einen Schnelltest geträufelt, der von einem anderen Beamten überwacht wird. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums erklärt, können damit illegale Drogen wie Cannabis, Heroin, Morphin, Kokain, Amphetamin oder Ecstasy nachgewiesen werden.

Drogendelikte im Straßenverkehr nehmen zu

Während der Pandemie hätten die Drogendelikte jährlich um etwa zehn Prozent zugenommen, während die Alkoholfahrten um etwa den gleichen Anteil abnahmen, berichtet ein anderer Sprecher der Polizei. „Das lag vor allem daran, dass viele Vereinsfeste und sonstige Zusammenkünfte wegen der Corona-Regeln nicht stattfinden konnten.“ Außerdem seien viele Kollegen geschult worden, um im Rahmen des sogenannten Kompetenzteams „Drogen im Straßenverkehr“ (KoDiS) auf Auffälligkeiten zu achten. Das Verhältnis des im Straßenverkehr nachgewiesenen Alkohol- und Drogenmissbrauchs habe sich nicht zuletzt durch die Ausbildung der Polizisten auf 40 (Alkohol) zu 60 Prozent (Drogen) verändert. Früher sei das umgekehrt gewesen.

Polizeikommisar Knuth Gerster führt einen Drogentest durch. © Bernhard Haas

In dem konkreten Fall des jungen Fahrers zeigt sich anhand des Schnelltests ein positives Ergebnis. Er muss also Drogen – in diesem Fall Amphetamin – konsumiert haben. Damit wird er zu einer Blutprobe gebeten, denn nur diese sei gerichtlich verwertbar, erklärt der Sprecher.  Bereits am Vortag mussten sieben Personen zu einer Blutprobe.

Kontrolle führt zu Verkehrsstau

Zum ersten Mal werden die Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim übrigens an der Kontrollstelle in Seckenheim von hessischen Kollegen aus Frankfurt unterstützt. Diese können mit Hilfe eines mobilen Röntgengeräts in das Fahrzeug hineinschauen und untersuchen, ob irgendwelche Drogen in dem Fahrzeug an Orten versteckt sind, die von außen nicht eingesehen werden können. Das Gerät war am Vortag zum ersten Mal überhaupt eingesetzt worden. Allerdings wurde bei keiner Kontrolle etwas gefunden.

In einem ersten Fazit betont der Sprecher am Samstagabend, dass in diesem Jahr im Rahmen der „Time Warp“ keine übermäßige Anzahl von Drogendelikten aufgefallen war. Allerdings muss der kontrollierte Fahrer den Fahrzeugschlüssel abgeben. Er darf seine Fahrt nicht mehr fortsetzen. Nicht ganz ernst gemeint, sagt dazu einer der Polizisten lapidar: „Er war halt zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde erwischt.“ Inzwischen hat sich ein Verkehrsstau gebildet, der von Seckenheim bis nach Wieblingen reicht. 

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