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Talente im Land 2024: Zwei Stipendiaten aus Mannheim mit dabei

Ekrem Karakoyun ist vor etwas mehr als einem Jahr ohne Sprachkenntnisse aus der Türkei nach Mannheim gekommen - und nun einer von zwei Stipendiaten des "Talente im Land"-Programms. Was der Schüler nun damit plant

Von 
Jakob Walter
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Ekrem Karakoyun ist einer von zwei Mannheimer Stipendiaten. © Björn Hänssler

Mannheim. Ekrem Karakoyun ist bestens vorbereitet. Für sein Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ hat der 15-Jährige im Voraus gebeten, ihm einige wenige Gesprächsthemen zuzuschicken, um nichts dem Zufall zu überlassen. Aber auch auf spontane Zwischenfragen und Ergänzungen weiß er immer eine passende und interessante Antwort. Schnell wird deutlich: Karakoyun ist ein intelligenter und talentierter junger Mann.

Kein Wunder also, dass der gebürtige Türke nun ein Stipendium erhalten hat. Gemeinsam mit 54 weiteren Schülerinnen und Schülern wurde er von der Baden-Württemberg Stiftung und der Josef Wund Stiftung in das Programm Talente im Land (TiL) aufgenommen. Mit der 16-jährigen, in Kasachstan geborenen, Anastasia König erhielt in diesem Jahr dabei noch eine weitere Schülerin aus Mannheim das Stipendium.

Ekrem Karakoyun kam ohne Deutschkenntnisse aus der Türkei nach Mannheim

Das Programm beinhaltet auf dem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife finanzielle Förderung - etwa 200 Euro monatlich. Hinzu kommen individuelle Beratungen und Bildungsangebote für „engagierte und begabte Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg zum Abitur wegen der persönlichen Geschichte oder aufgrund von sozialen Umständen besondere Herausforderungen zu meistern haben“. So heißt es auf der TiL-Webseite.

Auch Anastasia König aus Mannheim hat ein Stipendium erhalten. © Bjoern Haenssler

Karakoyun ist in der türkischen Stadt Kayseri geboren - Hauptstadt der gleichnamigen Provinz mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern. Warum er gemeinsam mit seiner Familie im März 2023 nach Deutschland auswanderte, möchte er nicht erzählen. Seine Heimat zu verlassen, sei dabei nicht einfach gewesen. „Ich vermisse alles“, erinnert sich Karakoyun vor allem an seine Freunde und seine alte Schule.

Doch sein neues Umfeld habe er schnell liebgewonnen. „Das Leben in Deutschland ist für mich wirklich sehr schön. Als ich das erste Mal hierherkam, war ich über einige kulturelle Unterschiede sehr überrascht“, lacht Karakoyun und erzählt dabei von Zebrastreifen und den sauberen Straßen. An seine neue Umgebung habe er sich dann jedoch schnell gewöhnen können.

Karakoyun gewöhnt sich schnell an Deutschland und Mannheim

Das wird vor allem ersichtlich, wenn auffällt, wie gut der 15-Jährige bereits nach so kurzer Zeit die deutsche Sprache beherrscht. „Am Anfang war es schwierig“, erzählt er, nun falle es ihm aber von Tag zu Tag leichter. Hierfür seien auch seine Lehrerinnen an der Integrierten Gesamtschule Herzogenried verantwortlich, an der er die achte Klasse des Gymnasiums besucht. „Ich habe sehr, sehr gute Lehrerinnen“, schwärmt Karakoyun.

Talente im Land

  • Das Stipendienprogramm Talente im Land (TiL) existiert seit 2003 und wird von Baden-Württemberg Stiftung sowie Josef Wund Stiftung getragen.
  • TiL unterstützt Jugendliche, die auf dem Weg zu Abitur oder Fachhochschulreife aufgrund ihrer Lebensverhältnisse Hürden zu überwinden haben.
  • In diesem Jahr erhielten von etwa 300 Bewerbern 55 Schülerinnen und Schüler ein Stipendium.
  • Stipendiaten müssen neben guten schulischen Leistungen auch soziales oder politisches Engagement vorweisen.

 

Dabei hatte es rund sechs Monate gedauert, bis der 15-Jährige nach seiner Ankunft in Deutschland zur Schule gehen konnte. Und auch hier musste er sich zunächst eingewöhnen. „Am Anfang war es schwierig. Jetzt kenne ich in der Schule viele Menschen und sie kennen mich auch“, erzählt Karakoyun. Wie wichtig ihm die Schule, seine Freunde sowie seine Lehrer dort sind, wird dabei schnell ersichtlich.

Seine Lehrerinnen sind auch dafür verantwortlich, dass der 15-Jährige, der mit seiner Familie auf der Rheinau lebt, bei Talente im Land aufgenommen wurde. Aufgrund seiner guten Noten, seines Fleißes und seiner hohen Lernbereitschaft haben laut Karakoyun vier seiner Lehrerinnen sowie die Schuldirektorin das Stipendium für ihn beantragt. Während des Bewerbungsverfahrens sei er „gestresst und sehr aufgeregt“ gewesen, erinnert er sich lachend.

Karakoyun aus Mannheim überglücklich über die Aufnahme ins "Talente im Land"-Programm

Dass es nun geklappt hat, macht Karakoyun überglücklich. „Das Stipendium bedeutet für mich mehr Selbstvertrauen und neue Freunde“, erklärt er. Auch das Taschengeld könne der 15-Jährige gut gebrauchen - für den Kauf von Büchern, die sich um seine Leidenschaft drehen: Naturwissenschaft. „Meine Ziele sind: gute Noten zu bekommen, eine gute Universität zu besuchen und dann Ingenieur oder Mathematikprofessor zu werden.“ So ganz möchte sich Karakoyun da noch nicht festlegen.

Für das neue Jahr jedoch hat er schon klare Ziele: seine Sprache verbessern, gute Noten schreiben und mindestens 50 Bücher lesen - am liebesten über Mathematik, Chemie oder Physik. Und wenn sich Karakoyun mal nicht mit Naturwissenschaften beschäftigt, fährt er Fahrrad, schwimmt oder spielt Tischtennis. Für andere Aktivitäten habe er sonst keine Zeit. In Zukunft wolle er aber gerne an Tischtenniskursen und -wettkämpfen teilnehmen.

Redaktion Online-Redakteur, zuständig für redaktionelle Videos

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