Gesundheit

Suche nach Stammzellenspender: So lief die Typisierungsaktion für Tim

Der 33 Jahre alte Lampertheimer Tim Balz leidet an Leukämie. Um gesund zu werden, braucht er dringend eine Stammzellspende. So lief die Typisierungsaktion.

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Tim Balz musste bei der Typisierungsaktion eine Schutzmaske tragen. © Sylvia Osthues

Mannheim. Nach möglichen Lebensretterinnen und -rettern haben am Samstag die Familie, Freundinnen und Freunde des an Blutkrebs erkrankten Tim Balz aus Lampertheim gesucht. Dabei sind sie bei der Typisierungsaktion unter dem Motto „Tims Glückssträhne beginnt mit dir“, die gemeinsam mit der DKMS durchgeführt wurde, mehr als 60 Mal fündig geworden (außerdem mehr als 70 online).

Denn so viele Menschen haben sich an diesem Tag in den Räumlichkeiten von „Pflege im Quadrat“ als potenzielle Stammzellen-Spenderinnen und Spender für Menschen, die an Blutkrebs erkrankt sind, typisieren lassen. „Das ist ein richtig gutes Ergebnis für uns“, freute sich Balz über den Zuspruch.

Tim Balz erkrankt vor einem Jahr an Leukämie

Alles begann mit der Leukämie-Erkrankung des Friseurmeisters vor knapp einem Jahr. Der 33-Jährige benötigt eine Stammzelltransplantation und dazu braucht er seinen genetischen Zwilling, der genau die richtigen Stammzellen für Balz spenden kann. Seine Familie, Freundinnen und Freunde zögerten nicht lange und stellten gemeinsam mit ihm die Typisierungsaktion auf die Beine. Ein Ort war schnell gefunden: in den Räumlichkeiten von „Pflege im Quadrat“ auf der Schönau.

Es ist einfach schön, zu sehen, wie viele für mich da sind.
Tim Balz

Balz verbindet mit dieser Aktion „ein bisschen Hoffnung“. Er hat bereits vier Chemotherapien erhalten, eine große sowie drei kleinere, die er gut vertragen hat. Nun hofft er auf seine Stammzellen-Transplantation. „Ich stehe noch hier und bin dankbar, dass es mir so weit gut geht, dass ich selber mithelfen kann“, sagte Balz. Er war „überwältigt von so viel freiwilligem Engagement und spontaner Unterstützung“, die er am Samstag erfahren durfte. „Es ist einfach schön, zu sehen, wie viele für mich da sind“, sagte er.

Mund auf. Stäbchen rein: Emilia Bickmann von der DKMS (von links) erklärt Kevin Khan, wie die Typisierung mithilfe einer Mundschleimhautprobe funktioniert. © Sylvia Osthues

Tim Balz dankte allen, die mitgemacht haben, allen Helfern und Kuchenspendern, die die Aktion zu einem familiären Event werden ließen. „Das wollte unser Tim“, sagte seine Tante, Bianca Kraus. Sie half ebenso wie Sarah Gudelj mit an der Kuchentheke. „Ich kenne Tim seit 15 Jahren, wir haben einen Großteil unserer Jugend zusammen verbracht. Seine Krankheit hat mich sehr getroffen und trifft mich immer noch, wir versuchen alle, das Beste für ihn zu machen“, sagte Gudelj.

Typisierungsaktion für Tim – Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein

Jordan Radenheimer ist mit seiner ganzen Familie aus Schönau und Gartenstadt gekommen, um sich typisieren zu lassen: „Wir mögen Tim sehr, deshalb machen wir das“, sagte er. „Wir wollen uns typisieren lassen und haben auch viele andere motiviert, mitzumachen“, berichteten Kim und Moritz Haller aus Plankstadt. „Ich bin gekommen, weil ich helfen will. Die Aktion ist wichtig und ich hoffe, dass möglichst viele kommen“, sagte Kevin Khan aus Schönau.

Emilia Bickmann von der DKMS erklärte ihm und anderen Spendern, wie die Typisierung mithilfe einer Mundschleimhautprobe funktioniert: Wattestäbchen in den Mund und eine Minute auf jeder Wangenseite reiben. „Das ist nichts im Gegensatz zu dem, was Leute machen müssen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, Blutkrebs kann jeden treffen“, meinte Jessica Loth aus Schönau. Auch viele, die schon seit Jahren bei der DKMS registriert sind, waren gekommen, um die Aktion zu unterstützen, beispielsweise auch durch eine Spende, wie Niki und Stefan Klemm aus Käfertal.

Viele Menschen sind zu der Typisierungsaktion von Tim Balz gekommen. © Sylvia Osthues

„Es ist super und Wahnsinn, dass so viele gekommen sind, um zu helfen, wir hoffen das Beste“, sagte Viktor Lisewski, der Vater von Tim Balz. Auch Annika Becker von der DKMS zeigte sich beeindruckt: „Die Typisierungsaktion war von Anfang an ein Erfolg. Jeder neue potenzielle Stammzellspender bedeutet eine neue Chance auf Leben für Patienten weltweit. Es ist ermutigend zu sehen, wie viele bereit sind, soziale Verantwortung übernehmen und andere dazu motivieren, aktiv zu helfen.“

Fast 14.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Leukämie

Jedes Jahr erhalten fast 14.000 Menschen in Deutschland die niederschmetternde Diagnose Leukämie oder eine andere Erkrankung des blutbildenden Systems. Oft ist eine Stammzellspende die einzige Chance auf Heilung. Doch dafür muss ein passender Spender gefunden werden – jemand, dessen Gewebemerkmale mit denen des Patienten übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen passende Gewebemerkmale haben, ist äußerst gering. Umso wichtiger ist es, möglichst viele potenzielle Spender zu registrieren und die weltweite Suche nach „genetischen Zwillingen“ zu erleichtern.

Bei der Typisierungsaktion werden die Gewebemerkmale der Spender mithilfe einer Mundschleimhautprobe in einem Speziallabor bestimmt. Diese Merkmale – eine individuelle Kombination aus Zahlen und Buchstabenkombinationen – sind ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems und entscheiden darüber, ob eine Stammzellspende erfolgreich sein kann. Die ermittelten Daten werden pseudonymisiert und den internationalen Suchzentren zur Verfügung gestellt, sodass Ärzte weltweit die Möglichkeit haben, passende Spender für ihre Patienten zu finden.

Und wer an diesem Tag nicht kommen konnte, hat die Möglichkeit, sich online ein Registrierungsset nach Hause zu bestellen : www.dkms.de/fuertim

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke