Christine Maisch-Straub
Querelen im Vorstand, zerstrittene Mitglieder, angebliche Wahlmanipulation und eine geplatzte Jahreshauptversammlung: Im 1390 Mitglieder starken Tierschutzverein herrscht dicke Luft. Noch wollen Vorsitzender Herbert Rückert und seine Vize Sonja Born keine Details preisgeben. "Um der Sache und dem guten Ruf des Vereins nicht zu schaden", versichert sowohl Born als auch Rückert - da sind sich beide ungewohnt einig. Nur so viel: An der Vereinsspitze gibt es Differenzen - und am 30. März in der Rheingoldhalle eine Wiederholungsversammlung samt Neuwahlen.
Mitglieder in Lager gespalten
Die Fakten: Als sich der ehemalige Erste Vorsitzende Franz Kühner aus Altersgründen 2006 aus der aktiven Arbeit zurückzog, stehen Neuwahlen an. Wer soll Kühners Nachfolge antreten? Der Vorstand einigt sich auf Polizeioberkommissar Herbert Rückert, der seit 1986 als Vize tätig ist. Für das Amt des Zweiten Vorsitzenden kandidierte Sonja Born. Sie wurde auch gewählt. "Doch die Zusammenarbeit war nicht harmonisch", umschreibt Herbert Rückert jetzt auf "MM"-Anfrage die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vereinschefs. "Nicht in tierschützerischen Angelegenheiten", räumt der Beamte ein, "sie macht wirklich sehr gute Aktionen". Doch wie die Geschäfte zu führen seien, vom Kassenbuch bis zur Wahl des Veterinärmediziners, da sei man sich wohl uneins.
Rasch bildeten sich innerhalb des Vereins zwei zerstrittenen Parteien. Schließlich kam es Anfang des Monats zu einer Jahreshauptversammlung, die Mitglieder als "Fiasko" beschreiben und Rückert "Wahlbeeinflussung" vorwerfen. So habe der Tierschützer-Chef Mitglieder mit den Worten "du weißt dann schon, wen du zu wählen hast" um Wahlbeteiligung gebeten. "Das stimmt zum Teil", räumt Rückert ein. Bereits Ende 2008 sei einer Mitarbeiterin eine plötzliche Flut an Neueintritten aufgefallen, darunter viele Namen von Verwandten seiner "Gegner": "Also hab' ich Leute angerufen, von denen ich weiß, dass sie am sicheren Fortbestand des Vereins interessiert sind", erläutert Rückert vorsichtig: "Doch selbst, wenn ich das gewollt hätte, eine Wahlempfehlung hätte ich bei diesen mir bekannten Leuten gar nicht aussprechen müssen." Was einige Mitglieder noch als "bodenlose Frechheit" empfinden: Vor dem Eingang zur Versammlung seien - mit den Worten "Wenn sie das nicht nehmen, kommen sie hier aber nicht rein" - Kandidatenlisten ausgegeben worden. "Das stimmt nicht", verneint Rückert. Seine 33 und 21 Jahre alten Kinder hätten zwar die Zettel verteilt, aber ohne diesen Kommentar: "Das haben sie mir absolut glaubhaft versichert."
Und sowohl der telefonische Appell zur Wahl zu kommen, als auch das Verteilen von Kandidatenempfehlungen sei völlig legitim: "Normales Wahlkampfgebahren, das hat mein Anwalt bestätigt." Fazit: Statt der erwarteten 70 bis höchstens 300 Mitglieder pilgerten rund 500 zum Termin in einen hoffnungslos überfüllten Rheingoldhallen-Saal. "Da hieß es dann, ich hätte die Versammlung dilettantisch vorbereitet", berichtet Rückert: "Aber mit so viel Teilnehmern konnte man wirklich nicht rechnen."
Wie auch immer: Die Jahreshauptversammlung platzte, weil zu viele Mitglieder da waren. Am Montag, 30. März, um 19 Uhr, steigt jetzt in der Rheingoldhalle Teil II. Man darf gespannt sein.
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